Winter, Pandemie und das soziale Leben ist auf ein Minimum beschränkt. Ein denkbar schlechtes Rezept für Gesundheit und Wohlbefinden, besonders für alle, die schon ohne Ausnahmezustand besonderer Unterstützung bedürfen. Und für die, die sich diese Unterstützung zum Anliegen gemacht haben, sprich Vereine wie Malwina, Aids-Hilfe und Treberhilfe. Wie sich dort die Situation gestaltet, hat uns interessiert.
Wir sind trotzdem da
Malwina betreibt unter anderem das Louise-Haus für Kinder, Jugendliche und Familien. Es bietet verschiedene Veranstaltungen an, ist aber vor allem offener Treffpunkt und Anlaufstelle für alle möglichen Anliegen und Probleme. „Hier finden die Kinder und Jugendlichen Erwachsene mit einem offenen Ohr“, erklärt Teamleiterin Anja Stephan. Erwachsene, die weder Eltern noch Lehrer*innen sind und daher jedem einzelnen jungen Menschen Wertschätzung und Interesse entgegenbringen können, ohne dass daran Erwartungen geknüpft sind.
Dieser Teil der Vereinsarbeit findet nach wie vor statt. (mehr Infos hier) Telefonisch, per Videogespräch oder E-Mail ist das Team ansprechbar und trifft auch Verabredungen für Einzeltreffen, etwa für einen gemeinsamen Spaziergang durch die Neustadt. Vereinzelt auch mal für Kinderbetreuung, um die Eltern zu entlasten. Was hingegen wegfallen muss, ist die Gelegenheit für den Austausch mit Gleichaltrigen bzw. Personen in der gleichen Situation.
So können zum Beispiel Kurse rund um Familienbildung nicht wie gewohnt stattfinden, jedoch wird weiterhin Beratung angeboten (mehr Infos dazu hier). Wo es geht, werden Gruppenveranstaltungen und Zusammenkünfte ins Internet verlegt. Die Möglichkeit, sich untereinander zu vernetzen, bleibt ein wesentlicher Aspekt der Unterstützung, die Malwina bietet.
Trotz der Bemühungen ist die Situation belastend für den Verein. Zu den strukturellen Herausforderungen, so sicher wie möglich zu arbeiten (durch Homeoffice, weniger Teamdurchmischung und Online-Dienstberatungen), kommt die Sorge um die Familien. Wo es der Datenschutz erlaubt, wird teilweise auch proaktiv nachgefragt.
„Ein offenes Haus für alle zu sein, das lässt sich gerade kaum umsetzen, und das fällt schwer“, bedauert Anja und denkt dabei nicht nur an die Jugendlichen, sondern auch an die Obdachlosen, die sich normalerweise immer einen Kaffee und etwas Wärme in der Louise holen können. Sie betont aber, dass ungeachtet der geschlossenen Türen die Hilfsbereitschaft ungebrochen sei: „Wir sind trotzdem da, und wir finden immer eine Lösung.“
Beratung braucht’s nicht weniger als sonst
Nach wie vor für alle Beratungsbedürftigen da ist auch die Aids-Hilfe Dresden. Online, am Telefon oder zu einem vorab vereinbarten und hygienegerechten Präsenztermin ist das kleine Team Anlaufpunkt für Fragen rund um das Thema HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten. Daneben gehört die Begleitung bei verschiedenen Selbsttests zum Angebot.
„Menschen, die Bedarf haben, finden bei uns weiterhin Hilfe“, versichert Claudia Drove, eine der drei Beratenden. Und der Bedarf ist ungebrochen hoch – auch im Lockdown findet schließlich Sexualität statt. Dazu kommt, dass teilweise andere Beratungs- und Teststellen wegfallen. Die vom Gesundheitsamt war zum Beispiel zwischendurch geschlossen, weil die Mitarbeiter*innen an anderer (wohl bekannter) Stelle benötigt wurden.
Also alle Hände voll zu tun. Auch die Begleitung von HIV-positiven Menschen ist wichtiger Bestandteil der Arbeit und darf nicht einfach wegfallen. Verzichtet werden muss dafür momentan auf Veranstaltungen wie Fortbildungen oder dem Besuch an Schulen, beides normalerweise Hauptaufgabengebiete des Vereins. Einige Termine werden in online-Formate übersetzt, für andere funktioniert das wiederum nicht und sie fallen aus oder werden verschoben.
In der Schlange der Veranstaltungen, die darauf warten, nachgeholt zu werden, steht auch die Feier des 30-Jährigen Vereins-Jubiläums. Nicht ganz ohne Vorfreude geht nun eben erst einmal das weiter, was möglich ist. Das Angebot von persönlicher Hife und Beratung verliert dabei wie gesagt nichts von seiner Gültigkeit.
Hilfe zum Abholen
Auch die Treberhilfe möchte ihre Anlaufstellen erhalten. In der Neustadt sind das zum Beispiel der KontaktLaden und der SozialBus, beide über Spenden finanziert. Dort werden (vor allem junge) Menschen ohne Wohnung oder in anderen herausfordernden Lebenslagen regelmäßig mit dem Notwendigsten versorgt. Am Bedarf hat Corona hier nichts geändert.
Der SozialBus teilt montagmittags vor der Scheune eine warme Mahlzeit aus, außerdem Lebensmittel zum Mitnehmen, Kleidung, Schlafsäcke und Hygieneartikel. Im KontaktLaden hingegen gibt es Mittwochs und Freitags jeweils für ein paar Stunden die Möglichkeit zum Duschen, Wäschewaschen und Aussuchen von Kleidungsstücken.
Die Öffnungs- bzw. Standzeit fällt dabei momentan etwas kürzer aus als gewöhnlich, um die Kontakte und die Verweildauer in Grenzen zu halten. „Die Angebote haben gerade reinen Versorgungscharakter“, erklärt Projektkoordinatorin Eva Karsten, betont aber: „Klar haben wir bei Gesprächsbedarf trotzdem offene Ohren“.
Die abgespeckte Variante ist ein Spagat zwischen dem Einhalten der strengen Hygieneauflagen und dem Gerechtwerden des Bedürfnisses nach sozialen Kontakten. Der sei gerade sehr spürbar unter den Wohnungslosen, die zumal erschwerten Zugang zu Hygieneartikeln und Hilfsangeboten in geschlossenen Räumen haben.
Auch für die Mitarbeitenden der Treberhilfe war die Umstellung eine Herausforderung. Viele Ehrenamtliche sind in Zwangspause und statt eines großzügigen Teams müssen nun feste Zweiergruppen alles unter einen Hut bekommen. Mit Erfolg, so Eva: „Wir haben gemerkt, wir können das auch zu zweit rocken.“ Dennoch – die kleine Besetzung bleibt eine Übergangslösung.