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Was macht der Tod auf der Hauptstraße?

Seit Anfang Juni stehen auf den Sockeln auf der Hauptstraße mehrere Tode herum. Gestern waren es genau fünf Stück. Drei der Tode sind mit Utensilien ausgestattet. Einer trägt eine Waage, einer eine Laterne, einer eine Schlinge. Zwei Kollegen sind frei von Zubehör. Kurzlich war auch ein echter Sensenmann zu sehen, die Figur war dann aber rasch verschwunden. Nun ist auch dieser Tod wieder da, jedoch fehlt ihm die Sense.

Tod auf dem Sockel
Tod auf dem Sockel
Tod mit Laterne
Tod mit Laterne
Tod mit Schlinge
Tod mit Schlinge
Tod an der Hauptstraße
Tod an der Hauptstraße
Tod mit Waage
Tod mit Waage

Aufgebaut sind sie auf den Sandsteinsockeln an der Hauptstraße zwischen Ritterstraße und Obergraben. Einst standen auf diesen Sockeln barocke Skulpturen. Diese wurden vor sieben Jahren eingelagert, da der Zustand ziemlich schlecht war und für die Sanierung eine Viertelmillion Euro im Stadtsäckel fehlte (Neustadt-Geflüster vom 16. April 2014).

Barockfigur an der Hauptstraße im Jahre 2007
Barockfigur an der Hauptstraße im Jahre 2007, Foto: X-Weinzar, Dresden Hauptstrasse 1, CC BY-SA 2.5

Unklar ist, welche Künstlerin oder welcher Künstler die Werke auf den Sockeln platziert hat. Das Societaetstheater, dass in unmittelbarer Nachbarschaft kürzlich für ein belebtes Schaufenster sorgte, weißt jede Kenntnis um die kleinen Tode weit von sich. Und auch bei einer spontanen Befragung von Teilen der Streetart-Szene kam nur Schulterzucken zurück. Inzwischen sind die kleinen Figuren aber schon zu einem beliebten Fotomotiv auf Instagram geworden. Interessant ist zu beobachten, wie viele Passanten an den kleinen Toden vorbeischlendern, ohne sie wahrzunehmen.

Anfang Juni hatte der Sensenmann noch seine Sense - Foto: Thomas Haase
Anfang Juni hatte der Sensenmann noch seine Sense – Foto: Thomas Haase

Solche versteinerten Tode werden auch Gargoyle bezeichnet, Phantasiegeschöpfe, die tagsüber zu Stein werden. Die bekanntesten ihrer Art sind wohl die Wasserspeier auf dem Dach der Kathedrale Notre Dame in Paris. Mit dem Tod beschäftigt sich auch der „Dresdner Totentanz“, ein Relief in der nahen Dreikönigskirche.

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Die Figuren auf den Sockeln sind gar nicht mal so groß.
Die Figuren auf den Sockeln sind gar nicht mal so groß.

Nachtrag 3. Juli

Wie eine Leserin anmerkt, handelt es sich bei der Schlinge um eine Hundeleine, wie ihr Bild beweist. Aber offenbar ist der Hund dem Tod inzwischen von der Leine gegangen.

Hundeleine statt Todesschlinge
Hundeleine statt Todesschlinge

Nachtrag März 2023

Nach ein paar Wochen waren die kleinen Tode verschwunden, ob durch Regen oder mutwillige Zerstörung blieb unklar. Nun ist ein erster kleiner Tod wieder aufgetaucht.

Kleiner Tod auf der Hauptstraße. Foto: Haase-Media.
Kleiner Tod auf der Hauptstraße. Foto: Haase-Media.

10 Kommentare

  1. sehen ja ziemlich klein aus die tollen Figuren……hoffentlich überleben die die Nacht bei so vielen Kunstbegeisterten Menschen welche Tag und Nacht dort vorbeischleichen……..(da ist doch auch der wachsame August in der Nähe, welchem man doch auch schon Sachen entwenden wollte)….grussi……..

