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Frohe Weihnachten – Joyeux Noël!

Wenn nicht gerade eine Pandemie vorherrscht, gibt es wahrscheinlich keinen besseren Ort als Deutschland, um die Adventszeit zu genießen.

Weihnachtliches aus dem Erzgebirge
Weihnachtliches aus dem Erzgebirge

Dank der unzähligen traditionellen und fantastisch geschmückten Weihnachtsmärkte. Dank dem Duft von Glühwein, Zimt, gerösteten Mandeln und Marzipan. Dank der prächtigen handgefertigten Holzminiaturen aus dem Erzgebirge, magischen Kerzenpyramiden und Schwibbögen, Räuchermännchen und Herrnhuter Sterne, die jedes Haus und jedes Schaufenster dekorieren.

Dank der Plätzchen und Lebkuchenhäuser, die für den Kaffee-Kuchen am Adventssonntag gebastelt werden. Dank der Adventskonzerte, Weihnachtslieder und Chöre an der Straßenecke. Dank den tausenden Adventsritualen, inklusive selbstgebaute Kalender und Kränze.

Dank der Art und Weise, wie sich alle gegenseitig am Freitagabend einen frohen ersten (dann zweiten, dritten, vierten) Advent wünschen, was mich jedes Jahr neu überrascht. Auch muss ich lachen, wenn ich sehe, wie selbst die Straßenbahnfahrpläne angepasst werden: Darauf steht nicht mehr „Sonntag“, sondern „Adventsonntag“! Das alles gibt mir jedes Jahr das einzigartige Gefühl, Teil eines lebensgroßen Weihnachtsmärchens zu sein.

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In Frankreich (Elsass ausgeschlossen) gibt es das alles nicht. Auf jeden Fall nicht in diesem Umfang. Zwischen dem gemütlichen familiären selbstgemachten Weihnachtsmarkt an der Blauen Fabrik und den schlecht nachgemachten Weihnachtsmarktkajüten mit modernen Lichtdekos und kitschiger Weihnachtsmusik in Frankreich liegen Welten! Dafür fokussiert sich Weihnachten in Frankreich wahrscheinlich hauptsächlich auf das riesige Festmahl am Heiligabend.

Wenn Peps an Heiligabend Würstchen isst. Zeichnung: Jean-Pierre Deruelles
Wenn Peps an Heiligabend Würstchen isst. Zeichnung: Jean-Pierre Deruelles

Kantinenessen am Heiligabend?

So entsteht ein einziger (aber gewaltiger) Haken für Franzosen, die Weihnachten in Deutschland feiern, und zwar … beim Abendessen am 24. Dezember. Wie? Noch eine weitere kulinarische Frustration? So ist es. Denn wie kann das traditionelle Weihnachtsessen aus Kartoffelsalat und Würstchen bestehen? Also das einfachste Gericht von allen, welches man schon an 300 Tagen des Jahres in der Bürokantine gegessen hat.

Ich kenne den nachvollziehbaren Grund dafür: Am 24. Dezember sind die Familien (bzw. damals hauptsächlich Mütter) schon genug mit sonstigen Weihnachtsvorbereitungen ausgelastet, sodass man sich lieber ganz der gemeinsamen Feier, der Dekoration des Baumes, dem Verpacken von Geschenken und dem Wiedersehen mit den Verwandten widmen mag, anstatt den Nachmittag in der Küche zu verbringen.

Na gut.

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Aber trotzdem: Der deutsche 24. Dezember bleibt für die Franzosen eine echte Qual. Auch ich kann nicht anders: Jedes Mal bekomme ich Heimweh, wenn ich meine Würstchen in den Bautzner Senf tauche und dabei an das Festessen denke, das meine Familie gerade in Frankreich genießt! „Jetzt sind sie bestimmt beim Aperitif … Nun wird der Champagner geöffnet … Ob sie wohl die Austern, das „Foie Gras“ und den Räucherlachs servieren …?“, und so weiter bis zum Bûche1.

Wenn wir in Deutschland lebenden Franzosen uns dann nach den Weihnachtsferien wiedersehen und unglücklicherweise dieses Jahr nicht nach Frankreich fahren konnten, dann fragen wir uns gegenseitig mitleidig: „Na, hast du Heiligabend überlebt …?“.

Rentier von der Schwiegermutter

Einmal traf ich mich im neuen Jahr mit einer französischen Freundin, die den Heiligabend auch zum ersten Mal in Deutschland verbracht hatte.

