Die Hans-Oster-Straße verbindet Krieg mit Frieden, pulsierendes Leben mit Massensterben und kleinere Gesetzesübertretungen mit gewaltigen Verbrechen. Konkreter gesagt: den Alaunpark mit dem Militärhistorischen Museum. Trotz dieser beeindruckenden symbolischen Leistung ist ihr Erscheinungsbild eher unspektakulär.
Militärische Ursprünge
Einst führte sie an der König-Johann-Kaserne entlang hin zum Arsenal und war Teil der damalig selbstständigen Militärstadt Albertstadt, benannt nach dem sächsischen König und Feldherrn. Die Jahre vergingen, aus der Kaserne wurde das Studio des MDR und aus dem Arsenal das Militärhistorische Museum der Bundeswehr.
Die gerade einmal 350 Meter lange Straße beheimatet nunmehr vor allem eine Reihe Wohnhäuser jüngeren Baujahrs und eine Filiale des Vorwerk Podemus. Es folgen noch das Verwaltungs-, Arbeits- und Sozialgericht, auch sie in einem ursprünglich zu militärischen Zwecken errichteten Gebäude untergebracht, bevor auch schon das Ende kommt.
Und zwar in Gestalt der hier quer vorüberlärmenden Stauffenberg-Allee. Der Unterschied im Ausmaß der beiden Straßen, die sich hier treffen, ist vergleichbar mit dem der Bekanntheit der Männer, nach denen sie benannt sind. Und doch teilten sie dasselbe Ziel. Die Geschichte von Hans Oster ist also ungleich bemerkenswerter als ihr städtebauliches Vermächtnis. Hier ist sie.
Widerständler aufrechten Herzens
Aufgewachsen als Sohn eines Dresdner Pfarrers und als Berufsoffizier Teilnehmer am Ersten Weltkrieg, war Hans Oster ein konservativer Mann, der die christlichen Werte hochhielt. Als solcher stand er dem Aufstieg Hitlers von Anfang an kritisch entgegen und wurde durch dessen antisemitische Haltung und verbrecherische Taten bald zum entschlossenen Regimegegner. Auch den drohenden Krieg versuchte er verzweifelt zu verhindern.
Mit diesem Anliegen war er bei weitem nicht allein. Schon nach dem Skandal um die unlautere Amtsenthebung des Kriegsministers, nach der Hitler diesen Posten komplett strich und die entsprechenden Aufgaben selbst übernahm, hatten Oster und seine Leute damit begonnen, Schlüsselfiguren aus der Wehrmacht für einen Staatsstreich zu gewinnen. Nach und nach gelangten immer mehr ranghohe Generale zu dem Entschluss, Hitler und sein wahnwitziger Kriegsplan müssen gestoppt werden.
Grundlage war der für den ersten Oktober 1938 geplante Einmarsch in den sudetendeutschen Teil der Tschechoslowakei unter dem Vorwand, die dort lebenden Menschen wieder ihrem Heimatland zuzuführen. Mit Unterstützung unter anderem vom Generalstabschef des Heeres, Ludwig Beck bzw. später Franz Halder, und vom Chef der Abwehr (wo auch Oster selbst seit 1934 tätig war), Wilhelm Canaris, wurde der Putsch präzise vorbereitet.
Wie beinahe alles anders kam
Er sollte unmittelbar nach Bekanntgabe der offiziellen Kriegserklärung stattfinden, da diese in Kombination mit dem Kriegsunwillen sowohl in der Bevölkerung als auch im Militär (vor allem wegen der voraussehbaren Unterlegenheit der deutschen Armee) den Umsturz erst legitimierte. Dafür war unabdingbar, dass England die Unterstützung der Tschechoslowakei im Kriegsfalle zusicherte und auch Deutschland gegenüber verkündete.
Trotz der Bemühungen der Verschwörung, dies voranzutreiben und der eigentlich unannehmbaren Forderungen Hitlers zögerte England unter Chamberlain und seiner Appeasement-Politik lange.
Als der Entschluss endlich gefasst wurde und sowohl Krieg als auch Putsch unmittelbar bevorstanden, kam plötzlich Italien ins Spiel, sicherte Deutschland Unterstützung zu und initiierte eine Vier-Mächte-Konferenz mit England und Frankreich, um die Sudetenfrage zu klären.
Das daraufhin geschlossene Münchener Abkommen verhinderte vorerst den Krieg und sorgte dafür, dass der Staatsstreich abgeblasen werden musste. Als Hitler im darauffolgenden Jahr trotzdem in Tschechien einmarschierte, war das Heer bereits viel größer und besser gerüstet, sodass der Widerstand nicht mehr die gleiche Stärke erreichte.
Kampf bis in den Tod
Trotz dieser tragischen Entwicklung gab Oster nicht auf und sah weiterhin „seinen Plan und seine Pflicht [darin], Deutschland und damit die Welt von dieser Pest zu befreien“ (nach Klemperer, Die verlassenen Verschwörer). Er übergab Invasionspläne in Feindeshand, war an der Planung von drei Sprengstoffattentaten dabei, die allesamt misslangen, und half Juden und Jüdinnen bei der Flucht aus dem Land.
In diesem Zusammenhang geriet er jedoch 1943 ins Visier der Gestapo, wurde aus der Abwehr entlassen und und später durch weitere Verwicklungen erst im Gefängnis, dann im KZ Flossenbürg festgehalten. 1945, kurz vor dem Sieg der Alliierten, entdeckte die Gestapo Dokumente, die den bis dahin ungekannten Umfang des militärischen Widerstands offenbarten.
Der wutentbrannte Hitler befahl die „unbarmherzige Vernichtung“ aller noch lebender Widerstandskämpfer. Am 9. April wurde Hans Oster Seite an Seite mit Dietrich Bonhoeffer und Wilhelm Canaris gehängt. Bis ans Ende war er unnachgiebig und überzeugt geblieben.
Ruhe er in Frieden und bleibe sein Andenken mehr als nur ein Straßenname.
Die Hans-Oster-Straße
- Die Straße auf dem Stadtplan von dresden.de
Kleine Gesetzesübertretungen im Alaunpark? Das ist ja die Verharmlosung des Jahres. Das ist ein Pfuhl für Räuber und Vergewaltiger und eine No-go-Area geworden.
Genau, der Park ist den ganzen Tag voller Verbrecher und da herrscht nur noch Mord und Totschlag. Was ist denn los mit euch? Kaum mehr ein Artikel ohne krasse Verallgemeinerungen in den Kommentaren…
@dresdner1963:
Hast Du den Artikel zuende gelesen? Wenn man sich daran aufhängen möchte… hier geht es um die Hans-Oster Strasse und in der Einleitung um Vergleiche, da kommt der A-Platz im Vergleich zu Massenvernichtung, Krieg, etc. vor.
Lese mal den Rest, ist evtl. aufschlussreich..
Hier ging es nicht um eine Einordnung des Alaunplatzes in der Kriminalstatistik..