Gemeinsam mit ihrem Mann hat die Musikerin Anke Schorr am Bischofsweg einen historischen Saal zur „KulturSchlosserei“ ausgebaut. Am Freitag findet das Eröffnungskonzert statt.
Trotz aller Widrigkeiten haben Anke Schorr und ihr Mann Ulrich die Corona-Krise zum Anlass genommen, dem baufälligen Saal in ihrem gelben Gartenhaus neues Leben einzuhauchen. Fauliger Fußboden, undichte Fenster, wankende Wände – das war der Zustand vor dem Lockdown.
Ein neuer Kulturort für die Neustadt
Offen für alle Arten von Kultur
Gefeiert wird am Freitag der gelungene, wenn auch noch nicht ganz vollständige Ausbau der ehemaligen Schlosserei. Die Nachbarschaft muss keine dröhnenden Bässe fürchten: Zum Eröffnungskonzert gibt das Ensemble „con corde“ mit Werken von Colombi, Farina, Biber, Schmelzer und Veracini gespielt auf historischen Instrumenten den Ton an. Hinter dem Namen verbergen sich Uta Büchner und Anke Schorr selbst, die für manche Projekte noch ihren Mädchennamen Strobel nutzt. Die beiden studierten zusammen an der Musikhochschule und teilen die Liebe zur Musik des 17. und 18. Jahrhunderts.
Die Symbole auf dem eigens entwickelten Logo blättern auf, was in der KulturSchlosserei alles möglich sein soll: Musik, Bewegung und Tanz, Kunst und Ausstellungen über Schauspiel, Artistik, Vorträge, Treffpunkte, Lesungen und Kurse. Anke Strobel zeigt auf die kreisrunden Löcher in der Wand, die für Halterungen für Scheinwerfer, einen Beamer und Tücher oder Seile vorgesehen sind, damit Artist*innen oder Yoga-Liebhaber*innen mittig im Raum von der Decke schweben können.
Premiere ungehobener Schätze
Anke Strobel sieht die KulturSchlosserei als Bühne für bislang Unentdecktes: „Es gibt Laien, die neben ihrem Beruf fabelhaft Barockmusik spielen. Hier können sie ihr Publikum finden!“ Ihr schweben auch Veranstaltungen nach dem Soli-Prinzip vor: Orchester-Musiker*innen geben Konzerte, deren Erlös an freie Musiker*innen in prekäreren Situationen fließt. Auch Gedichte aus der Schublade oder szenische Spiele können hier Premieren feiern, Student*innen Proben abhalten. Und nicht zuletzt lädt der Ort zum Feiern festlicher Anlässe ein.
Interessierte sind mit Ideen, Projekten und Wünschen jederzeit willkommen. Für aktuelle Informationen bietet sich der Mailverteiler der Kulturschlosserei unter kontakt@kulturschlosserei.de an.
Baustellenkonzert mit Sekt
Der Fußboden des Gartensaales ist noch nicht verlegt, aber dennoch nutzbar. Es riecht nach frischem Putz. Die Stuhlreihen stehen auf nacktem Beton. Das schafft eine rustikale Atmosphäre – und steht in Kontrast zu den weißen Blumen in der Vase und den eleganten Kerzenleuchtern neben den Notenständern vorn auf der Bühne. Die Raumecken sind leicht abgerundet – für eine bessere Akustik. Die bodenlangen Vorhänge vor den Fenstern tragen ihren Teil dazu bei. „Wir haben aus dem Raum alles rausgeholt“, stellt Anke Strobel fest.
Alle Bauschaffenden seien sehr ambitioniert gewesen, erzählt sie gerührt. Für ein Kinderkonzert habe ein Maler eine Extraschicht eingelegt, um die Wände zu weißen. „Alle haben sich voll reingehangen, dass das funktioniert.“ Die Bauherrin und der Bauherr bedankten sich mit einem Konzert auf der Baustelle und mit Sekt. Die Handwerker waren glücklich über die Wertschätzung ihrer Arbeit und verlangten eine Zugabe. Bis in die Nacht saß man noch klampfend im Garten zusammen, sagt Anke Strobel. Da sei die Magie des Ortes spürbar gewesen.
Der unsichtbare Apfel im September
Der Einbau des Bodens ist eine Wissenschaft für sich, denn er wird aus Holz gefertigt und frei schwingen. Anke Strobel hofft darauf, dass alles gut geht. „Viele Gewerke müssen hier ineinandergreifen“, bangt sie.
Ihr Mann und sie werden das Geschehen nur aus der Ferne verfolgen können, denn erst einmal winkt ein Urlaub. „Nach diesem Jahr und dem Ausbau sind wir vollkommen fertig“, gesteht sie. Die Krise mit all ihren Herausforderungen von Existenzangst bis Homeschooling hat an den Kräften gezehrt. „Wir müssen mal raus.“ Bevor es so weit ist, naht das Eröffnungskonzert. Etliche Gäste haben sich schon angekündigt und Anke Strobel ist zuversichtlich, dass sich die Möglichkeit KulturSchlosserei schnell herumspricht.
Am 24. September tritt sie mit ihrem Ensemble „Zierwerk Barock“ in fünfköpfiger Besetzung auf. Am Tag darauf findet die Premiere von Fanny Staffas Stück „Der unsichtbare Apfel“ nach dem Roman von Robert Gwisdek (alias Käptn Peng) statt.
Eröffnungskonzert in der KulturSchlosserei
- Freitag, den 30. Juli um 19 Uhr, Bischofsweg 31 Gartenhaus, 01099 Dresden
- Kosten: 20 Euro; ermäßigt 15 Euro
- Kartenreservierung über kontakt@kulturschlosserei.de (reservierte Karten bitte 15 Minuten vor Beginn abholen)