Ich weiß nicht, wer von uns beiden am meisten am Boden zerstört war. Im Gegensatz zu mir hatte meine Freundin die traditionellen Würstchen nicht probieren dürfen. Denn am Nachmittag des 24sten hatte ihre Schwiegermutter auf mysteriöse Weise angekündigt, dass es in diesem Jahr zum Weihnachtsessen „etwas Besonderes“ geben würde. Und zwar … Rentier! „Oh, na ja, warum nicht! Vielleicht schmeckt es ja?“ hatte meine Freundin gedacht. Sie fand es schon ein wenig seltsam, das nette Tier des Weihnachtsmanns zu essen, und noch dazu am Heiligabend. Aber immerhin gab es kein Abendbrot! Abends am Tisch war meine Freundin also sehr gespannt auf diese neue kulinarische Erfahrung und entdeckte auf ihrem Teller: Kartoffelsalat und drei Chicken Nuggets … in Rentierform.

Ihrer Schwiegermutter musste sie Recht geben: Das war wirklich „etwas Besonders“!

Wir lachten uns schlapp und schworen uns, die nächsten Weihnachtsfeiern in Frankreich zu verbringen!

Die Französin Peps in Dresden - Zeichnung: Jean-Pierre Deruelles
Die Französin Peps in Dresden – Zeichnung: Jean-Pierre Deruelles

Ein Gastbeitrag von Peps, der Französin in der Neustadt. Aus der Reihe „C’est la vie! – Chroniken einer Französin in der Neustadt“. Illustrationen: Jean-Pierre Deruelles. Fortsetzung im Januar.

1 Bûche de Noël: Ein Weihnachtsbaum als Dessert – soll sehr lecker sein.

7 Kommentare

  1. Und was wird in Frankreich am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag gegessen? Auch so üppig wie in Deutschland? Die Tage gehören ja definitiv zu Weihnachten, der Heiligabend ist doch erst der Auftakt!

  2. @Peps

    Sei versichert. Würde man aus der deutschen Region, aus der wir kommen, Jemandem zum Heiligabend Kartoffelsalat mit Würstchen anbieten, hätte man vermutlich bis in die Steinzeit vrschssn…… Das ist dann wohl eher sächsisch……… ;-)

    Ein frohes Fest!

  3. @Scaramuccio: Wenn ich dieser Website trauen kann, gibt es in Frankreich keinen zweiten Weihnachtsfeiertag, am ersten gibt es einen Brunch.
    @Statler und Waldorf: Laut einer Erhebung von statista ist das offenbar kein rein sächsisches Phänomen.

    Das gegenüber den Franzosen vergleichsweise bescheidene Mal erinnert wohl noch aus der Tradition des Weihnachtsfastens. Früher war es gebräuchlich (allerdings eher in katholischen Gebieten) bis zum 24. Dezember zu fasten.

  4. Danke, Anton, für die Info!

    Nein, eher kein sächsisches Phänomen – nur die Art des Kartoffelsalats unterscheidet sich doch deutlich. Die schwere Variante mit Fleischsalat/Mayo ist auch nicht so mein Fall. Guter Hinweis mit der Fastenzeit!

  5. 1. wenn Ihr meine Version von Kartoffelsalat zu Weihnachten kennen würdet, kämet Ihr nicht mehr auf den Zusammenhang zum Fasten ;-))
    2. Ich wünschte mir vom Geflüster, dass noch mehr „Pepsis“, möglichst aus vielen verschiedenen in der Neustadt lebenden Menschen aus anderen Kulturkreisen über Ihre Erfahrungen in Deutschland erzählen. Das würde m.E. mehr zum gegenseitigen Verständnis beitragen. Ich freu mich jedes Mal, wenn ich in der Neuse laufe und Bruchstücke anderer Sprachen höre!

  6. Liebe Peps, Kartoffelsalat mit Würstchen an Heilig Abend ist ein Alptraum, da kann ich Dir nur Recht geben. Es gibt doch so viele tolle andere Speisen, deren Zubereitung jetzt auch kein Hexenwerk ist.
    Allerdings muss ich zugeben bei Foie Gras hört meine Liebe zu Frankreich auf. Dann mit Zähneknirschen doch schon lieber Kartoffelsalat.
    Freue mich dessen ungeachtet aber schon wieder auf den nächsten Beitrag.
    Guten Rutsch!

  7. Schön wäre es, wenn Peps (wieder) etwas differenzierter schreiben würde. Zumindest in Bezug auf das Weihnachtsessen lässt der Artikel diesbezüglich (leider wieder einmal) einiges zu wünschen übrig…

    OK, in Deutschland gibt es das Festessen erst an den beiden (!) Weihnachtsfeiertagen, und nicht schon am Heiligabend – so what? Dies nicht einmal zu erwähnen, nun, das finde ich dann schon etwas schwach…

    Allerdings kann sie einem durchaus leid tun – und zwar dafür, dass sie in ihrer Kantine offenbar nichts besseres findet als Kartoffelsalat mit Würstchen…

Kommentare sind geschlossen.