Seit vergangenen Wochenende sind Teams im Einsatz, die mögliche Konflikte an der „Schiefen Ecke“ und in der näheren Umgebung schlichten sollen. Das Kommunikationsteam des Stadtbezirksamtes Neustadt soll für mehr Toleranz, Rücksichtnahme und Respekt insbesondere an der Kreuzung Louisenstraße/Rothenburger Straße/Görlitzer Straße einsetzen.
Die Ecke hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr zu einem nächtlichen Treffpunkt entwickelt. Teilweise treffen sich dort abends bis zu 1.000 Leute. Das birgt jede Menge Potenzial für Konflikte. Anwohner*innen klagen über Lärm, Straßenbahnen können wegen blockierter Schienen nicht fahren und am nächsten Morgen sorgen Müll und Scherben für Gefahren.
Das Thema ist spätestens seit Januar 2020 im Focus der Ämter und des Stadtbezirksbeirates. Seinerzeit hatten anliegende Gewerbetreibende zu einer Informationsrunde geladen. Wenig später gab es eine Diskussionsrunde im Stadtbezirksamt, wo Anwohner*innen ihre Sorgen vortrugen.
Mit dem ersten Corona-Lockdown beruhigte sich die Situation vorübergehend. Dafür wurde es im Sommer noch voller. Die Dresdner Verkehrsbetriebe leiteten regelmäßig die Bahnen um, Lärm bis in die Morgenstunden gehörte zum Standard.
In der Folge erhöhte die Polizei massiv ihre Präsenz und die Stadtreinigung hatte alle Hände voll zu tun. Zwischenzeitlich gab es auch mal Pläne für ein nächtliches Alkoholverbot, die aber inzwischen wieder vom Tisch sind. Stattdessen beschloss der Stadtbezirksbeirat ein ganzes Bündel an Maßnahmen.
Neue Saison, altes Problem. Oder vielleicht, verändertes Problem. Denn statt der bisherigen Beschwerden von der Ecke kommen jetzt auch Beschwerden vom Bischofsweg, der Görlitzer, der Rothenburger hinzu. Am Martin-Luther-Platz hat ein Anwohner kürzlich einen Brief verteilt, in dem er dazu ermutigte, bei nächtlichen Ruhestörungen das Ordnungsamt bzw. die Neustadtkümmerin zu informieren.
Anwohner*innen-Initiative
Im Kunsthof hat sich eine Initiative von Anwohner*innen gegründet, die auf die Lärm- und Müllprobleme aufmerksam machen wollen. In einer Online-Umfrage haben sie schon nach wenigen Tagen mehr als 80 Zuschriften bekommen. Als Hauptbelastung werden Lärm, Müll und Glasscherben empfunden.
Die Initiative hat sich beim Vermieter auch schon erkundigt, ob eine nächtliche Schließung der Passage möglich ist. Die Anwohner*innen beklagen, dass in Hauseingänge uriniert wird, dass man nicht mehr mit offenem Fenster schlafen könne.
Häufig kommt der Ruf nach härterem Durchgreifen von Polizei und Ordnungsamt, auch ein Glasflaschen- oder Alkoholverbot oder zumindest ein Alkoholverkaufsverbot wird mehrfach gefordert, darüber hinaus größere und mehr Mülleimer. Die Initiative will sich nun mit der Neustadtkümmerin und dem Stadtbezirksamt in Verbindung setzen.
Nachtschlichter seit 2. Juli im Einsatz
Koordinatorin Anna Anastasiou und ihr achtköpfiges Team wollen zuhören, moderiern, vermitteln. Ziel ist es, Impulse zu geben, Perspektivwechsel anzuregen und ein gutes Miteinander zu unterstützen. Dabei geht es um Themen wie beispielsweise:
- Warum ist es wichtig, dass die Straßenbahn fährt?
- Wie können die Bedürfnisse der Partygäste der Neustadt erfüllt werden?
