30 Grad. Selbst um 19 Uhr ist die flirrende Hitze noch deutlich spürbar und die Luft in der Frühlingstraße, welche heute wohl eher „Sommerstraße“ heißen sollte, scheint förmlich zu stehen.
Trotzdem hat sich vor dem ästhetischen Lebensmittelladen Ecke Nord bereits eine riesige Menschentraube versammelt. Der Grund? Ein Open-Air Konzert der Salsa-Band Mambo Manifesto.
Die laute und fröhliche Musik lockt immer mehr Neugierige an und schon bald ist die Band von einem großen Menschenknäuel umgeben. Manche der Umstehenden haben vom Schwimmbad nasse Haare, andere kommen direkt von der Arbeit und dennoch haben sie eins alle gemeinsam: Die Liebe zur Salsa-Musik.
Bunte Mischung verschiedener Nationalitäten
Gegründet wurde die Band 2018 vom Sänger Isaac Jacobo und dem Percussionisten Jörg Ritter – auf der Suche nach weiteren Bandmitgliedern ist eine bunte Mischung aus Nationen entstanden. So kommen die anderen Musiker*innen, die fast alle hauptberuflich Musik machen, aus Mexiko, Venezuela, Brasilien, Korea und Deutschland.
Sie spielen bevorzugt Salsahits der 70er Jahre, wobei ihre Vorbilder Musiker*innen der damaligen New Yorker Szene sind. Ihre Musik bezeichnet Mambo Manifesto selbst als Salsa Callejera – Salsa von der Straße, für die Straße.
Genau auf dieser wird jetzt getanzt. Egal, ob mit hohen Schuhen, Flip-Flops oder barfuß – alt und jung tanzt auf dem unebenen Kopfsteinpflaster der Frühlingsstraße zur lateinamerikanischen Musik. Hüften werden gekonnt geschwungen und die Umstehenden wippen mit ihren Füßen zum Takt, in der Hoffnung zum Tanzen aufgefordert zu werden.
Gelegentlich sieht man ein schmerzverzerrtes Gesicht – ob wegen des tückischen Kopfsteinpflasters oder dem Tanzpartner ist dabei nicht immer ersichtlich. Der unbeschwerten Stimmung tut dies selbstverständlich keinen Abbruch. Die Musik lässt das Publikum von den Weiten Lateinamerikas träumen: Manche erfüllt sie mit Heimweh, andere mit Fernweh.
Dennoch verbinden die fröhlichen Klänge und schaffen eine einzigartige Atmosphäre. Die Hitze und spanischen Gesprächsfetzen des Publikums tragen ihren Teil bei und so fällt es leicht sich vorzustellen gerade in Cali (Kolumbien), der Hauptstadt des Salsa, zu tanzen.
Schweißglänzende Frauen und Männer
Je später es wird, desto mehr kleben die Klamotten an den Körpern und die roten Gesichter glänzen vom Schweiß; die tanzenden Männer und Frauen strahlen jedoch um die Wette. Tanzen setzt Glücksgefühle frei. Für viele ist es durch den coronabedingten Lockdown wohl das erste Mal seit eineinhalb Jahren, dass sie wieder Live-Musik genießen können.
Der Ecke-Nord-Laden, auch „Institut der Nachbarschaft“ genannt, wird kurzerhand zum Späti umfunktioniert und so ist nebenbei perfekt für das leibliche Wohl gesorgt. Während die Zuschauer*innen – oder eher Zuhörer*innen – gebannt den schnellen Rhythmen lauschen gehen die Bandmitglieder in ihrer Musik auf.
Ihr Posaunist Martin Schulz meint dazu, dass „Salsa-Musik einfach großartig sei. Es sei eine Lebensaufgabe sie zu lernen, sie zu erleben und weiterzuentwickeln“. In Zukunft möchte Mambo Manifesto den Fokus vermehrt auf die Eigenkompositionen ihres Sängers legen.
Nach der zweiten Zugabe ist es vorbei. Eine Frau geht noch lächelnd mit einem glitzernden Hut durch die Reihen: Jeder gibt, was er kann. Danach löst sich die Menschenmenge auf. Manche laufen direkt nach Hause und fallen ins Bett, während andere Richtung Alaunpark ziehen, um dort zu ihren Lautsprechern, aus denen bereits spanischer Reggaeton tönt, weiterzutanzen.
Langsam verblasst der Zauber der Musik – dafür kommt um halb 12 endlich eine leichte Brise auf und kühlt die verschwitzten, aber rundum zufriedenen Bandmitglieder und Tänzer ab.
Nächstes Konzert von Mambo Manifesto
Für Salsa- und generell Musikliebhaber: Das nächste Konzert findet am 9. Juli um 20 Uhr in der Hansastraße 3 statt. Informationen zu weiteren Konzerten werden auf der Facebookseite von Mambo Manifesto veröffentlicht. Eine brandaktuelle Hörprobe gibt es dank „Aussitzen Deluxe 2.0“ auf Youtube.