Susanne Engelhardt und Susanne Petzold organisieren seit acht Jahren den Keramikmarkt am Goldenen Reiter mit. In diesem zweiten „Corona-Jahr“ geht er in die 26. Runde.
Auf das Dach von Susanne Engelhardts Atelier prasselt der Regen. Er läuft an den vielen schmalen Fensterscheiben herunter, die die Front des Verkaufsraumes an der Gehestraße in Pieschen bilden. Die Nässe der Schuhsohlen wird von der feinerdigen Staubschicht auf dem Boden aufgesaugt. Es gibt Tee und Kaffee aus selbst getöpferten Tassen in verschleiertem Grün.
Alle im selben Boot
Susanne Engelhardt hat ihr Handwerk traditionell erlernt – drei Jahre „Stift“, dann Erfahrungen sammeln in unterschiedlichen Betrieben. Das Gewerbe wandelt sich: Es gibt Nachfolgende, die erlernen den körperlich anstrengenden Beruf auf eigene Faust mit YouTube, beobachtet sie. Ihre Kollegin Susanne Petzold hat Keramik an der Burg Giebichenstein in Halle studiert. So unterschiedlich die Szene in Dresden beschaffen ist, so solidarisch steht sie zusammen. „Wir helfen uns. Wie ein Freundeskreis“, sagt Engelhardt. Das beinhaltet die Weitergabe von Wissen ebenso wie der Austausch von Materialien: „Wir sitzen alle im selben Boot.“
Die Nachwendezeit bedeutete für das Kunsthandwerk einen Bruch. Netzwerke zerstoben, der Markt veränderte sich. In Dresden verknüpfte sich als Antwort auf diesen Wandel die Töpferschaft mit dem Amt für Denkmalschutz in einem Verein. Der Beschluss: „Wir wollen selber einen Markt machen.“
Der tollste Markt
Susanne und Susanne stießen vor etwa acht Jahren dazu. Insgesamt sieben Dresdner Töpfer*innen und Ramona Eichler vom Amt für Kultur und Denkmalschutz bilden den Verein, der dieses Jahr zum 26. Mal den Keramikmarkt am Goldenen Reiter auf die Beine stellt. Bereits im Winter begann dafür die Bewerbungsphase. Siebzig Plätze stehen zur Verfügung – und sind heiß begehrt. Zwei bis dreimal mehr Bewerbungen gehen alljährlich ein, erzählen die Frauen. Um möglichst fair zu entscheiden, wendet der Verein ein selbst konzipiertes Punktesystem an.
Die Veranstalter*innen haben es sich zum Ziel gesetzt, das Angebot jedes Jahr aufs Neue innovativ, hochwertig und modern zu halten. Sie wollen besonders Student*innen und Neulingen zukünftig verstärkt ein Podium bieten und das Spektrum des Gewerbes aufzeigen: „Wir wollen den tollsten Markt“, bringt es Engelhardt auf den Punkt. Dass die Plätze begrenzt sind, sei im Interesse der Anbieter*innen: „Weniger Stände, mehr Erfolg.“
Handgemachtes liegt im Trend
Schon der vergangene Markt fand unter Corona-Bedingungen statt: „Wir waren heilfroh, dass alles so gut geklappt hat.“ Mehr Security hatte der Verein eingeplant, um die Gäste freundlich auf Abstände hinzuweisen. Durch Corona sei die Wertschätzung und das Interesse für Handgemachtes gestiegen, haben die Frauen festgestellt – besonders bei jüngeren Menschen. „Die Märkte, die 2020 stattfinden konnten, liefen super!“
Diese Hoffnung liegt auch auf dem 26. Keramikmarkt. Mittlerweile ist der Verein bei der Organisation ein eingespieltes Team. Dennoch fühle es sich danach an wie „eine bestandene Prüfung.“ Viel Zeit zum Verschnaufen bleibe nicht: „Nach dem Markt ist vor dem Markt“, sagen die Frauen.
Draußen hat sich der Himmel etwas aufgehellt. Das Wetter bleibt die große Unbekannte: „Regnen darf es! Hauptsache kein Sturm“, sagt Engelhardt.
26. Keramikmarkt am Goldenen Reiter
- 4. und 5. September, jeweils 10 bis 18 Uhr
- www.keramikmarkt-dresden.de