- Welche Rücksicht brauchen Anwohnerinnen und Anwohner und ihre Kinder?
- Mit welchen Problemen sind Gewerbetreibende konfrontiert?
- Wie können alle Beteiligten mitwirken?
Seit dem 2. Juli sind die Nachtschlichter nun abends und nachts, vor allem am Wochenende, in Zweier- oder Viererteams unterwegs. Ihr Einsatz ist zunächst bis Ende Oktober vorgesehen. Am Ende der Saison ist eine wissenschaftliche Evaluation vorgesehen, um Erkenntnisse für den weiteren Einsatz zu gewinnen, die auch anderen Städten zur Verfügung stehen können.
Konfliktmanagerin Anna Anastasiou ist seit dem 16. Juni 2021 bis Ende des Jahres in Teilzeit beim Stadtbezirksamt Neustadt angestellt. Ihre Liebe für Dresden gekoppelt mit ihrer Leidenschaft für den friedlichen, kommunikativen Umgang mit Konflikten haben sie dazu angetrieben sich für die Stadt zu engagieren. Durch den kommunikativen Ansatz wünscht sie sich ein bewussteres Miteinander zu fördern, dass auf Verständnis und Empathie beruht. Dabei stehen die Bedürfnisse und Wünsche aller Beteiligten der Neustadt im Vordergrund, mit dem Ziel ein positives Lebensgefühl für alle (wieder)herzustellen. Sie vertritt die Ansicht: „Veränderung beginnt bei uns selbst. Wenn man sich Veränderung herbeisehnt, sollte man die Verantwortung dafür übernehmen und selbst aktiv werden.“
Weitere Honorarkräfte gesucht
Die Nachtschlichter suchen noch nach Verstärkung. Wer über stark ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit und Sozialkompetenz, hohe Konfliktfähigkeit und ein freundliches, sicheres Auftreten, sowie anwendbare Kenntnisse über Deeskalationsmethoden verfügt, kann sich beim Stadtbezirksamt Neustadt bewerben. Alle Informationen zur Ausschreibung stehen unter www.dresden.de/honorarkraft-neustadt
Respekt, dass jemand für 20€/h (brutto) sich dieser Aufgabe stellt. Klingt eher nach Aufwandsentschädigung, vor allem wenn es sich um Nacht- und Wochenendschichten handelt.
@Schnörklerin
20€/h sind ein vergleichsweise gutes Stundenhonorar wenn ich bedenke, dass der größte Teil des Barpersonals der Clubs und Kneipen wohl nur selten und dann aufgrund guten Trinkgelds auf ähnliche Vergütungen kommt, dafür aber ebenso ständig deeskalativ und vermittelnd agieren muss.
Vermutlich sollte bei deutlich mehr Menschen ein Bewusstsein erzeugt werden, was Ihr Gegenüber im Nachtleben tatsächlich an Vergütung erhält.
„Dabei geht es um Themen wie beispielsweise:
(…) Wie können die Bedürfnisse der Partygäste der Neustadt erfüllt werden?“
Verständnisfrage(n): Wieso müssen Bedürfnisse von Partygästen der Neustadt erfüllt werden? Das Partygetue, das die Ärgernisse hervorbringt, hat ja weniger mit den Kneipen zu tun, sondern mit den Aktivitäten im öffentlichen Raum, und die sind gar nicht unbedingt auf einen Stadtteil mit hoher Kneipendichte angewiesen. Ist selbst dann, wenn zunehmend über Störpotenziale geklagt wird, immer die einfache Logik handlungsleitend, dass der Stadtteil möglichst Aufmerksamkeit heischend nach außen präsentiert (und vermarktet) werden soll?
Bin ich ganz bei Dir… 20€/h musst du im Osten erstmal verdienen das ist ein sehr fairer Verdienst!
