„Ein BaBuCaBi? Nice!“- wahrscheinlich haben sich viele Dresdner gefragt, was das eigentlich heißen soll, als die gelben Werbeplakate vielerorts auftauchten. Das Wortspiel steht für Bahn, Bus, Car- und Bikesharing. Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) bieten zusammen mit lokalen Partnern eine Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr. Die Nutzung verspricht individuell, schnell und einfach zu sein, vor allem soll ein Beitrag zur Umweltfreundlichkeit geleistet werden. Im zweiten Teil der Serie stellen wir das neue Carsharingangebot der DVB vor.
DVB plus Teilauto=MOBIcar
Wenn die Bahn für den Transport der Einkäufe nicht ausreicht oder das Ziel außerhalb Dresdens nicht mit den Öffis erreicht werden kann, könnten die gelben Flitzer ins Spiel kommen. Ideal, laut den Dresdner Verkehrsbetrieben, um „die Individualität eines Autos“ zu nutzen, ohne eins anschaffen zu müssen.
Teilauto wurde zum Partner der DVB, gemeinsam stellen sie über 300 Fahrzeuge in ganz Dresden zur Verfügung. Die Kooperation ist vor allem für DVB-Stammgäste von Vorteil. Hat man eine Abo-Monatskarte bzw. ein Jobticket, entfällt bei der Teilautonutzung die Kaution, der Startpreis sowie die monatliche Grundgebühr und das in ganz Mitteldeutschland. Die Abrechnung erfolgt nur über die gefahrenden Kilometer und die Zeit, in der man das Mobil genutzt hat. Hört sich attraktiv an. Bleibt es aber leider nur für DVB-Abokunden.
Warum Carsharing?
Laut dem Bundesverband Carsharing e.V. nutzen deutschlandweit über zwei Millionen Menschen Carsharingservices. Durch Corona ist die Nachfrage sogar noch gestiegen. Schließlich fahren keine Fernbusse, die Bahn ist oft preisintensiv und öffentliche Verkehrsmittel sind Orte mit hohem Infektionsrisiko.
Ohnehin bietet das Konzept viele Vorteile, man spart sich nicht nur die Anschaffungskosten für ein eigenes Auto, sondern auch Steuern, Versicherung, Gebühren für Stellplätze und Reparaturkosten. Die Haltungskosten eines Autos und die tatsächliche Nutzung stehen oft nicht ausgeglichen im Verhältnis zueinander. Es sei denn, man ist Pendler oder Vielfahrer.
Bei regelmäßiger Carsharingnutzung wird es am Ende doch recht teuer. Laut Teilauto kann ein gemeinsam genutztes Fahrzeug bis zu zehn private PKW ersetzen. Für die autoüberladene Neustadt lässt das auf die Entspannung der Parkplatzsituation hoffen. Die Fahrzeuge sind modern und sparsam, das freut auch die Umwelt.
Die Nutzung von MOBI
Die DVB verspricht, dass die Nutzung denkbar einfach und bequem ist. Die Buchung ist rund um die Uhr per MOBIapp möglich, dort wird man automatisch zu Teilauto weitergeleitet. Reservieren ist nicht nötig. Vom Smart bis zum Transporter, jede Größe ist zu finden.
Insgesamt sind acht Fahrzeugklassen, darunter auch E-Autos buchbar. Am Ende der Spritztour stellt man das Auto wieder am Ausgangspunkt* ab – die Parkplatzsuche entfällt. Neben den altbekannten Teilautostationen, die man zahlreich in der Neustadt finden kann, sind die sogenannten Mobipunkte u.a. auf dem Bischofsweg, dem Königsbrücker Platz und am Martin-Luther-Platz zu finden.
Logistisch günstig in der Nähe von Haltestellen und Verkehrsknotenpunkten. Man öffnet den Wagen mit der App, im Handschuhfach sind dann die Schlüssel und die Tankkarten zu finden, mit diesen tankt man bargeldlos. Das verursacht keine weiteren Kosten, weil die Kilometerpauschale diese schon abdeckt.
Wie fällt das Feedback der Nutzer aus?
Alfred Haberkorn von der Banda Internationale nutzt Teilauto seit mehr als zehn Jahren. Er bucht sich ein PKW für Einkäufe im Baumarkt, für Kurzurlaube aufs Land, wenn er etwas oder jemanden transportieren möchte oder für Touren mit der Band. Insgesamt findet er es praktisch sowie nutzerfreundlich.
Die Stellplätze sind gut verteilt und platziert, verschiedene Automodelle sind verfügbar und jede Fahrt wird ganz klar einzeln abgerechnet. Mit dem Smartphone kann er von unterwegs bestimmte Details klären, beispielsweise die Nutzungsdauer verlängern oder die Schadensliste checken.
Auch Annette Rottmann von den Grünen nimmt das Angebot als einfach und lohnenswert wahr. Sie profitierte vor allem davon, als ein eigener PKW für sie nicht zu erwirtschaften war. Besonders kurze Wege in der Stadt ohne viele Pausen sind sehr günstig, sagt sie. Sie räumt aber auch ein, dass die Nutzung über längere Distanzen und mehr Tage zu teuer ist. Dann steigt sie lieber auf die Bahn oder ein klassisches Mietauto um.
MOBIcar-Fahr doch was du willst
Die Nutzung des MOBI-Konzepts bietet viele Vorteile für den eigenen Geldbeutel, die Infrastruktur und die Umwelt. Es ergänzt den öffentlichen Personennahverkehr, steigert die Flexibilität und könnte ein privates Fahrzeug überflüssig machen.
