An der Spitze der Großenhainer Straße, dort wo einst das Porsche-Autohaus stand, hat es einen Eigentümerwechsel gegeben. Neuer Eigentümer ist die AOC GmbH, ein inhabergeführter Projektentwickler mit Sitz in Magdeburg. Die AOC hat die Grundstück von der List-Gruppe übernommen.
Wie der Vorbesitzer will auch die AOC die alte denkmalgeschützte Bahn-Remise erhalten. Rechts und links davon sind Neubauten geplant. Jedoch soll anders als beim Voreigentümer kein Hotel einziehen. Wie die AOC heute mitteilte, soll auf dem südlichen Grundstücksteil ein Bürohaus als Solitär mit einer Mietfläche von rund 3.500 Quadratmetern entstehen. Im nördlichen Bereich will AOC ein Gebäude für Wohnen und Gewerbe errichten, dessen Mietfläche circa 13.000 Quadratmeter umfassen wird.
Mit der Pressemitteilung versandte die AOC eine Visualisierung, die noch im Auftrag der Listgruppe entstanden ist.
AOC-Geschäftsführer Till Schwerdtfeger begründet die Standortentscheidung: „Dresden-Neustadt ist über die Grenzen der Landeshauptstadt für sein pulsierendes urbanes Leben bekannt. Das Viertel ist nicht nur eine beliebte Wohngegend für junge Menschen und Familien, sondern bietet auch großes Potenzial für Gewerbetreibende. Über den Grundstückserwerb in dieser prädestinierten Lage freuen wir uns deshalb sehr, verschafft er uns doch die Möglichkeit, hier ein modernes, zukunftsorientiertes Gebäudeensemble zu errichten, das den Stadtteil weiter aufwerten wird.“
Michael Garstka von der List-Gruppe freut sich, einen Geschäftspartner gefunden zu haben, der in der Region stark repräsentiert ist und schon mehrere Projekte in Dresden und Umgebung entwickelt hat: „Wir haben derzeit eine Vielzahl weiterer Projekte in der Entwicklung und Umsetzung, daher sind wir sehr zufrieden, dass wir diese Projektentwicklung nun an die AOC übergeben. Keine leichte Entscheidung, aber die richtige.“
Bahn-Remise soll erhalten bleiben
Zwischen den beiden geplanten Gebäudekörpern steht eine denkmalgeschützte ehemalige Bahn-Remise. „Das historische Bauwerk setzt hinsichtlich Höhe und Gestalt einen markanten Kontrapunkt zum modernen Design der geplanten Neubauten. Wir wollen es unbedingt erhalten und im Rahmen der Entwicklung einer neuen Nutzung zuführen“, so Andrea Meisel, Prokuristin und Leiterin Projektentwicklung bei AOC.
Entwicklungen im Viertel
In unmittelbarer Nachbarschaft in der Großenhainer Straße 5 hat erst kürzlich der Projektentwickler TLG Immobilien ein Geschäftshaus errichtet, dort ist unter anderem ein Amazon-Forschungszentrum eingezogen. Auch auf der anderen Straßenseite sind Neubauten geplant, hier will die Delitzscher Immvest Wolf GmbH bauen.
„… verschafft er uns doch die Möglichkeit, hier ein modernes, zukunftsorientiertes Gebäudeensemble zu errichten, das den Stadtteil weiter aufwerten wird.“
Bei der Fassadengestaltung bestimmt nicht. Sorry, aber das ist mega einfallslos und wird so mittlerweile gefühlt in jedem zweiten Bauvorhaben realisiert.
Insbesondere der nördliche Bau wirkt jetzt schon extrem steril und abweisend. Und erfahrungsgemäß sind Visualisierungen bereits stark geschönt.
Und grauer Klinker … der Garant für depressive Verstimmungen.
Wenn Ihr hier schon von der Umgebung profitiert (zum Wert der hippen, urbanen Lage habt Ihr rein garnix breigetragen), dann gebt euch gefälligst Mühe!
Selbes Spiel beim Nachbar TLG.
Sowas ist der gestreckte Mittelfinger in Richtung der Stadtgesellschaft und einfach absolut dreist.
@Böse und Faul: Dabei wäre noch in Frage zu stellen, ob die „Einfallslosigkeit“ tatsächlich von den Architekten kommt oder ob das nur die Konsequenz aus den Vorgaben des Amtes für Stadtentwicklung ist. Gerade beim grauen Klinker könnte ich mir das ganz gut vorstellen. Aber möglicherweise wäre das mal Thema für einen weiterführenden Artikel.
