Die Tage werden wieder länger und die Abende wärmer. Der Alaunplatz und die Neustadt-Ecken sind schon wieder um einiges voller geworden. Und für einen zünftigen Abendausflug macht sich ein Kasten Bier ganz gut, auch wenn der laut Corona-Verordnung in der Neustadt natürlich nur mit alkoholfreiem Gebräu gefüllt sein darf.
Nun ist das Tragen eines Bierkastens so eine Sache. Schnell schlägt die Kiste gegen Knie oder Schienbein und auf dem Fahrrad wird es gänzlich unpraktisch.
Der Neustädter Tilmann Rothe ist ein leidenschaftlicher Bastler. „Ich bastelte schon als kleiner Junge in der Werkstatt meiner Eltern, hauptsächlich an Fahrrädern“, erzählt er. Als er dann aus dem elterlichen Haushalt aus- und in die Alaunstraße einzog, stellte er fest, wie schwer so ein Getränkekasten wird, wenn man ihn mehrere Etagen nach oben schleppen muss.
In seinem Kopf entstand eine Idee. Wie wäre es, wenn man sich die Kiste einfach auf den Rücken schnallt. Er zeichnete eine Skizze und baute einen Prototypen. Nach den ersten Skizzen entstand der „BeerBag“ – na klar vorausgedacht, ein solches Produkt muss einen international griffigen Namen haben. „BeerBag“ – das sind im wesentlichen zwei Holzbretter, ein paar Polster und Gurte.
Zum Tragen wird der Kasten zwischen die Holzbretter geklemmt und die Polster schonen den Rücken. Nun hat man wieder beide Hände frei und kann auch bequem nach Hause radeln. Doch Tilmann hat noch weiter gedacht. Durch ein einfaches Umstecken der Bretter wird der „BeerBag“ zu einer Sitzgelegenheit mit Lehne.
„Es ist mir bewusst, dass diese Erfindung nicht die Probleme der Welt lösen wird“, sagt er und schmunzelt, aber vielleicht kann so wenigstens das Kastentragen etwas leichter werden.
Derzeit studiert Tilmann Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Dresden, daher läuft die Vermarktung schon ziemlich professionell an und die ersten zehn Stück waren schon vor dem heutigen offiziellen Verkaufsstart vorbestellt. Neben einer hippen Website gibt es Infos und Bilder auf Instagram und Facebook.
Und heute Abend hat er mit seiner hölzernen Erfindung einen Auftritt im Fernsehen, in der Höhle der Löwen bei Vox – Vorschau des Beitrags.
„BeerBag“ besteht aus zwei gefrästen Multiplexplatten, und einem Haltegurtsystem, dass in einer Behindertenwerkstatt gefertigt wird.
BeerBag
- Weitere Infos unter beerbag.org
Nachtrag 20. April
Der Bierrucksack hat es tatsächlich geschafft, einen der Investoren zu überzeugen. Da die gestrige Sendung eine Voraufzeichnung war, musste Tilmann den Sieg aber so lange geheim halten. Die Sendung hat dem Verkaufsstart am gestrigen Tag gleich einen ordentlichen Push verschafft und inzwischen gibt es die Gurt-Bretter nicht nur bei ihm im Online-Shop, sondern auch bei diversen Einzelhändlern.
Warum gibt es den BeerBag-Onlineshop unter der gTLD .org? Vielleicht/wahrscheinlich bin ich da etwas altmodisch, aber die verschiedenen Domainendungen hatten eigentlich mal einen Sinn. Zumindest die, welche es schon vor der Jahrtausendwende gab. OK, seit dem 1.1.1985 sind auch ein paar Jahre vergangen, aber ich finde einen Onlineshop unter .org irgendwie nicht ok :-)
In der Sendung (online ansehbar) erklärt Tim, dass er eine Verkaufsvariante mit 10 Euro Spende an eine gemeinnützige Organisation anbieten möchte. Allerdings ist seine Finanzierung noch nicht ganz durchdacht …
Das Teil finde ich aber praktisch: damit könnten auch schwere Pakete zur Post getragen werden.