Sonnabend, kurz vor 20 Uhr. Die Sperrstunde ist nah. In den wenigen Kneipen geschäftiges Treiben. Damen greifen zur Mütze, Herren zu Schal und Mantel. Man begibt sich nach draußen. Die Kellner wischen noch schnell die Tische ab.
Von der Schiefen Ecke dringt Gekreische. Hier tanzen und grölen ein paar junge Punks „Last Christmas“ – George Michael ist aus der Bluetooth-Box kaum noch zu hören. Die Gruppe singt lauter und schiefer. Dazu springen sie – Lebensfreude pur oder Bewegung gegen die Kälte.
Ein paar Spätshops haben noch geöffnet – die Alkoholgetränkeabgabe in geschlossenen Gefäßen ist ja erlaubt. Der Verzehr desselben auf der Straße jedoch nicht. Zwei junge Burschen, die sich zuprosten, wissen das wohl nicht oder sie sind die letzten Corona-Rebellen.
Die Staatsmacht rauscht schon um die Ecke, zwei Sixpacks vom Ordnungsamt, zwei von der Polizei. Durchsuchungen und Kontrolle. Widerworte, zaghafte. Hundert Meter weiter zieht ein fröhlicher Trupp Jugendlicher noch mit ner Kiste Sterni über die Louisenstraße. Vielleicht sind sie unterwegs zu einer 2G-Party, wer weiß das schon. Vor dem Corona-Test-Container an der Louisenstraße hat sich unterdessen eine kleine Schlange gebildet.
Noch schnell eine Runde durchs Viertel. Auch eine halbe Stunde nach Zapfenstreich sind noch einige Leute unterwegs. Währenddessen gehen in den Kneipen die Lichter aus. Etliche Bars haben erst gar nicht mehr aufgemacht. Im Vergleich zum letzten Glühwein im Vorjahr ist es fast gespenstisch still in der Neustadt. Und die Nacht ist noch lang.