@mm: „Ziel ist es, Impulse zu geben, Perspektivwechsel anzuregen und ein gutes Miteinander zu unterstützen.“ Dazu gehört auch, den Leute vor Ort erstmal zuzuhören.
Ich bin mal gespannt wie sich die Schlichter auf das Wochendgeschehen am Eck auswirken werden. Ebenso im Alaunpark sehe ich Potential für deren Einsatz.
Ich wäre sehr interessiert an den Ergebnissen der wissenschaftlichen Evaluation…
Ja, auch am Martin-Luther-Platz ist in letzter Zeit deutlich mehr los. Auch mit störender Musik. Wenn die mich nervt, gehe ich in aller Ruhe runter, rede mit denjenigen und erkläre: Anwohner, Familien, Kinder… usw. Erfahrungsgemäß ist dann ziemlich schnell Ruhe. Und Verständnis. Auch Bitten um Entschuldigung.
Ist m.E. besser (und wirkt schneller), als irgendwo anzurufen. Direkte Kommunikation. Perspektivwechsel – beidseitig.
„@mm: „Ziel ist es, Impulse zu geben, Perspektivwechsel anzuregen und ein gutes Miteinander zu unterstützen.“ Dazu gehört auch, den Leute vor Ort erstmal zuzuhören.“
Ja, das ist ja auch durchaus honorabel. Aber die Frage: „Müssen in der Neustadt die Partyinteressen von nicht dort Wohnenden bedient werden?“ – die Frage kommt gar nicht. Man könnte das so verstehen, dass diese Interessen selbst gar nicht verhandelbar sind.
@mm: Wie willst Du das denn erreichen? Zaun drum und zuschließen? Kneipen- und Spätshop-Lizenzen einziehen?
Soweit ich das gesellschaftliche Modell verstanden habe, gibt es ein Bedürfnis und dann diverse Anbieter, die dieses Bedürfnis befriedigen, weil sie damit Geld verdienen. In der Neustadt ist es nun seit rund 30 Jahren so, dass Partysuchende ins Viertel kommen, jedes Jahr ein bisschen mehr. Das wirtschaftliche Angebot hat sich angepasst. Erst waren es Kneipen und Cafés, später dann die günstigeren Spätshops.
Manchmal werden Bedürfnisse auch durch gewisses Marketing geweckt oder verstärkt. Kann man sich nun streiten, ob nun zum Beispiel eine Geister-Kampagne eher den gegenteiligen Effekt auslöst. Nicht hilfreich ist auf jeden Fall die Verwendung des Begriffs „Assi-Eck“ – weil damit ja schon gewisse Erwartungen gesetzt werden.
Ob die Themengebiete, die sich da das Presseamt der Stadtverwaltung ausgedacht hat, am Ende die sein werden, die an der Ecke disktutiert werden, steht sowieso auf einem anderen Blatt.
„…Durch den kommunikativen Ansatz wünscht sie sich ein bewussteres Miteinander zu fördern, dass auf Verständnis und Empathie beruht. Dabei stehen die Bedürfnisse und Wünsche aller Beteiligten der Neustadt im Vordergrund…“
Man sollte eigentlich glauben, dass bereits klar gesetzlich geregelt ist, dass laute Musik aus Lautsprechern, Gegröle, Flaschenzerdeppern, In-Hauseingänge-pissen und Müll liegenlassen wenigstens nach Mitternacht in Wohngebieten einfach nicht tolerierbar oder verhandelbar sind. Das Bedürfnis nach derartigen Tätigkeiten erscheint mir einfach weder diskutabel noch schützenswert.
Hier rein auf Freiwilligkeit zu setzen dürfte wohl nicht reichen.
