Der kunterbunte, stets gut gefüllte Tauschschrank an der Martin-Luther-Kirche steht nur noch bis Sonntag. Das teilte heute die Stadtverwaltung mit. So wurde der Schrank in den vergangenen zwei Jahren zwar rege genutzt, allerdings jedoch zunehmend für die Entsorgung von nicht mehr brauchbaren Gegenständen und Sperrmüll missbraucht.
Diese Müllablagerungen verschandelten nicht nur das Umfeld, sondern erforderten auch einen hohen Entsorgungsaufwand. Allein im Jahr 2020 entfernte die Stadtreinigung Dresden in 34 von 53 Wochen Sperrmüll aus dem Umfeld des Schrankes.
„Wir bedauern, das Projekt nicht fortsetzen zu können. Doch die zunehmenden Müllablagerungen belasteten die Nachbarschaft“, sagt Stadtbezirksamtsleiter André Barth. Auch nächtliche Randale am Schrank wurden dem Amt gemeldet. Sperrmüll und nicht mehr brauchbare Gegenstände einfach im öffentlichen Raum zu entsorgen, habe absolut nichts mit Nachhaltigkeit zu tun.
Polstermöbel, Matratzen oder auch abgelegte Kleidungsstücke, die zum Teil tagelang im Regen stehen, nehme niemand mehr mit. „Somit kippte der ursprüngliche Gedanke einer sinnvollen Weiternutzung ins Gegenteil. Aus diesem Grund haben wir gemeinsam entschieden, das Projekt zum 31. Januar 2021 zu beenden“, so Barth.
2019 wurde der Tauschschrank aufgestellt
Das Stadtbezirksamt Neustadt hatte das Projekt gemeinsam mit Pfarrer Eckehard Möller und Christopher Colditz, damals Ortsbeirat und jetzt Stadtrat, ins Leben gerufen, um eine nachhaltige Weiternutzung von Alltagsgegenständen im Stadtbezirk Neustadt zu fördern.
Colditz hatte schon im vergangenen Frühjahr dazu aufgerufen, dass sich mehr Freiwillige zur Betreuung des Schrankes finden mögen. „Ich glaube, mit mehr Unterstützung hätte der Tauschschrank funktionieren können“, so Colditz. „Möbelstücke hatten wir immer mal wieder, das ist ja so ein Neustadt-Ding, die Sachen vor die Tür zu stellen“, sagt er und fragt sich jedoch, warum Leute, die ihre alten und kaputten Regale ins Auto packen, nicht zur Müllstation am Hammerweg fahren.
Insgesamt zieht er trotzdem ein positives Fazit. „Das Projekt lief zwei Jahre, das ist ein beachtlicher Zeitraum, wir hatten die Möglichkeit geschaffen, Sachen zu tauschen, Betrieb war immer am Schrank, auch Wohnungslose hat man da oft gesehen.“
Pfarrer Ecki Möller stimmt der Abbau des Tauschschrankes traurig: „Es ist aber leider notwendig geworden, weil sich so viele nicht an die Spielregeln gehalten haben.“ Er hofft jetzt, dass sich das Tauschschrank-Projekt an anderer Stelle vielleicht umsetzen lässt.
Online-Tausch-Markt und El Grand Tauscho
Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass es auf dresden.de einen Tausch- und Verschenke-Markt gibt. Außerdem können Sachspenden an zahlreichen Annahmestellen abgeben werden, eine Übersicht dazu steht ebenfalls auf dresden.de Außerdem organisiert der Scheune-Verein, meistens im Frühjahr und im Herbst, den „El Grand Tauscho“ auf dem Scheunevorplatz. Termine und weitere Informationen gibt es hier: scheune.org
Das Stadtbezirksamt Neustadt appelliert an alle bisherigen Nutzerinnen und Nutzer des Tauschschrankes, ab Montag, 1. Februar 2021 keine Gegenstände mehr an der Martin-Luther-Kirche abzustellen und weist darauf hin, dass das Ablegen von Müll jeglicher Art, auch das Abstellen von „Verschenkekisten“ im öffentlichen Raum nicht erlaubt ist und als Ordnungswidrigkeit geahndet werden kann.
