Was für ein Gefühl, endlich wieder im Kino-Sessel zu sitzen! Licht aus und Film ab für das 33. Filmfest vom 13. bis 18. Juli in Dresden.
Bei der Pressekonferenz am Dienstag durften Journalist*innen schon einmal Kino-Luft vorkosten, auch wenn es im Foyer der Schauburg derzeit noch nach Desinfektionsmittel riecht. Ab Juli jedoch heißt es adé Testzentrum, hallo Cineasmus, denn die Kinos projizieren wieder. Am 13. Juli geht das Filmfest Dresden zum zweiten Mal unter Pandemie-Bedingungen an den Start. Parallel zu den Vorstellungen werden Online-Übertragungen angeboten, um Menschen die Teilnahme zu ermöglichen, die nicht anreisen können.
Kino auf dem Neumarkt startet eine Woche früher
Wie immer findet das Filmfest auch unter freiem Himmel auf dem Neumarkt statt. Das Screening hier startet allerdings dieses Jahr schon am 9. Juli, weil der Neumarkt zur Festivalwoche durch eine andere Veranstaltung besetzt ist. Das Festivalteam wolle diese Verlängerung auch nutzen und austesten, sagt Pressesprecherin Dagny Kleber. Eine Woche lang werden täglich zwischen elf und 22 Uhr kostenfrei Kurzfilme gezeigt – die LED-Leinwand macht es möglich.
Kurzfilme, Workshops, Diskussionen
Überlappend startet das Indoor-Programm des internationalen Kurzfilm-Festivals in Schauburg, Thalia, Clubkino im Lingnerschloss und Programmkino Ost. Sondervorstellungen wird es mit der Kurzfilmnacht bei den Filmnächten am Elbufer, der Gedenkstätte Bautzner Straße und der Slub geben. Im Kunsthaus Raskolnikoff heißt es am Freitag wieder „Hauswand statt Leinwand“ – Schmalfilme des nonkonformen DDR-Künstlers E.W. Hartzsch aus Karl-Marx-Stadt werden „an die Wand geworfen“ und von Live-Musik begleitet. Eine neue Open-Air-Stätte ist der Studentenclub Tusculum, der kostenfrei Vorstellungen präsentiert.
Zusätzlich locken Events wie die Sandwich-Talks, die Masterclass, Fahrradtouren ins Archiv des Deutschen Instituts für Filmkunst und spannende Diskussionsrunden wie die zum Thema „Kuratieren als politischer Akt“ im Club Kwang Lee professionelle und Freizeit-Cineast*innen gleichermaßen an. Für junge Kurzfilm-Fans hat das Junge Kuratoriumfünf altersspezifische Programme mit 27 Filmen aus je 16 Ländern zusammengestellt.
Neue Preise, mehr Geld
Der Pandemie zum Trotz kann das Filmfest mit zwei neuen Preisen und einem Preisgeld von insgesamt 70.500 Euro auftrumpfen – im vergangenen Jahr waren es 68.000 Euro. Die Landeszentrale für politische Bildung vergibt ganz neu den mit 3000 Euro dotierten Award „Voll politisch“. Nominiert ist z.B. der Streifen „Obervogelgesang“, der auch im Jugendprogramm gezeigt wird. Neu ist auch die Kategorie Regionaler Wettbewerb, der unter dem Titel „Mitteldeutsche Filmnacht“ bei den Filmnächten läuft.
Regisseurinnen in der Überzahl
Während durch die anhaltenden Einschränkungen der Pandemie der Großteil der Gäste wohl aus dem Inland zu erwarten ist, bildet die insgesamt 368 Kurzfilme das Spektrum des Genres weltweit ab. Mit Einreichungen zu den Themenschwerpunkten Identitätssuche, Empowerment und Geschlechterfragen vertreten sind insgesamt 64 Länder, darunter Kambodscha, die Philippinen, Südafrika, Kolumbien und Vietnam. Im Nationalen wie im Internationalen Wettbewerb ist der Anteil der Animationsfilme mit 30 Beiträgen gewohnt hoch.
Das trifft auch auf die weibliche Beteiligung zu: Nimmt man beide Wettbewerbe zusammen, sind die Regisseurinnen dieses Jahr in der Überzahl. Für den Preis für Geschlechtergerechtigkeit LUCA sind insgesamt sechs Filme nominiert, darunter der Kurzfilm „Dustin“. Die Verleihung des Preises findet am Festival-Donnerstag abends in der Schauburg statt.
Aktivismus und Liebe
Mit „Aktivismus und Liebe“ fasst Sven Pötting den bunten Blumenstrauß der Sonderprogramme zusammen. Es wird erschütternd, unbequem, aufrüttelnd, visionär und bestärkend, z.B. wenn zwei Freunde wie in I signed the petition von Mahdi Fleifel über den kulturellen Boykott Israels diskutieren. Ein Fokus liegt auf dem Kurzfilmschaffen in Québec, das bereits zum 15. Mal vom Filmfest gefeiert wird.
Kurz.Film.Tour kommt ins Thalia
Wer nicht bis Mitte Juli warten kann, kommt am 2. Juli mit der Kurz.Film.Tour auf seine Kosten. Bislang durften die grandiosen Streifen nur online laufen, jetzt erobern sie im Thalia die Leinwand zurück. Vorhang auf für ganz kurzes Kino!
33. Filmfest Dresden vom 13. bis 18. Juli
- feierliche Eröffnung am Dienstag um 19 Uhr in der Schauburg
- Preisverleihung am Samstag um 20 Uhr in der Schauburg
- das gesamte Programm