In der Kamenzer Straße Nummer 15 hat sich seit einiger Zeit eine kleine Brauerei eingenistet. Genauer gesagt, eine Art Bierstube einer Brauerei, die es noch gar nicht richtig gibt. Die Rede ist vom wohl schlausten Bier Dresdens: Lohrmanns.
Entwickelt wurde der Gerstenensaft an der TU Dresden und ist nach eigenener Aussage das „exzellente Ergebnis wissenschaftlicher Hopfenkunde mit spürbar intensiven Geschmacksnoten – ein Bier mit universitärem Tiefgang und hoher akademischer Stammwürze“. Nunja. Über Geschmack lässt sich ja trefflich streiten, das konnte man unlängst bei der Verkostung russischer Biere erleben.
Aber neben dem Geschmack ist immer auch die Story wichtig, das weiß man nicht erst seit der legendären Erfindung des Viervogelpils im Dschungel von Südamerika. Genau wie übrigens jenes wird auch „Lohrmanns“ aktuell in Hartmannsdorf gebraut. Und zur Story von „Lohrmanns“ gehört eben auch der Name. Dem einen oder anderen wird sicherlich das Lohrmann-Observatorium auf dem TU Campus ein Begriff sein.
Aber wer war eigentlich dieser Lohrmann, der mit den zwei wunderbaraen Vornamen Wilhelm und Gotthelf aufwarten kann. Nun, ein Blick in das Dresdner Stadtwiki macht schlauer. Lohrmann war im 19. Jahrhundert Mitbegründer und erster Rektor, damals hieß das noch Vorsteher der Königlich-Technischen Bildungsanstalt Dresden. Aus der ist die heutige Technischen Universität hervorgegangen.
Und dort haben zwei Professoren, Thomas Henle (Lebensmittelchemie), und Jan J. Weigand (Anorganischen Molekülchemie), beide übrigens in Bayern aufgewachsen eine Brauanlage für ein Bierlabor eingerichtet. Seitdem wird hier Bier erforscht. Und quasi nebenbei ist dann auch ein eigenes Bierchen entstanden. Daraus hat sich nun eine eigene Firma entwickelt, die Professoren halten Anteile und in Zukunft soll auf dem Gelände des Kulturkraftwerks Mitte eine eigene Brauerei entstehen, geplante Eröffnung ist 2023. Bis dahin wird aber erstmal weiter in Hartmannsdorf gebraut und unter anderem in der Neustadt verkauft.
„Wir haben die Räume zwar schon im Juli bezogen, aber erst seit November haben wir die Schankerlaubnis“, sagt Geschäftsführerin Sophia Vatterodt. Und in der pandemischen Lage ist es mit dem Bierstuben-Leben nicht so weit her. Daher ist hier, wo früher Karl Empanadas gefüllt hat, erstmal hauptsächlich Büro. Allerdings kann man hier auch Six-Packs erwerben.
„Künftig werden wir hier auch Bierseminare anbieten und ab kommenden Jahr auch Faßbier“, sagt Sophia, die auch ausgebildete Biersommelière ist. Und der Knüller, es soll Bier-Yoga-Kurse geben. „Dabei werden alle Yoga-Übungen mit Flasche in der Hand ausgeführt“, erläutert sie und ergänzt kichernd, dass dabei auch die eine oder andere Bierflasche geleert werden könne. „Vielleicht“, so hofft sie, „kann sich auch der eine oder andere Neustädter Gastronom vorstellen, das schlaue Bier vom Fass anzubieten“. Derzeit muss man dafür auf die andere Elbseite fahren.
Lohrmanns auf der Kamenzer
- Öffnungszeiten gibt es derzeit noch nicht. Aber wenn Licht an ist, einfach klopfen und reinkommen.
- Weitere Infos unter: lohrmannsbrew.de