Alles kam so, wie es nicht hätte sein müssen. Hoffen ist Standard, hohe Erwartungen an das neue Jahr tollkühn, aber nötig. Gedanken bei einem minimalistischen Saunagang.
Rauhnächte und wieder keine Aussicht auf Silvestersauna im Nordbad. Das Jahr hinterlässt viele Baustellen und Chancen sind im Mikroskopischen zu suchen. Alles verknappt und eingedampft – nur nicht meine Wünsche und ich. Entschlossen lasse ich ein Fußbad ein und gieße das alte Jahr auf: Kekskrümel und Tabakreste, vertrocknete Blüten und kalter Kaffee. Ich starre zwischen meine wackelnden Zehen. Was heißt nur dieser Satz?
Was soll es bedeuten …
Aus der Ursuppe taucht ein Goldfisch auf. Mit dramatischem Gesichtsausdruck spuckt er stumm Worte, die an der Oberfläche als Blasen schwimmen. Viel Schaum und wenig Konkretes. Reden ist Silber, Goldfisch!
Die Neustadt liegt reduziert. Ein Wohnviertel mit Träumen taucht aus Plastikbechern und Flaschenscherben auf und schüttelt den zottigen Pelz, schlägt die Glocke. Zeit von Perchta, der Glänzenden. Gelichter und Heimleuchten, Grollen und Blitzen. In der Heide und Höfen verschießen vereinzelt Knaller*innen ihr Pulver. Es hallt weit und niemand weiß, was soll es bedeuten …
Der Goldfisch glotzt. Es hätte alles ganz anders sein können, diesen zweiten Winter. In Sachsen schätzt man aber die Tradition und so kommt alles wie gehabt. Geschlossen, demaskiert und aufmarschiert – pardon! – „spaziert“. Aber, wozu mit dem Mittelfinger zeigen. Ich schiebe ihn ins linke Nasenloch und überlege, was ich Schönes denken kann.
Zeit dazwischen
Neujahr, was bringst du mir? Dinge, die kein Weihnachtsmann tragen kann. Ein paar mehr Schrumpeln, Lindenblätter auf der Haut, revolutionäre Gedanken und ein warmes, weiches Herz mit Zuckerguss. Zeit zum Schlafen, Zeit zum Handeln und Zeit dazwischen. Das ist mehr als genug.
Mit Schwung greife ich die Schüssel und schütte sie aus dem Fenster – und siehe da! Ihr Inhalt fliegt als Feuerschweif in Richtung Sternbild Schütze. Wow, und frohes Neues!