Ruth Neidhardt feiert mit ihrem Ateliergeschäft Schmuckwerk an der Prießnitzstraße dieses Jahr Jubiläum. Ihr kleiner Laden wird 20. Die Liebe verankerte das Nordlicht damals in Dresden, wo es nicht nur im Grünen Gewölbe glänzende Spuren hinterließ.
Schon in der siebten Klasse wusste Ruth Neidhardt aus Greifswald, was sie werden möchte: „Goldschmiedin. Ganz klar.“ Lange vor dem obligatorischen Praktikum in der zehnten Klasse klingelte sie an den Türen der rar gesäten Goldschmiede-Werkstätten in ihrer Region und ergatterte so einen Platz bei einem klassischen Handwerker dieser Zunft.
Während ihre Freund*innen die Oberschule besuchten, war Ruth Neidhardt in der Ausbildung, um sich ihren Traum zu erfüllen – mit unbändiger Neugier und vehementem Ehrgeiz. „Ich hatte den Wunsch in verschiedenen Werkstätten zu arbeiten und unterschiedliche Arbeitsplätze auszuprobieren.“ Das große Ziel: Die Schatzkammer par excellence – das Grüne Gewölbe zu Dresden.
Jede Arbeit ein Abenteuer
Mit der Wende meldete sie sich bei allen Meisterschulen im Land an, ergatterte einen Platz in München und ließ sich zwei Jahre ausbilden. Nebenher besuchte sie Zeichenzirkel in der Abendschule, besuchte Wochenendkurse und erkundete auf diese Weise Wege der künstlerischen Gestaltung. Mitte der Neunziger schließlich betrat sie die Landeshauptstadt Sachsens für ein Praktikum im Grünen Gewölbe.
„Ich habe Probestücke gebaut“, erklärt die Goldschmiedin. Das Projekt, dem sie zugeteilt war, widmete sich dem diffizilen Material Emaille, für das Glas auf Metall aufgebracht wird. Neidhardt stellte Modelle her, der in der Klima-Kammer zerstörerischen Einflüssen ausgesetzt wurde, um seine Widerstandsfähigkeit zu testen – im Sinne der Erhaltung und Rekonstruktion historischer Original-Stücke. Das Material wurde zu „ihrem Steckenpferd“. Ein Meilenstein war dann die Rekonstruktion einer Mantelschließe des Starken August: „Jede Arbeit ist ein Abenteuer!“
Guckkasten in ferne Welten
Geblieben ist Ruth Neidhardt letztlich wegen der Liebe. Im Januar 2001 machte sie sich schließlich selbstständig. Das Schmuckwerk an der Prießnitzstraße ist bekannt durch seine detailverliebten Schaufenster-Dekorationen. Hier lässt sich Neidhardt stets Besonderes einfallen: Muscheln auf dem Meeresgrund, der Mikro-Blick in eine Blumenwiese. Aus den „drei Jahren auf Probe“ wurden zwanzig – in Räumen, die den Charme eines gut aufgeräumten Schmuckkästchens atmen.
Zu Weihnachten wachen aus Holz gefertigte Kerzen-Engel über den Perlen, geschliffenen Steinen und farbenfrohen Ringen im Schaufenster. Die sind natürlich auch handgemacht und ein echter Renner. „Engel scheinen gerade nötig zu sein“, sinniert die Schmucklerin. „Von 50 sind nur noch einige wenige da dieses Jahr.“
Das Gefühl der Festlichkeit zum Jubiläum kollidiere in Pandemiezeiten mit der Anteilnahme an der leidenden Kulturbranche, bedauert Neidhardt. Statt Sektempfang wurden es Piccolo-Flaschen zum Mitnehmen. Die Feier richtete sie mit einer barock-maritim gestalteten Postkarte über drei Tage aus. Mit kleinen Gaben zum Mitnehmen.
Ihre Wünsche für die Zukunft gelten besonders der Kultur und den jungen Menschen: „Dass sie wieder Freiheit erleben dürfen ist mein sehnlichster Wunsch.“
Schmuckwerk Ruth Neidhardt
- Hohnsteiner Straße 1, 01099 Dresden
- kontakt@schmuckwerk-neidhardt.de
- www.schmuckwerk-neidhardt.de
- Adventsöffnungszeiten: Montag bis Freitag von 12 bis 19 Uhr