Von Dienstag bis Donnerstag verwandelt sich die Hautpstraße in den ersten Schaubudensommer ohne Buden. Weil in pandemischen Zeiten enges Gedränge nicht so en vogue ist, sind die Buden-Künstler*innen auf den Prachtboulevard ausgewichen, der einst von der Befreiung kündete.
Im Juli vorigen Jahres wollte das Team des Schaubude Dresden e.V. den Schaubudensommer in der Dresdner Neustadt zum 23. Mal ausrichten. Künstler*innen unterschiedlicher Genres aus vielen Ländern Europas und Deutschland waren eingeladen. Fans hatten ihren Jahresurlaub mit dem Festivaltermin abgestimmt, die Fördermittel waren genehmigt. Es konnte losgehen. Doch nichts ging los.
Aus den bekannten Gründen war man gezwungen, alle schönen Pläne über den sprichwörtlichen Haufen zu werfen. Es stellte sich in diesem Sommer nun also eine Frage: Wie schafft man unter den Bedingungen einer anhaltenden Pandemie ein Festival von schaubudenartiger Grandeur?
Die Quadratur des Kreises gelang mit einer neuen, simplen und doch auch gewagten Idee: Der Schaubudensommer muss an die Luft, auf die Straße, auf die Plätze. Da die äußeren Umstände nach draußen zwingen, schien es nur logisch den Rufen zu folgen. Anstatt in Buden, Zelten und anderen kleinen Räumlichkeiten stellt sich der Schaubudensommer dieses Jahr groß und flächig auf.
Vom Dienstag, 3. bis Donnerstag, 5. August 2021 präsentieren jeweils zwischen 14 Uhr und 22 Uhr bis zu zehn Companies und Einzelkünstler*innen an verschiedenen Punkten der Hauptstraße ihre Kunst. Die Hauptstraße wird in ein lebendiges Kunstwerk transformiert. Zuschauende dürfen gezielt kommen, aber auch flanieren, stehen bleiben und sich treiben lassen.
Clowns und Flieger
Andy Snatch wird sich durch alles jonglieren, was ihm unter die Finger kommt, während Peter Shub die Sahnehäubchen der Clownskunst kredenzen wird. Cie. Dynamogène kommen mit einem überdimensionalen Stehaufmännchen und wanken durch die Hauptstraße. Finn Jagd Andersen baut ein Trapez zwischen die Platanen und schlüpft in luftge Rollen. Corpus aus Kanada trainieren trotz fehlender Fliegerstaffel millimetergenau ihre Fliegerparade und wähnen sich dabei in guter Gesellschaft: die JuWie Dance Company ergründet tänzerisch das Verhältnis zwischen Gegenwart und Zukunft.
Cie. Super Super tummeln sich mit dreifachen Salti im Planschbecken und Jaap Slagman betrachtet alle Besucher*innen durch sein eigenes Bild.
Auf die Suche nach dem Teufelsgeiger Paganini begibt sich Florian Mayer und an einem anderen Rondell winken die 70er Jahre und Stelzendiskotänzer von Theater Irrwisch. Alte Bekannte wie Chris Lynam kommen mit Verstärkung. Er und Sara Ski zeigen einen absurde Show voller Akrobatik und Absurditäten.
Just Us Dance Theatre loten Kräfteverhältnisse und die Macht der Vorurteile in unserer Gegenwart tänzerisch aus. Das Lügenmuseum zeigt eine Rundreise durch das jüdische Leben in unserer Region und Jim Whiting erfindet dicke Luft, die es zu bezwingen gilt.
Muriel Cornejo und César Olhagaray werden nicht physisch anwesend sein, da die aktuelle Situation eine Reise nach Dresden nicht zulässt, aber ihre traumtanzenden Figuren werden zwischen den altehrwürdigen Bäumen der Hauptstraße das einzigartige Flair schaffen.
HRB+C bauen Skulpturen aus recycelten Materialien und gestalten damit die Straße in einem neuen Licht. Gemeinsam mit vielen Akteur*innen zieht das Eselnest am 5. August von der Dreikönigskirche zum Goldenen Reiter und feiert den Hochsommerausbruch. Viele weitere Überraschungen stehen noch in den Startlöchern, ob sie sich manifestieren werden, ist zu diesem Zeitpunkt noch ein Blick in die Glaskugel. Es lohnt sich also vorbei zu kommen und zu entdecken.
Achtung! Spenden erwünscht
Das Festival kann nur Dank unserer Kooperationspartner Societaetstheater und Abenteuerspielplatz Eselnest des Spielprojekt e.V. stattfinden. Das Societaetstheater ist wichtiger Partner bei der Finanzierung und der inhaltlichen Gestaltung des Festivals.
Damit das Festival bestehen bleiben kann, brauchen die Organisator*innen Hüte voller Dankbarkeit. Nach jeder Show wird es freundliche Menschen geben, die sich über großes und kleines Geld im Zylinder, Strohhut oder Basecap freuen. Zusätzlich gibt es in diesem Jahr eine Spendenkampagne und damit die Möglichkeit, dem Festival bereits vorab finanziell unter die Arme zu greifen. Auf Betterplace findet sich die Kampagne und freut sich über zahlreiche Unterstützende.
Das Festival will dem Sommer die Kunst, das Publikum, die Freude, die Inspiration und Lust zurückgeben. Kein weiterer Sommer mit angezogener Handbremse, sondern es soll vorsichtig mit Vollgas in freie Räume aufgebrochen werden und diese für drei Tage und Abende besetzt werden. Das Potential der Hauptstraße soll genutzt werden um es in exponentielle Höhen zu heben und außergewöhnliche Erlebnisse in komprimierter Zeit und maximaler Intensität ermöglichen.
Schaubudensommer
- Allgemeine Infos zum Schaubudensommer unter www.schaubudensommer.de
Spendenkampagne
Entgegen der bisherigen Buden-Tradition wird es diesmal keine Eintrittsgelder geben, dafür werden während des Festivals freundliche Menschen mit Zylinder, Stroh-Hut oder Basecap um kleine oder große Spenden bitten. Zusätzlich gibt es in diesem Jahr eine Spendenkampagne und damit die Möglichkeit, dem Festival bereits vorab finanziell unter die Arme zu greifen. Unter www.betterplace.org findet sich die Kampagne und freut sich über zahlreiche Unterstützer*innen.