Abfall-Entsorgung in der Dresdner Neustadt
- Im Themenstadtplan der Stadt kann man sich nicht nur alle Wertstoffhöfe und Containerstandplätze anzeigen lassen, es werden auch mobile Sammelstellen und sogar die einzelnen öffentlichen Mülleimer angezeigt.
- Der Wertstoffhof am Hammerweg 23 hat von Montag bis Freitag, von 7 bis 19 Uhr geöffnet, sonnabends von 8 bis 14 Uhr, weitere Infos unter dresden.de
Die Idee war wirklich gut, ich habe selbst hin und wieder etwas neuwertiges hineingestellt, dass ich selbst nicht mehr brauchte. Leider wurden viel zu viele Lumpen und Müll einfach nur daneben geworfen, da kann ich die Abschaffung völlig nachvollziehen.
Als Anwohner Ecke Nordstraße / Kamenzer Straße kann ich das gleiche hier beobachten. Bis vor ein paar Jahren stellten die Leute dort noch brauchbare alte Möbel u.ä. ab. Die Sachen waren i.d.R. nach kurzer Zeit weg. Heute ist es ein Müllhaufen, der alle 1-2 Wochen von der Stadtreinigung geräumt wird. Anfangs wollte die Stadt sogar den Bewohnern des Hauses die Kosten auferlegen. Die Müll-Ecke ist nämlich Privatgrund und gehört zum Haus. Danke liebe Mitmenschen. Ihr werdet die Neustadt noch ein Marxloh verwandelt. Nun, vielleicht hilft es ja gegen die Gentrifizierung, mögt Ihr denken, aber wahrscheinlich führt es nur zu mehr Polizeistaat.
Das ist wirklich schade…Eine sinnvolle Idee, wird durch Mit Verlaub, Idioten, zu Fall gebracht.
Ich habe die Anschaffung nicht so ganz verstanden. Denn die kleinen schönen zu verschenke Kisten die vor den Hauseingängen stehen, werden meistens gepflegt. Und es war abzusehen, dass die Menschen den Schrank als Müllablage nutzen (leider). Also lasst die Menschen einfach ihre Kisten vor ihren Hauseingängen stehen und pflegen. Das artet nicht so aus und ist so schön und sympatisch :-)
Das liegt nicht an den Idiot:innen, sondern an der Gesellschaft, die viele gut funktionierende Idiot:innen hervorbringt. Unter den gegebenen Umständen ist die Vermüllung des Tauschschranks einfach logisch. Das Gleiche passiert mit anderen öffentlichen Gütern: Gewinne privatisieren (Nützliges billig bekommen) und Kosten auf die Öffentlichkeit abwälzen (Unnützes billig loswerden).
Was Isa sagt!
Kommentar entfernt, bitte unterlassen Sie Gewaltaufrufe.
@ Peter: etwas gewaltloser sowohl im Denken als auch in der Kommunikation wäre ganz nett.
Man muss wirklich sagen, endlich!!! Lang genug hat dieses Experiment einen ganzen Platz verschandelt und verdreckt.
Es wurde auch Zeit. Hätte der Schrank auf der anderen Seite der Kirche gestanden, wäre er wohl schon eher abgebaut worden. Uns als direkte Anwohner 2 Jahre diesem Müll und Lärm auszusetzen, ist weder christlich noch sozial. Einen werten Pfarrer habe ich nur bei einem Pressetermine zu sehen bekommen. Aufgeräumt und mitgeholfen hat er nach meinen Beobachtungen nicht. Der Zweck heiligt eben nicht die Mittel. 2 Jahre lang die direkten Anwohner quasi zu ignorieren und dies als soziales Projekt zu verkaufen ist echt beeindruckend. Stellt das Ding doch an die Elbe oder auf den A-park. Da stört es keinen und hilft denen, welche Hilfe benötigen.
ach Gundula, ist da nicht reichlich viel Unterstellung drin? Schade, dass Sie oft so rumpoltern. Den „werten“ können Sie sich dann auch sparen.
