Ein hartes Jahr liegt hinter der feministischen Künstlerin Cndrll – beruflich wie privat. Den Mut für Veränderung lässt sie sich dennoch nicht nehmen: Schmerzliche Erlebnisse fließen in helle Farben. Auch 2022 gibt es einen Kalender aus ihrer Hand.
„Wenn ich nicht lachen würde, müsste ich weinen“, sagt Cindy Fuchs, alias Cndrll. Ein hartes Jahr geht für sie zu Ende. Als Operationstechnische Assistentin steht sie „in Ritterrüstung“ nahezu täglich an vorderster Front. Ein großer Verlust war der Tod der Großmutter, die im Krankenhaus verstarb – aufgrund der Inzidenzen durfte niemand bei ihr sein in ihrer letzten Stunde. „Das war das, was sie am meisten gefürchtet hatte“, sagt Cindy und ringt um Fassung. Sie selbst wurde daraufhin mehrere Wochen krank: „Das war eine stressige Zeit.“
Aus der Krise gezeichnet
Durch diese persönliche Krise habe sie sich an Farbe herangewagt. Die Zeichnungen in ihrem letzten Kalender präsentierten sich grau und schwarzweiß, jetzt leuchten sie bunt: „Das ist mein Lichtblick in die Zeit danach.“
Den Wellen des Alltags begegnet Cindy ungebrochen mit Zuversicht und Tatkraft. Für die Spendenaktion „Herzenssache Indien“ stiftete sie eine Zeichnung und sammelte mit deren Verkauf 1000 Euro für ein Kinderheim in Kalkutta. „Von dem Geld wurden neue Stühle und Tische für den Klassenraum gekauft“, erzählt sie.
Gemeinsam mit einer Freundin nahm sie sich im November Zeit für eine Demo-Aktion in der Neustadt. Mit einem Plakat stellte sie sich an die Königsbrücker Straße: Wear your damn mask properly. „Das Motiv ist auch frei zum Download erhältlich“, sagt Cindy, die mit so viel positivem Feedback auf ihre Aktion nicht gerechnet hätte. „Die meisten haben die Daumen nach oben gezeigt und gehupt.“
Auswirkungen auf das Leben aller
Cindy Fuchs nutzt ihre Kreativität, um an die Menschen zu appellieren: Maske tragen, Abstand halten, Hände waschen, impfen lassen – das seien Handlungen von Solidarität, die auch dem Krankenhauspersonal entscheidend helfen können: „Wenn das jede*r für sich entscheiden könnte, ohne dass es Auswirkungen auf die Gesellschaft hätte … Aber es ist nun mal so, dass diese Entscheidungen, die wir in der Pandemie treffen, Auswirkungen auf das Leben aller haben.“
„Es ist in solchen Situationen einfach sinnvoller, rational zu bleiben und sich Zahlen und Fakten auch wirklich anzuschauen. Also, Fakten, die auch wirklich als solche bezeichnet werden können“, erklärt sie im Hinblick auf die problematische Verbreitung von Desinformation auf Social Media-Kanälen.
Mit Kunst kompensieren
An ihrem Berufsfeld kritisiert sie, dass sich die Arbeitsbedingungen in Deutschland und damit die Anerkennung in der Pflege nicht verbessert haben: „Klatschen und Kuchen, das war ja ganz nett. Aber es wurde nicht genug Personal eingestellt, es wurden trotz Überlastungsanzeigen Pflege-Kapazitäten voll ausgeschöpft.“ Den zweiten Winter ächzen die Krankenhäuser unter der vollen Belegung. Wichtige Behandlungen – so wie die von Krebspatient*innen – müssen hintan gestellt werden. „Der Job an sich ist so schön, aber ein besserer Personalschlüssel, mehr Freizeit und bessere Arbeitsbedingungen – das würde ich mir wünschen, vor allem für die Kolleg*innen in Pflegeheimen und auf Station.“
In jeder freien Minute zücke sie ihre Stifte, häufig für den guten Zweck: „Es ist echt wichtig, dass die Leute merken: Es gibt immer noch genug Menschen, die dran bleiben und vernünftig sind.“
Jahreskalender 2022 von Cndrll
- online erhältlich oder unter allen Hygienevorkehrungen zum Abholen nach Vereinbarung
- hier geht es zum Etsy-Shop
- Webseite von Cndrll
- Cndrll auf Instagram
wo ist der Link zum Plakat?
Poster zum Download https://www.dropbox.com/s/tunnt9qy03c42ag/Mask.png?dl=0