Wie die Dresdner Polizei heute mitteilt, hat sie am frühen Morgen drei Graffiti-Sprüher auf frischer Tat gestellt. Die Frau und zwei Männer, alle im Alter von 27 bzw. 28 Jahren, hatten an der Bautzner Straße Fassaden mit Schriftzügen in violetter Farbe besprüht. Diese hatten einen Bezug zum Internationalen Frauentag.
Heute Vormittag verbreitete eine Gruppe ein Bekennerinnenschreiben zu dieser Aktion. Darin heißt es: „Anlässlich des feministischen Kampftages haben wir Organisationen patriarchaler Gewalt angegriffen!“ Dazu gehörte laut dem Schreiben neben einer christlichen Gemeinde in Löbtau auch der Kaleb Dresden e.V. auf der Bautzner Straße. Der Verein dränge nach Ansicht der Gruppe Schwangere dazu, nicht abzutreiben und nehme ihnen damit die Selbstbestimmung über ihren eigenen Körper.
Außerdem forderde die Gruppe die sofortige Abschaffung der Paragraphen 218 und 219. „Die Kriminalisierung und Stigmatisierung von Abtreibungen muss enden“, heißt es wörtlich in dem Schreiben. Man fordere die Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Außerdem brauche es kompetente Beratung und Aufklärung zu Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbrüchen, statt religiös-ideologischer Antiabtreibungskampagnen.
Die Gruppe will sich mit dieser Aktion solidarisch zeigen mit den feministischen Kämpfen in Polen, Tschechien, Mexiko und mit allen Menschen, die für die Abschaffung des Patriarchats kämpfen.
Der Kaleb Dresden e.V. versteht sich als helfende Hand für Eltern und Kinder. Das reicht von Kinderbetreuung, Kleiderkammer, Beratung bis hin zur Babyklappe. Der Verein versteht sich als eine überkonfessionelle christliche Initiative, sprach sich in der Vergangenheit aber auch gegen Abtreibungen und gegen die rezeptfreie Verschreibung der „Pille danach“ aus.
Die Höhe der entstandenen Sachschäden steht laut Polizei noch nicht fest.
Nachtrag 11. März 2021
Der Kaleb Dresden e. V. hat aus aktuellem Anlass auf seiner Website eine Erklärung veröffentlicht.
„Ein Grundsatz in der Arbeit des Kaleb Dresden e. V. ist es, allen Menschen mit Wertschätzung zu begegnen, deren Eigenständigkeit zu respektieren und diese unberührt zu lassen. Es ist unser Ziel, das werdende Leben im Einklang mit der Schwangeren zu schützen. Die freie Entscheidung für ein Kind ist jedoch nur möglich, wenn Frauen eine Wahl haben, deshalb sind unsere Schwangerschaftsberatungen selbstverständlich ergebnisoffen und wertfrei. Das bedeutet, dass eigene Entscheidungen der Frau in ihrer Schwangerschaft von uns in vollem Umfang akzeptiert werden. Wir positionieren uns klar gegen jede Art von demokratiefeindlichem Gedankengut, Diskriminierung, Ausländerfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und politischem Extremismus.“
Ergänzend sei erwähnt, dass der Dresdner Verein zwar mit dem in Chemnitz ansässigen Bundesverband den Namen teilt, es sich dabei aber um zwei eigenständige Vereine handelt.