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Mythos Fallschirmjäger entzaubert

Ab Montag hat das Militärhistorische Museum wieder geöffnet. Gleich zu Beginn zeigt das Museum eine Sonderausstellung: „Hitlers Elitetruppe? Mythos Fallschirmjäger“.

Hitlers Elitetruppe - Ausstellung im Militärhistorischen Museum
Hitlers Elitetruppe – Ausstellung im Militärhistorischen Museum

Wer spektakuläre Ausstellungsstücke erwartet, wird vermutlich etwas enttäuscht sein. Der einzige Fallschirm in der Ausstellung lagert zusammengepackt in einer Vitrine. Umso beeindruckender ist die Recherche der von Magnus Pahl kuratierten Ausstellung. Anhand detailierter Berichte und Analysen wird der Mythos der Elitetruppe, der bis heute anhält, gründlich zerstört.

Eine Idee davon bekommt man schon, wenn man das Logo der Ausstellung sieht, ein stilisierter Adler mit zerborstenem Hakenkreuz. Um die Fallschirmtruppe der Wehrmacht ranken sich zahlreiche Legenden, die in der nationalsozialistischen Propaganda wurzeln. Die Mythen um die Schlachten von Kreta 1941 und Monte Cassino 1944 wirken bis heute nach. Von Fallschirmjägern begangene Kriegsverbrechen und ihre enge Verzahnung mit Partei und Staatsführung dagegen wurden nach 1945 heruntergespielt und verdrängt.

Magnus Pahl, Kurator der Ausstellung
Magnus Pahl, Kurator der Ausstellung

Mythen zerstört

Die Ausstellung räumt mit diesen Mythen auf, so ging der Erfolg der Schlacht von Kreta mit hohen Verlusten einher. Kurator Magnus Pahl beschreibt die Mängel des Angriffs, der schlecht vorbereitet und ebenso schlecht durchgeführt war. Mehr als 3.000 Fallschirmjäger der insgesamt 11.000 Mann starken Invasionstruppe starben bereits beim ersten Landeversuch. Und das bei einer Eliteeinheit der „nationalsozialistischen Luftwaffe“. Pahl: „Trotz alledem war die infanteristische Kampfkraft dieser politischen Soldaten nicht höher, wie es schon zeitgenössisch in Kreisen des eher konservativen Heeres verlautete.“

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Was blieb ist ein Propaganda-Erfolg: Bis heute verbinden militäraffine Menschen weltweit mit Hitlers Fallschirmjägern militärische Exzellenz, zuweilen sogar Unbesiegbarkeit. Diese stammt wohl vor allem aus den Schlachten von Monte Cassino in Italien. In einer Zeit, in der die Ostfront schon stark zurückweichen musste, konnten sich die Fallschirmjäger im Winter und Frühjahr 1944 gegen die vorrückenden Amerikaner lange halten. Diese Teil-Erfolge feierte die NS-Propaganda seinerzeit entsprechend. Dort entstand der Mythos der Unbesiegbarkeit.

Fallschirm - Ausstellungsstück im Militärhistorischen Museum
Fallschirm – Ausstellungsstück im Militärhistorischen Museum

Gräuel der Truppe

Ein wesentlicher Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit den Grauen des Krieges. So schildert ein junger Soldat in seinem Tagebuch von Kreta ganz selbstverständlich von der Exekution von Zivilisten und dass sie Kinder als lebende Schutzschilde verwendeten.

Die einzelnen Tafeln der Ausstellung können in Kopie auch in anderen Bundeswehrstandorten gezeigt werden, sagt Museumsdirektor Armin Wagner. Er erklärt, dass der Fallschirmjäger-Mythos bis weit in die Gegenwart hineinreicht. Eva Högl, die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages ergänzt: „Die Ausstellung liefert ein realistischeres Bild der Fallschirmspringer im Nationalsozialismus und setzt Mythen und Legenden in ein ganz neues Licht.“

Hitlers Elitetruppe?

  • Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, Olbrichtplatz 2, 01099 Dresden
  • ab 7. Juni täglich außer mittwochs von 10 bis 18 Uhr geöffnet
  • Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei.
Fallschirmjäger beim „Sprung in die Festung Holland“ im Mai 1940 - Foto: Bayerische Staatsbibliothek München / Bildarchiv
Fallschirmjäger beim „Sprung in die Festung Holland“ im Mai 1940 – Foto: Bayerische Staatsbibliothek München / Bildarchiv

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