Am Montag teilte das Hochbauamt mit, dass im kommenden Jahr mit den Baumaßnahmen an der „Scheune“ begonnen werden soll. Genauer wollte das Amt auf Nachfrage den Termin nicht eingrenzen.
Für die Betroffenen vom Scheuneverein und der Gastro ist das natürlich schwierig, da sie planen müssen. Romy Jähnig, Geschäftsführerin des Scheunevereins: „Wir sind bisher davon ausgegangen, dass wir bis spätestens Ende des Jahres ausziehen müssen.“
Aktuell arbeite der Verein mit Hochdruck an einem Konzept für die Zeit des Umbaus, dass in den nächsten Tagen der Öffentlichkeit und am 15. März den Stadtbezirksbeiräten vorgestellt werden soll.
Auch die Gestaltung des Umfeldes bzw. der Außenanlagen wird derzeit abgestimmt, ein Planungbüro entwickelt dazu aktuell erste Entwürfe. Diese sollen im Sommer vorliegen und dann im Rahmen einer Bürgerbeteiligung vorgestellt werden.
Scheune-Umbau
Die Scheune soll in drei Richtungen (nach Norden, Osten und Westen) wachsen. Nur die Außenmauer zur Turnhalle hin bleibt unberührt, so können im Innern des Kulturhauses die Räume umgestaltet, vergrößert und barrierefrei eingerichtet werden.
Die Planungen laufen schon seit ein paar Jahren. Hauptgrund ist die Beseitigung bautechnischer und statischer Mängel und die Herstellung von Barrierefreiheit. Zuletzt war das Haus 1994/95 überholt worden.
Die Sanierung ist schon allein aus Brandschutzgründen dringend notwendig. Am 1. November 2018 hatte der Stadtrat den Umbau und die Modernisierung beschlossen. Mit der Baumaßnahme soll das Gebäude auch erweitert werden. Außerdem wurde eine Bürgerbeteiligung zur Fassadengestaltung gefordert, die Ergebnisse wurden der Gestaltungskommission vorgelegt und das daraus resultierende Ergebnis Ende Januar vorgestellt. Baubeginn sollte nach den bisherigen Plänen eigentlich Ende diesen Jahres sein. Das verzögert sich nun auf einen unbestimmten Termin im nächsten Jahr.
Scheune nur eingeschränkt nutzbar
Unabhängig von der Corona-Krise, die derzeit dafür sorgt, dass das Haus komplett geschlossen ist, war die Scheune seit 2015 nicht mehr komplett benutzbar, das betraf das Dach- und das Erdgeschoss. Diese Einschränkungen hatten Auswirkungen, vor allem auf die Nachwuchsarbeit. Kleinere Konzerte hatten früher im Erdgeschoss stattfinden können. Im Dach gab es Kurse und Arbeitsgruppen, ganz früher sogar hin und wieder Filmvorführungen.
Der Stadtrat hatte die Umbauvariante 3 beschlossen. Danach wird das Haus etwas größer, um neun Meter in Richtung Louisenstraße und jeweils um drei Meter nach vorne und hinten. Der bestehende Anbau an der Nordseite (Richtung Louisenstraße) soll abgerissen werden. Der große Saal würde dann um ungefähr ein Drittel größer werden. Außerdem soll ein zweiter, kleiner Saal entstehen. Foyer und Garderobe werden neu gestaltet, auch das Scheunecafé könnte so um 33 Quadratmeter wachsen.
Geschichte des Hauses
Vor dem Krieg, also genauer gesagt bis zum Februar 1945 befanden sich auf dem Grundstück Alaunstraße 36 bis 40 drei Häuser eines Turnvereins. Die Äußere Neustadt wurde beim Bombenangriff zwar weitestgehend verschont, aber die Häuser, wie auch die gegenüberliegenden und die an der Ecke zur Louisenstraße wurden zerstört.
1951 wurde der Jugendklub errichtet. Ursprünglich, so die Legende, sollte er nach dem damaligen spitzbärtigen SED-Chef Walter Ulbricht benannt werden. Der aber soll gesagt haben: „Dieser Scheune gebe ich meinen Namen nicht.“ Belegen lässt sich die Legende nicht mehr, klingt aber gut, denn der am 21. Dezember 1951 eingeführte Name „Jugendheim Martin Andersen Nexö“ hat sich nie etabliert.
Gab es anfangs Nähzirkel und Fotokurse, zog bald schon die Musik ein. In den 1960er soll hier der Lipsi getanzt worden sein. Kapellen schmetterten damals schon live dazu. In den 1980ern veränderte sich mit dem Viertel auch die Scheune. Sogenannte Blueser, Hirschbeutelträger und Langhaarige wurden des Öfteren gesehen. Auch die zarten Subkulturpflänzchen HipHop und Punkrock schlugen unter Programm-Direktor Gunther Neustadt erste Wurzeln.
Die Scheune hat sich mit der Neustadt verändert, das musikalische Angebot wurde in den vergangenen Jahren immer breiter. HipHop, Techno, Theater, Poetry Slams, Lesungen, Kino, Filzstiftwettbewerbe, Podium-Diskussionen. Jeder Abend ist anders. Darüberhinaus hat das Café an Fleisch verloren.