„@mm: Wie willst Du das denn erreichen? Zaun drum und zuschließen?“
Neinnein, das wäre albern. Ich habe gar keinen konkreten Vorschlag, muss ich auch nicht haben. Aber solange gar keine Bereitschaft besteht, an dem Nimbus „Partyviertel“ zu rütteln, braucht man – so fürchte ich – sich nicht allzuviel Hoffnung zu machen, dass man die dadurch entstandenen Probleme in den Griff bekommt. Die Botschaft an die Partygänger lautet immer wieder: „Ihr nervt, aber wir wollen euch nicht verlieren!“ Wen wunderts dann, wenn Wochenende für Wochenende an einer Ecke Hunderte von Leuten einen Sch*** darauf geben, wie sie anderen auf den Senkel gehen.
Also da brate mir einer einen Storch. Perspektivwechsel, das ist es. Dass ich da nicht selbst drauf kam. Ich gehe also demnächst 30 – 50 mal am Abend runter und überreiche den Wildpinkler*innen eine Handreichung, die freundlich um Rücksicht bittet und die Perspektive der Ansässigen schildert. Da wird der Sumpf sicher bald trocken gelegt sein, ganz bestimmt.
Oder ist mit Perspektivwechsel gemeint, dass ich mich in die Lage dieser Bedürftigen versetzen soll, die was loswerden wollen? Sollte ich gar mein WC anbieten?
Mein Fazit: Jedes verkaufte Bier ist ein geschifftes Bier, da hilft keine Ansprache oder Hinweis auf die „nette Toilette“, da kommen bestenfalls harmlose Antworten wie „viel Spaß noch bei euch in der Neustadt“. Es hilft nur sofortiger Rausschmiss und abriegeln (wenn möglich), wobei klar ist, dass dann irgendeine andere Ecke leiden wird.
Alternative also Prävention durch vorherige Ansprache? „Trink doch bitte nicht zehn Bier, du weißt doch, dann bist du betrunken und musst pullern, und die nächste Toilette ist dir dann zu weit weg.“
Wer glaubt, dass die Schlichtungstruppe etwas in dieser Hinsicht bringt, kann sich gern mal eine Nacht lang an einer dieser duftenden Ecken positionieren und den Konflikt managen. Das wird eine prägende Erfahrung (in ähnlicher Form selbst erlebt).
Gleiche Situation beim Thema Müll und zerschlagene Flaschen (Hochachtung an die allmorgendlichen Kräfte in orange) sowie nächtlicher Lärm. Wenn nachts um 3 der zwanzigste besoffene Stimmakrobat mit Fußballgesängen oder ähnlichem gefallen möchte, soll Perspektivwechsel helfen???
Gibt es eigentlich ein Recht auf ungestörte Volltrunkenheit in der Öffentlichkeit?
@mm: „Ich habe gar keinen konkreten Vorschlag, muss ich auch nicht haben.“ Das ist richtig, mir scheint nur, sobald jemand Vorschläge macht und Maßnahmen einführt, stehen gleich wieder ein Dutzend Leute auf der Matte und sagen, so wird das nichts. Wenn ich Bob oder Bernhard so zuhöre, hab ich das Gefühl, sie plädieren für massiven Polizeieinsatz. Das höre ich von verschiedenen Seiten in letzter Zeit immer häufiger. Aus meinen Gesprächen mit der Polizei weiß ich aber auch, dass dort eher auf Deeskalation gesetzt wird. Mit der harten Gangart hat die Polizei in den Jahren 2000 bis 2007 zur BRN ja auch nicht die besten Erfahrungen gemacht.
Meiner Meinung nach kann es nur eine Mischung aus Maßnahmen sein. Das Konfliktmanagerteam ist sicher nicht die eine Lösung, bringt aber auf jeden Fall mehr Erkenntnisse zur Situation vor Ort und unterstützt möglicherweise Polizei und Ordnungsamt.
Den Nimbus „Partyviertel“ wirst Du nicht abstreifen können, da stecken einfach zu viele finanzielle Interessen dahinter.