  2. Lieber Anton,
    bei der Gelegenheit: gibt es denn mittlerweile Ambitionen der Stadt die Skulpturen zu restaurieren & wieder aufzustellen bzw. Kopien aufzustellen? Seit so vielen Jahren stehen nun die amputierten Sockel herum. Das wertet die Hauptstraße in meinen Augen sehr ab.
    Beste Grüße

  3. Liebe Interessierte,
    ich habe eine Mail an den Neustädter Denkmalpfleger gesendet & sehr schnell Antwort erhalten: Wegen ihres schlechten Zustandes werden die Skulpturen nicht wieder aufgestellt, unabhängig von einer Restaurierung (die derzeit auch nicht vorgesehen ist). Kopien sind sehr teuer, dafür bräuchte es eine politische Entscheidung (derzeit gibt es keine Beschlusslage dazu).
    Ich versuch es mal mit ner Meinung: Als Künstler wäre ich nicht glücklich damit, dass meine Skultpuren zum Schutz in einem Keller konserviert werden, anstatt der Öffentlichkeit präsentiert. Würde ich wollen, dass es ewig hält, nähme ich Granit ;)

  4. Gab es nicht schon bei der Einlagerung die Idee, den Platz durch Zeitgenössisches aus heimischem Atelier zu ersetzen?

    Die Figuren stehen da übrigens schon länger relativ ungeschadet. Mir sind die bereits vor Wochen aufgefallen. Daran sieht man, dass nicht alles gleich wegvandalisiert wird, wenn es gefällt.

  5. @Jubee: Wenn ich das richtig beobachte, bessert der Künstler oder die Künstlerin immer mal wieder nach, offenbar sind Hund und Sense schon verschwunden, eine Figur war mal ganz weg. Die Idee gab es wohl, nur umgesetzt wurde sie nie.

  6. Anfrage und Antwort oben sind alter Hut (Sachstand) von vor 4 Jahren, wie erwähnt fragten auch bisweilen Ratspolitniks nach, es braucht nicht jeder daherzulaufen und das Denkmalamt von Arbeiten abhalten. Freilich kümmerte das Anliegen die letzten 4 Lenze rein niemanden – außer Zolger Hastrow vielleicht, der jedoch seinen Zaster noch in der Hofedingsbums statt hier für Drittkopien auf der Hauptgass‘ zu vergeigen gedenkt.

    Vor 4 Jahren war vielmehr der Knackpunkt, daß nicht unbedingt Willen zur Rückkehr von derlei Barockfiguren im Denkmalamtsbereich vorlag (so zumindest die stellare Druxerei), sondern man zunächst eine Konzeption für die künftige Plastik im öffentl. Hauptstraßenraum bzw auch nur an den Vierungs-Platzeln herauszuarbeiten hätte und es dann durchaus auch moderne Kunst geben könne (Anm.: was evtl. eher mit der öden Plattenbaudominanz korrespondiere).

    Flächenzuständig ist das Amt für Stadtgrün (Parkanlage), genehmigungspflichtig die Denkmalbuben an der Königsstraße. Natürlich könnte die Verwaltung längst handeln, aber sie sucht ja nie Lösungen sondern stets akribisch warum alles NICHT geht. Dabei blinzeln ja reichlich Fördertöpfchen und auch Bezirksmittelchen allüberall, tja der Herr sollte wohl hülfen.

    Sodann ergo wohl unsere gebenedeite Stadtpolitik es mal anschieben müßte, was zunächst aus „Konzeption“ und v.a. jener unklaren RICHTUNG der „Konzeption“ wird. Man sollte ja nicht alles dem Hinterzimmer von AKKleppsch überlassen. Erst hernach rückt die monetäre Frage in den Fokus – siehe Fördertöpfchenhinweis.
    Der „Tot auf der Hauptstraße“ könnte auch die aufkommende erdnahe Verwaiung selbiger andeuten. Nun, ich leg mich bis dahin aber nochmal kurz hin, wenn ihr gestattet.

  7. Hier nun meldet sich dann doch auch einmal der Künstler persönlich zu Wort!
    Entstanden sind die Figuren aufgrund von Langeweile während des Lockdowns!
    Die nächsten Figuren sind auch schon in Arbeit!
    Da ja aber der Lockdown „erst einmal“ vorbei ist und auch ich wieder arbeiten muss,
    zieht sich die Fertigstellung noch etwas hin!
    Mfg

  8. Alle Sensenmännel sind seit mind. 3 Wochen weg. Wo nur sind sie hin, weiß der Künstler was … ??

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