Netter Kontrapunkt, strahlt Modernität und hat mit den Bögen und Klinkern auch einen tollen Charme. Der reiht sich eigentlich recht gut in die Bahnhofsumgebung ein. Wenn die Visualisierung so natürlich umgesetzt wird.
Aber das wird das „hippe“ *ähem* Publikum ja eh schon zeitnah den „Neustadt-Chic“ (Grafittis) einführen! Selbst wenn ich die Gegend dort gar nicht als „innere Neustadt“ sehe, mit den Nachkriegs-Charme der Häuser (rein aus Architektur-Sicht).
Bunt wird es eh. Schneller wie man sehen kann.
@Mae: Nee, wirklich nicht. Hab den Mist in Berlin schon oft genug erlebt, das ist einfach nur gruselig.
Und Graffitis werden wie immer unter Strafe geahndet. Mal abgesehen davon, soll der Bauherr gefälligst selbst Arbeit in seine Fassade stecken.
Es kann nicht sein, dass sich die Immobilenbranche fortlaufend an den Früchten anderer bereichert (wie gesagt: Lage, Lage, Lage … aber das wissen die Lackschuhe ja selber).
Hier nochmal was grundsätzliches zur Thematik:
https://bodenwertsteuer.org/2015/11/15/eigentum-ist-diebstahl-ein-bruch-in-unserer-rechtsordnung/
Auch auf den Cantillon-Effekt sei hier nochmal verwiesen:
https://www.vonkathen-hausverwaltung.de/2020/08/07/der-cantillon-effekt-und-die-auswirkungen-auf-die-immobilienpreise-während-der-corona-krise/
Von den gigantischen Summen aus Geldwäschegeschäften, die im Immobilienmarkt zirkulieren und die Kaufpeise (und folglich Mieten) ganz wesentlich mitbestimmen fange Ich garnicht erst an …
Der ganze Markt ist einfach nur kaputt.
Vielleicht lässt sich der neuer Eigentümer eher für eine Radbrücke am Gleisbogen erwärmen, als der alte :)
Ich wohne gegenüber und finde den Bau furchtbar. Das vorher geplante Hotel war nicht so hoch. Die Frischluftzufuhr über die Höhen ist jetzt ein RIEGEL vorgeschoben.
Es ist sehr löblich, dass die List-Gruppe neue Flächen für urbane Graffiti-Kunst schafft. Die Architektur ist sehr außergewöhnlich und einer Stadt der hohen Künste würdig. Toll!!
@Jens: Bitte genauer lesen. Die Listgruppe hat das Projekt verkauft.
Lieber radfahrender Brachen-Ultra, die Radbrücke am Gleisbogen scheitert nicht an diesem Projekt, sondern an den Plänen für die gegenüberliegende Straßenseite.
@Sylvia: Welche Pläne meinst Du denn? Die Visualisierung ist genau die gleiche, wie vom Vorgänger, der das Hotel bauen wollte. Und dafür sollte eigentlich schon vor reichlich einem Jahr der erste Spatenstich sein.
Mit den heutigen Vorschriften zur Wärmedämmung wird es nur noch glatte Fassaden an viereckigen Klötzern geben. Als einzige Auflockerung kann man dann Klinker nehmen, denn da kann man die Dämmung zwischen Beton und Klinker verstecken.
Und wenn mit der neuen „Wünsch Dir was“-Regierung in Berlin jetzt die Pflicht zu Solaranlagen auf Neubauten kommt, dann wird es auch keine Dachlandschaften mehr geben. Verstärktes Flachdach und Solaranlage drauf.
Da freut man sich doch über die geschungene Form und die abgerundete Ecke.
Mehr wird uns die Zukunft nicht bringen.
@Eino Mae: Mit „Nachkriegsscharm“ ist dann wohl der WK1 gemeint? Weil z.B. die großen grünen Häuser Hansastraße sind Baujahr Anfang/Mitte der 1930iger Jahre, also vor dem zweiten (und hoffentlich letzten) Weltkrieg.
@Guardian:
Das sind faule Ausreden. Es gibt selbst unter Energieautarken Gebäuden genug Beispiele für ästhetische Architektur.
Der einzige Grund für die Fassade lautet hier mal wieder Gewinnmaximierung. Mal abgesehen davon, dass man auch glatte Fassaden schön gestalten kann.
Naja, es könnte schlimmer kommen. Das südliche Gebäude geht so einigermaßen. Und es wird eine relativ hässliche Brache bebaut, die sich so zwischen Hauptverkehrsstraße und Bahntrasse eh für nicht viel anderes taugt. „Gegenüber“ wohnen ist an dieser Stelle auch sehr relativ…
@Böse und Faul:
Wer baut (oder investiert) in dem Wissen, dass das Geld verloren ist?