Anton: „massiver“ Polizeieinsatz ist vielleicht nicht nötig, gelegentliche Präsenz würde aber wohl nicht schaden. Es könnte auch helfen, das Alkoholverkaufsverbot ab 22:00 wieder einzuführen. Ab 1-2 Promille dürfte es halt schwierig werden, auf Deeskalation durch Einsicht zu setzen.
Welche finanziellen Interessen vermutest Du denn konkret hinter dem „Partyviertel“-Begriff? Die der Kneipenwirte wohl kaum, wenn die Leute draussen feiern, die der Spätis oder gar der Drogenhändler etwa? Sind wir jetzt in deren Geiselhaft? Was würde denn passieren, wenn ähnliches in anderen Stadtvierteln stattfände, würde man dann auch konsequent wegsehen und sagen, die Anwohner wollen es eh nicht anders, sollen sie halt sonst wegziehen?
@Bernhard: Nun am Aufbau des Partyviertel-Images haben die Wirte sicherlich erheblichen Anteil. Die Dichte hier ist doch deutlich höher als in anderen Stadtteilen. Ich sehe da durchaus einen Zusammenhang zwischen gut besuchte Kneipen und betrunkenen Leute, die Dreck und Lärm machen. Das ganze Problem allein auf die Spätshops abzuwälzen, ist sicher zu kurz gedacht. Das Kneipen-Viertel ist an sich ein Magnet.
Der Nachweis, dass das Alkohlverkaufsverbot ab 22 Uhr tatsächlich was gebracht hat (hatten wir ja 9 Jahre lang), der fehlt mir auch. Kann sein, dass es hilft. Kann auch sein, dass ein Glasflaschenverbot helfen würde. Kann auch sein, dass ein generelles Alkoholverbot helfen würde. Alle drei Punkte bringen aber auch Schwierigkeiten mit sich. Zumindest die der Kontrolle. Möglicherweise auch die der rechtlichen Umsetzbarkeit.
„Gelegentliche Präsenz der Polizei würde nicht schaden?“ Soweit ich das sehe, sind die inzwischen jedes Wochenende in Größenordnungen vor Ort.
Zu anderen Stadtvierteln kann ich nicht viel sagen. In Gorbitz hat es die Stadtverwaltung ziemlich schnell geschafft, ein Alkohol-Verbot durchzusetzen, mit dem Ergebnis, dass die Leute ein paar Straßen weitergezogen sind. Dass hier konsequent weggesehen wird, würde ich auf jeden Fall nicht unterschreiben. Die Lösung des Konfliktes ist eben nicht so einfach.
Wie bereits festgestellt wurde, hat ja nicht nur Dresden das Problem mit den Party-Problembereichen, wobei man in Dresden insgesamt schon das Gefühl hat hier eher gewähren zu lassen und ja nicht zu streng mit den Verursachern der Problem umzugehen, aus Furcht vor Krawallen o.ä.
Letztlich ist und bleibt es ein Durchsetzungsproblem der bestehenden Polizeiverodnung, welche übrigens keine Sonderregelungen zu Ruhezeiten & Co für den Stadtteil Äußere Neustadt beinhaltet. Im Flächennutzungsplan der Stadt Dresden ist der Stadtteil als Wohngebiet mit hoher Wohndichte geführt, nix da mit Partymeile. Da nützt auch das stetige wiederholte Narrativ „Partybezirk“ nix. Ich denke, dass dauerhaft nur das seit dem 19. Jahrhundert bekannte Prinzip „Zuckerbrot und Peitsche“ Wirkung zeigen wird, den ersten Teil haben wir ja nun bereits seit längerem ausprobiert, wird Zeit das die Peitsche ausgepackt wird ;-)
Und damit ist nicht gemeint, dass die Polizei da alle zusammenknüppeln soll, sondern dass sozial schädliches Verhalten sanktioniert und konsequent bestraft wird und letztlich Ursachen angegangen werden, nicht nur Auswirkungen bekämpft werden. Und die Hauptursache für die anhaltenden Probleme ist der unkontrollierte Zufluss von billigem Alkohol gerade auch in den späteren Nachtstunden. Niemand würde sich mit ner Brause in der Hand nachts um halb 3 an die Ecke setzen und die Anwohner terrorisieren.