Sie dürfen mich auch dirket ansprechen, wenn Sie was stört. So weit weg wohne und arbeite ich ja nicht. Und Sie sehen mich auch oft genug auf dem Platz. Nicht nur zu Presseterminen.
@Ecki, da muss ich Gundula recht geben. Um den Schrank haben Sie und die Linke.de sich nicht gekümmert. Dieses „Projekt“ war ein Selbstläufer. Leider in die falsche Richtung. Ich bin heute an diesem Schrank( Aussenstelle der Müllentsorgung Hammerweg) vorbei gefahren. Da liegt der Dreck auf dem Fußweg, alte Möbelteile ziehren den „Schrank“ Ich denke auch, das der Schrank auf der anderen Seite der Kirche keine 2 Jahre gestanden hätte. Aber nun ist diese Episode endlich beendet.
,
Naja, dann entsorge Ich den Sperrmüll halt wieder im Wald …
Schade, dass dieses Projekt, ausgerechnet in der Neustadt, scheitert…The sign of times.
In wiefern wurdest du denn ignoriert Gundula?
Und was soll der Tauschschrank denn an der Elbe, wenn die Gemeinde ihn an der Kirche aufstellen darf. Am Elbufer wied die Kirche nicht das Recht dazu haben, denke ich.
Aber an die Elbe würde der Schrank gut passen. Im Sommer fällt er zwischen dem ganzen Müll gar nicht auf. Am besten unterhalb der Albertbrücke auf der Neustädter Seite aufstellen. Direkt in den Pavillon rein. Damit nichts Naß wird.
@ TomDD & Gundula: Auf der anderen Seite (Nordseite) der Kirche ist eine Rampe für Rollstühle, Kinderwagen usw. Geht daher nicht. An anderer Stelle rings um die Kirche ist städtischer Boden. Ging also leider auch nicht.
Ich hätte den Schrank lieber auf „meiner“ Seite der Kirche aufgestellt, weil ich ihn dann besser im Blick gehabt hätte. Geht aber nicht, s.o.
Auch wenn der Verweis auf den Hammerweg immer wieder kommt: ohne Auto ist das ein Stück, zumal mit Sperrmüll auf dem Rücken.
Ich würde mal behaupten, dass ein oder zwei gut platzierte Container für Sperrmüll und Elektroschrott (nachts verschlossen) einen gewissen Effekt bringen würden. Vielleicht noch betreut durch irgendein Sozialprojekt. Könnte u.U. sogar günstiger sein, als die Beseitigung illegaler Müllecken.
@e-haller:
Es gibt die Möglichkeit „Sperrmüll“ zu bestellen..
Da wird er am Abend vor Termin hingestellt und am nächsten Tag ist es weg. Braucht also kein Auto, aber die Leute sind zu faul sich zu kümmern oder zu organisieren… da nützt ein Contaimer 100m weiter leider auch nichts…
Ist halt Kultur so…. auch eine ABM-Betreuung kann nicht fruchten, der Schrank war ja auch nicht alleine..
was der Haller sagt! könnte auch der ecke in der auf dem mittelstück der sebnitzer helfen.
„Auch wenn der Verweis auf den Hammerweg immer wieder kommt: ohne Auto ist das ein Stück, zumal mit Sperrmüll auf dem Rücken.“
Allerdings hört man das Transportproblemargument immer nur, wenn es um die Entsorgung geht. Die Anschaffung hingegen ist nie ein Problem, da finden sich immer kurzfristig Lösungen, man lässt liefern oder schnappt sich zum Abholen jemanden aus dem Bekanntenkreis mit Fahrzeug usw. …
@DerJörg: Meine Meinung. Faulheit bestärkt das Opfer-mimimi. Egoismus sowieso.