Schade ist allerdings, dass dieser preisgünstige Service nur den Abokunden der Dresdner Verkehrsbetriebe zu Gute kommt. Normale teilAuto-Nutzer müssen pro Monat mindestens 9 Euro bezahlen und eine Startgebühr von 25 Euro. Andere Carsharinganbieter in anderen Städten machen vor, was bei MOBI nur den Stammgästen der DVB vorbehalten bleibt: oft werden gar keine monatlichen Gebühren oder Kaution veranschlagt. Die MOBIpunkte machen das Angebot in der Stadt gut sichtbar.
Das weckt sicher Interesse dafür bei den Einwohnern. Vielleicht schaffen es die beiden Kooperationspartner in Zukunft aber auch, Anreize für diejenigen zu schaffen, die sich nicht ohnehin schon für eine umweltfreundliche Mobilität entschieden haben.
Weitere Informationen
- Erklärvideo
- www.mobi-dresden.de
- Mobipartner: Drewag, Nextbike, DVB, Stadt Dresden, VVO, Teilauto
- Dresdner Verkehrsbetriebe AG, MOBI, Trachenberger Straße 40, 01129 Dresden
*In der ersten Version des Artikels hatten wir geschrieben, dass man die Fahrzeuge an einem beliebigen Mobipunkt abstellen kann. Das ist falsch. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
„Die DVB verspricht, dass die Nutzung denkbar einfach und bequem ist.“ und „Die Stellplätze sind gut verteilt und platziert,…“
Besonders einfach und und gut platziert auch hinsichtlich des Ladevorganges.
Erstmal in den Gegenverkehr rauschen, dort Radfahrer etc. gefährden, um dann rückwärts einzuparken. Und beim Start wird der Elektromobilist dann zum Geisterfahrer.
„Auch Annette Rottmann von den Grünen nimmt das Angebot als einfach und lohnenswert wahr. Sie profitierte besonders davon, weil ein eigener PKW für sie wirtschaftlich ist.“
Warum benutzt sie dann nicht ihr eigenes Auto?
@Timur: da hat es mir bei der Korrektur ein „nicht“ verschluckt. Richtig muss es heißen: „Sie profitierte besonders davon, weil ein eigener PKW für sie nicht wirtschaftlich ist.“ Wird gleich korrigiert.
Das mit dem Einparken verstehe ich nicht. Nehme an, du meinst am Bischofsweg. Meines Erachtens müssen die E-Autos dort vorwärts einparken. Dann macht das mit dem Gegenverkehr und der Geisterfahrerei wiederum Sinn.
„Andere Carsharinganbieter in anderen Städten machen vor, was bei MOBI nur den Stammgästen der DVB vorbehalten bleibt: oft werden gar keine monatlichen Gebühren oder Kaution veranschlagt.“
Bei teilAuto gibt es den „Starttarif“ ohne monatliche Gebühren. Eine Kaution von 100€ (die man ja bei Austritt zurück erhält) halte ich außerdem für gerechtfertigt, denn irgendeine Sicherheit muss das Unternehmen ja haben…
@Anton:
Die Martin-Luther-Straße ist doch keine Einbahnstraße, oder?
Egal ob das schwarz-gelbe Auto auf dem Bild von der Bautz’ner oder vom Martin-Luther-Platz kam, es musste rückwärts in die Ladebucht.
Für das Manöver wird so oder so die ganze Straße gebraucht.
Ah, du meinst den auf der Martin-Luther-Straße, ok. Aber der parkt einfach nur falschrum, ist auch, glaub ich, kein E-Auto.
Grundsätzlich hast Du aber Recht, die Lösung mit dem Schrägparken und Ladestationen ist nicht ausgereift, siehe Bischofsweg. Da wird das Ausparken zum Risiko.
!!! Schrägparken !!!
War sicher das erste mal dass die Verantwortlichen sowas „neues“ geplant haben… da kann man ja nicht an alles denken…
Da sollte man evtl. erstmal mit Playmobil die Sache spielerisch auf dem Tisch üben…
Hier sind mehrere Fehler im Beitrag:
1. Das Auto kann nicht an einer beliebigen Station zurück gegeben werden, sondern die Autos sind stationsgebunden. Das macht das Auffinden von gewohnten Autos aber auch zuverlässig.
2. Jeder kann Mitglied beim Mobi-Partner Teilauto werden, aus verschiedenen Tarifen wählen und auch die „gelben“ Autos nutzen.
Dank Mobi wird das Carsharing deutlich sichtbarer in der Stadt.
@stephwe: Danke für die Hinweise. 1. ist korrigiert. 2. das ist schon richtig, aber man hat dann nicht die Vorteile der Abokunden. Das ist wohl etwas ungünstig formuliert, ich besser da mal nach.
Zum Teilauto-Tarif: Im Starttarif (0 Euro Monatsbeitrag) sind die Kosten pro Fahrt einfach etwas höher als im Rahmentarif (9 Euro/Monat) oder Vielfahrertarif. Die Aussage im Artikel ist einfach irreführend. Wenn man Monatsgrundpreise von Carsharing-Anbietern vergleicht, müsste man gleichzeitig auch noch die Preise pro Fahrt und das Gesamtangebot (Anzahl der Standplätze, Auswahl bei Fahrzeugen usw.) mit den „anderen“ Carsharing-Anbietern vergleichen. Fahrrad, ÖPNV und Teilauto in Kombination sind jedenfalls für unsere Familie deutlich billiger und komfortabler als ein eigenes Auto.
Ist schon die richtige Richtung gedacht- aaaber die Werbetexte?
Der Werbetexter hat wohl noch nen Schnuller im Mund.