Hier mal ein Beispiel der Stadt Leipzig, die aus meiner Sicht mutmaßlich wirksamere und restriktivere Maßnahmen durchsetzen möchte.
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/leipzig/leipzig-leipzig-land/sachsenbruecke-partys-verschaerfung-100.html
Danke für den Link. Dort lässt sich auch gut erkennen, wie schwierig die Umsetzung restriktiverer Maßnahmen ist. Auszug: „Weil (…) Glasscherben für Ärger sorgen, prüft die Stadtverwaltung ein Glasflaschenverbot. Das greife allerdings in die Handlungsfreiheit der Bürgerinnen und Bürger ein und sei an strenge rechtliche Bedingungen gebunden, so die Stadt.“ Aus ähnlichem Grund ist ja das generelle Alkoholverbot an der Ecke gekippt worden.
…es ist doch gar nichts dagegen zu sagen, dass die Neustadt ein Kneipenviertel / Szeneviertel ist, wenn hier anhand weniger Schrauben der Ballermann zurückzufahren wäre…
Jede Kneipe mit Sitzplätzen bietet entsprechend Klos an… muss ja, warum also gibt es den Urin-Überschuss ?
Hier wird ausserhalb von Gastro und Kneipe massiv Alkohol verkauft… der gastro gehen Umsätze zurück, so wird hier der Billig-Sauf-Tourismus gefördert…
Späti-Schluss ab 22:00 Uhr hat da sogar massive Effekte zugunsten der Kneipen welche ja drinnen weiterverkaufen dürfen… mit entsprechendem Urinal-Angebot..
Drinnen ab 22:00 Uhr ist für die Anwohner auch leiser, den einen oder anderen Ausreißer kann man nicht vermeiden..
So könnte sich die Szene aber wieder etwas entspannen, Saufen ist einfach zu billig… und für die Gesellschaft viel zu teuer…
Wäre schön, wenn sich die Neustadt wieder zu einem Szene-Viertel entwickeln könnte, die Exkursion ins billige Ballermann-Dummbatzen zeigt uns die Grenzen der Freiheiten auf….
Die Initiative im Kunsthof zeigt deutlich auf, dass sich die Szene von dieser Entwicklung abgrenzen und schützen muss….
Ich als direkter Anwohner an der schiefen Ecke bin mittlerweile ziemlich enttäuscht über das Verhalten der Polizei. Klar fahren sie regelmäßig Streife, nur wenn in der Nacht um drei Gitarre und Bongo gespielt wird und „Hans“ dazu noch versucht grölend versucht mitzusingen und die Polizei einfach nur vorbei fährt und absolut keine Ansage macht dann weiss ich nicht warum die Polizei überhaupt Streife fährt … erst vor zwei Tagen habe ich wegen unerträglich lauter Boom-box Beschallung um 2Uhr bei der Polizei angerufen und die Aussage war das sie in dieser Nacht nichts unternehmen werden da sie nicht genügend Einsatzkräfte zur Verfügung haben … zum Glück hat der Regen um drei Uhr dann für Ruhe gesorgt.
@Nicht kapitulieren!!!
Danke, genau so sehe ich das auch. Die Neustadt hat von den überbordenden privaten Freiluftfeiern nichts außer Lärm und Müll.
Kein Alkoholverkauf mehr ab 22:00 wäre eine Hilfe, das kann man schon kontrollieren, auch ein Verstärkerverbot, und notfalls wäre dann halt auch anderes als nur Verständnis oder Schulterzucken nötig. Das Glasproblem ist kaum einfach zu lösen.
