Na, mal Hand aufs Herz. Wer war schonmal im Kraszewski-Museum? Zur Zeit ist dort die Sonderausstellung „Polen aus freier Wahl. Deutschstämmige Familien in Warschau im 19. und 20. Jahrhundert“ zu sehen. Geöffnet ist es von Mittwoch bis Sonntag zwischen 13 und 18 Uhr.
Im vergangenen Jahr stöberten nur etwas mehr als 3.000 Besucher durch das idyllische Häuschen an der Prießnitz. Hohe Wellen schlug es aber in den vergangenen Wochen. Ende Mai hatte Kulturbürgermeister Ralf Lunau (parteilos) mittgeteilt, dass die Verwaltung dem Stadtrat vorschlagen wird, das Haus nicht mit einer neuen Konzeption weiterzuführen. In der Mitteilung hieß es damals: „Das Kraszewski-Haus wird voraussichtlich nach Abschluss der gegenwärtig laufenden Ausstellung Mitte Juli endgültig seine Pforten schließen.“
Dies stieß auf scharfen Protest von verschiedenen Seiten. Verschiedene Parteien und deutsch-polnische Vereine engagierten sich für einen Erhalt. Der Polonia Dresden e.V. organisierte sogar eine Petition zum Erhalt des Museums.
Am 12. Juni erhielt die Stadt Dresden Post aus Polen. Das dortige Ministerium für Kultur und Nationalerbe erklärt die Bereitschaft zur Vorlage eines neuen Konzeptes für eine Dauerausstellung. Daraufhin reagierte die Stadtverwaltung, die Oberbürgermeisterin Helma Orosz erklärte den Wunsch zur gemeinsamen Erörterung des neuen Konzeptes sowie seine mögliche Umsetzung für das Kraszewski-Museum.
Im Stadtrat wollen heute per Eilantrag die Fraktionen von Linke, FDP, SPD und Bürgerfraktion einen Beschluss zum Erhalt des Kraszewski-Museums erreichen. Am 4. Juli soll es dann einen Runden Tisch mit Vertretern aus Stadtverwaltung und polnischen Verbänden geben.
Józef Ignacy Kraszewski lebte von 1812 bis 1887, er war ein Schriftsteller, Historiker und Publizist der von 1863 bis 1885 in Dresden lebte. Kraszewski hinterließ etwa 240 Romane und Erzählungen. Zwischen 1873 und 1885 erschien die Sachsen Trilogie – ein umfassendes Zeitgemälde Kursachsen und Polens im 18. Jahrhundert mit Romanen über Gräfin Cosel, August dem Starken, Graf Brühl und den Siebenjährigen Krieg.
- Infos zum Kraszewski-Museum unter www.museen-dresden.de
was dieses museum braucht, ist ein frisches konzept und werbung für seine sache. ich muss auch zugeben, dass ich dort noch nie einen fuß hineingesetzt habe, obwohl es früher auf meinem schulweg lag und ich sogar bekannte hatte, die nebenan gewohnt haben.
d.h. 10 leute am tag – könnte etwa hinkommen und ist echt n witz. jetzt wird um den verlust einer „lebendigen institution zum austausch usw. zwischen den beiden völkern“ scheingetrauert, dabei kam es herrn lunau doch bestimmt recht, dass er die paar tausend euro fördergeld nun in andere dinge stecken kann, die ebenso nur noch auf felge fahren.
vielleicht wird auch auf den verkaufserlös der villa geschielt. so einige der städtischen museen haben das selbe problem: es interessiert einfach kein schwein. wozu auch!
begrabt diese leiche endlich und doch wird die tote wohl bald noch von den ganz toten errettet. orosch, ja orosch, sei dank.
ich vermute mal, dass dieses museum welches keiner kennt & niemand besucht hier gleich zum urneustädter kulturkut erhoben wird & nun der gentrifizierung zum opfer fallen muss!
wer nicht dort gewesen ist, hat etwas verpasst. gerade der apfelstrudel dort im garten, ein muss und so gut :)
dann machen wir eben ein (polnisches) „apfelstrudelmuseum“ daraus… ;)
Ich bin dort vor einigen Jahren zum „Fest der Sprache“
http://sachsen-net.com/freizeit/events/event/Fest_Der_Sprache.12240.html
eingeladen gewesen. Wäre diese Einladung nicht erfolgt, würde ich wohl heute noch nichts vom Kraszewski-Museum wissen ;-)
klein, aber liebevoll eingerichtet, unheimlich nette Menschen…
Das Museum hat nicht nur den köstlichen Apfelstrudel zu bieten und ich fände es wirklich sehr schade, wenn es schließen muss. Immerhin gehöre ich zu denen, die schon mal drin waren! Grüße aus Bonn…
Es sieht so aus, dass es bleibt. Aktuell läuft die zweite Sonderausstellung „Über Grenzen – Ein Bild- und Textprojekt in Deutschland und Polen von Tatjana Utz“ (bis Anfang Dezember).