Eine Ausnahme ist vielleicht die öffentliche Hand, da ist es egal ob der Bau am Ende das Doppelte kostet. Es ist ja nicht das Geld der Verantwortlichen.
Ohne die Erwartung, dass sich die Investition amortisiert, baut keiner mit dem Gewinngeld des letzten Projekts ein Büro-oder Wohnhaus.
Und wenn nichts gebaut wird, heißt es für das Mietervolk dann „Wohnen im Zelt“.
Aber vorsicht, die Zelthersteller und -verkäufer betreiben dies mit Gewinnabsicht.
Braucht’s für diese austauschbare Fließband-Arbeit eigentlich noch Stadtplaner und Architekten, diese Künstler-Homunkulusse? Wenn man sowas eine gut gefütterte KI machen ließe, ich wette das Ergebnis wäre das Gleiche. :-/
@kurth: Definiere KI? Denke, aktuelle CAD-Programme haben möglicherweise schon eine KI integriert. Für das Abarbeiten von Regularien braucht man sicher keinen Stadtplaner, aber wohl jemanden, der die Software bedienen kann und ihr im Zweifelsfall beim Lernen hilft. Dass man jetzt hingeht und sagt, Grundstücksgröße xy plus mögliche Etagen und dann entwirft das Programm selbsttätig Rundbögen, grauen Klinker und Falschfahrer, kann ich mir nicht vorstellen.
Ansonsten, bist Du Dir sicher, dass Homunkulus, die richtige Bezeichnung ist?
Hi Anton. Mein Beitrag war natürlich stark überspitzt um meinem Gefühl bei solchen pseudokreativen Fließbandarbeiten zum Ausdruck zu bringen.
Nicht mal eye for detail ist bei der Visualisierungsklitsche zu erkennen. Wenigstens eine DVB-Bahn hättense reinrendern können … :-/
Dass es heute keine für deutsche/dresdner Vorgaben gut angelernte KI gibt die soetwas machen könnte ist mir auch klar. Aber genau (und das war mein Punkt) das wird (und könnte) eine KI problemlos machen. Fließband-Architektur von der Stange mit rechtlichen Vorgaben. Theoretisch bräuchte dafür (also für das hier im Artikel genannte) heute schon keiner mehr irgendwelche Software bedienen…
Doch der Homunkulus drückt meinen Unmut schon aus, vllt. begrifflich nicht ganz scharf, anyway.
Immer dieses Abgefeiere wie toll sich doch dies und das ins Ensemble einfügt und welche Aufwertungen und blahblahblah. Stellt diese hässlichen Kisten einfach hin wenn es denn nicht anders geht aber lasst dieses peinliche gepitche.
(ich vermute dass die Pitch- und PR-Texte schon jetzt von KIs gemacht werden…).
Alles sehr subjektiv hier und nur meine Meinung, nix für ungut ;) Gruß
PS: sollte die abgebildete Bahn eine geplante zukünftige, ggf. in den Zeitraum der Fertigstellung der Gebäude fallende Bahn der DVB sein ziehe ich den Vorwurf + Klitsche zurück.
Wie wär’s zB mal mit Ehrlichkeit:
„Wir als Stadt Dresden sind finanziell nicht in der Lage bauliche und nutzungsmäßige Forderungen an Bauherren oder uns selbst zu stellen die der Allgemeinheit der Stadtbevölkerung mehr zugute kommen würden. Wir haben schlicht die Kohle nicht und müssen deswegen derartige Kompromisse mit dem ‚freien Markt‘ eingehen. Das hier ist der Kompromiss, es geht schlicht nicht anders.“
Wäre doch mal was…? So, jetzt halte ich aber meine Klappe
@kurth: Da wäre ich mir nicht so sicher. Von Bauleuten höre ich immer mal wieder, dass sie gern experimentellere Architektur ausprobieren wöllten, dann aber durch das Stadtplanungsamt ausgebremst werden.
Im Übrigen zu dem hier vorgestellten Projekt bleibt zu sagen, dass die Visualisierung nur ein Entwurf ist, auf Nachfrage teilte mit das Unternehmen mit, „dass sich AOC bei dem Projekt in einer sehr frühen Phase befindet. Angaben zu eventuellen Änderungen im Gegensatz zur Vorab-Planung hinsichtlich des Ausbaus und der Gestaltung der einzelnen Stockwerke sind daher zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich. Einzig verbindlich lässt sich sagen, dass die Kubatur, so wie sie von LIST Develop Commercial geplant wurde, erhalten bleibt.“
Will heiße, weder die Klinker noch die Rundbögen sind festgeschrieben. ;-)