@Anton: Die Leute, die da spätnachts draußen „feiern“, sind eher keine Kneipengäste, bringen den Stoff selber mit und kaufen im Späti nach.
@Bernhard: Das ist mir schon bewusst. Aber das könnten sie gewissermaßen überall in der Stadt machen, sie tun es aber hier, weil das Viertel eben das „Partyviertel“ ist.
Wenn die Polizei natürlich so reagiert, wie ray es beschreibt, dann nützen auch mehr Polizei und Verbote nichts.
Die SchLichter(innen) werden’s nicht schlichten, äh.. richten. Ein weiterer Arbeitskreis zeugt nur von Bezirksräten, wo man nicht mehr weiter weiß. Man muß hier und kann durchaus ordnungsrechtlich vorgehen – trotz dröger Juristerei-Republik, sowie durch wieteres technisches Upgrade (Cityhaie jetzt und wo möglich!).
Auf Verwaltungsebene kommt auch nix, der Bezi-Büm (Bezirksbürgermeister) ist hoffentlich wieder gesund aus seinem BRN-Urlaub rück, im Ortsamte stapelten sich vermutlich Eingaben aus mehreren letzten Weekends. Nun ist die handlungsohnmächtige Amts-Verzweiflung wieder so groß, daß in Mopo und Co. die „Geistlose Müll-Neusen“-Kampagne beworben wird. Immerhin ein Lebenszeichen, jetzt wo die halbe Verwaltung NICHT mehr zwingend @ Home „arbeiten“ muß.
So, werte Genosse aus Rat und Verwalt-Tat, wirds aber auch weiterhin nix. Das zeigten schon alle letzten JAHRE!
Ich lege mich aber erstmal wieder ruhig hin, sofern da noch keine Scherben liegen.
Und ist der Ruf erst ruiniert….
Für die Reststadt ist der jetzige Zustand mehr als begrüßenswert.
Die Äußere Neustadt wird als Opfergebiet gesehen, d.h. dieser Stadtteil wird geopfert, damit im übrigen Stadtgebiet nächtens das Leben ruhig verläuft.
Daher wird auch zukünftig keine konsequente Umsetzung von Stadtordnung u.ä. durch die Polizei erfolgen, denn man will keine Verdrängung oder Zersplitterung des Partyvolkes.
Und da die gewählten Vertreter der Anwohner gegen das Alkoholverbot der Spätis sind, muss die Staatsgewalt doch annehmen, dass der Zustand ist gewollt ist (Ursache-Auswirkung).
Grauenvolle Situation, ohne Zweifel. Ich meine, hier hilft nur ein konsequent durchgesetztes Alkoholverbot.
Mich hat die nervige Parkplatznot aus der Neustadt vertrieben und ich kann immer weniger verstehen, warum man hier freiwillig höhere Durchschnittsmieten als in anderen (grüneren!) Stadtteilen zahlt und sich dabei derartigen Stress zumutet. Ich weiß, das hilft keinem der aktuell betroffenen Anwohner, aber vielleicht relativiert sich mittelfristig die Überbewertung des „Szeneviertels“ auf diese Weise.
Mir und meinen WG-Mitbewohnern reicht es mittlerweile und wir werden nun leider nach 12 Jahren unsere Wohnung an der schiefen Ecke aufgeben. Ich finde es unglaublich wie die Politik es einfach nicht durchsetzen kann die Situation zu ändern. Ich war dieses Wochenende in Hannover und dort gibt es genau das gleiche Problem – Konsequenz ist ein Alkoholverkaufsverbot für die Kioske und Spätis ab 22Uhr. Dort und wie in vielen anderen Städten werden die Bedürfnisse und RECHTE der Anwohner höher bewertet als bei uns in der Dresdner Neustadt – hier ist das Partyvolk der Politik wichtiger als die Anwohner. Ein Armutszeugnis!!