Die Pandemie beherrscht weiterhin die Schlagzeilen. Im Frühjahr gab es erste Lichtblicke mit der Impfkampagne, doch die geriet schnell ins Stocken und es stellte sich raus, ein großer Teil der Sachsen will nicht oder noch nicht. Die Quittung kam im Herbst erst mit steigenden Fallzahlen, dann mit vollen Krankenhäusern und leider auch wieder vielen Todesfällen. Entsprechend hektisch reagierte die Politik. Aus 3G wurde 2G und dann wieder vieles ganz geschlossen. Kinos, Theater, Konzerthäuser, Hotels und Clubs leiden inzwischen still. Dem Einzelhandel fehlen die Touristen. Ein trauriges Jahr geht zu Ende. Wie ein Schleier liegt die Pandemie über dem Viertel – was dennoch passierte im Folgenden.
Januar
Der erste Monat des Jahre präsentierte einen in den vergangenen Jahren schon fremdgewordenen Flockenwirbel. Ein beliebter, aber leider recht unordentlicher Zeitgenosse bekam einen Platz-Verweis und genießt nun das Leben in Striesen: Bye, bye, Tauschschrank. Dafür gibt es jetzt mehr Platz für Mobilität bei gleichzeitig steigenden Parkgebühren. Scheune und Nordbad sollen saniert werden und beides dauert länger als geplant.
Im Januar starten wir die viel beachtete Serie über die Geschichte des Thalia-Kinos und schauen nach, wie die Neustädter*innen tapfer durch die Krise kommen.
Februar
Im zweiten Monat steigt die Stimmung, denn die Corona-Zahlen sind gefallen und erste Lockerungen möglich. Passend dazu das Comeback des Villandry, erste Live-Musik unter freiem Himmel und ein Fisch namens Erwin.
Im Februar noch im Plan und natürlich heftig umstritten: „Die Woche des guten Lebens“. Außerdem zogen gelbe Drahtesel das Stadtviertel. Nur die Böhmische wehrt sich gegen die wachsende Mobilität und schickt nen Pflasterstein in den Untergrund. Und das Neustadt-Geflüster startet eine interkulturelle Kolumne, die Französin Peps schildert ihren Neustadt-Alltag.
März
An der Saloppe wurde gebuddelt, damit die Chip-Industrie mit Wasser versorgt wird. Die Mobiliät erobert die Kunst, oder andersrum? Naja, jedenfalls im Hechtviertel. Wir besuchten Sisyphos in der Heide und um eine Brachfläche entstand eine große Diskussion – die bis heute noch nicht beendet ist und die Neustadt-Bibo war wochenlang in Azubi-Hand.
Im März näherten wir uns der Würde des Menschen ohne Mietvertrag, beschäftigten uns mit dem Thema Suizid und pilgerten in die Heide.
April
Bierleitungen unter den Neustädter Straßen, wir fanden das scherzenswert. Früh in diesem Jahr beschäftigten wir uns mit der Impfpflicht, allerdings aus historischer Sicht und die Corona-Test-Zentren schossen wie Pilze aus dem Boden.
Die Neustadt bekam ein neues Hotel in ausgefallenem Design, einen Octopus und ein neues Lädchen. Die autofreie „Woche des guten Lebens“ wurde aus pandemischen Gründen komplett abgesagt.
Mai
Im ehemaligen Fischladen auf dem Bischofsweg gibt es nun vietnamesische Küche und auf der Bautzner einen neuen Friseur. Zur Brache an der Friedensstraße gründet sich eine Initiative.
Wir blicken in das Sonntagsleben am Bahnhof Neustadt, freuen uns über einen Topf voll Gold und stellen fest: Die Neustadt ist zurück, kontinuierlich sinkende Corona-Fallzahlen und steigende Impfquoten machen es möglich. Die Normalität ist wieder da.
Juni
Das Militärhistorische Museum ist wieder geöffnet und entzaubert den Mythos Fallschirmjäger. Auf der Rothenburger hat das älteste Hotel der Neustadt ein neues Antlitz erhalten, der Neustädter Markt wurde zum Kulturdenkmal und das Projekttheater bekam einen neuen Anstrich. Ein zweites Jahr ohne BRN. Wir nahmen uns die Zeit und haben gemeinsam mit Ulla Wacker vom Stadtteilhaus die Geschichte der Republik aufgerollt.
Und obwohl es kein Fest gab, waren die Straßen voll und die Müllberge groß.
Juli
Und plötzlich waren sie da: die Tode auf der Hauptstraße. Von den meisten Passanten wurden sie zwar übersehen, aber auf Instagram avancierten sie zu Stars. Inzwischen sind die Prachtburschen jedoch wieder verschwunden.
Im Hecht-Viertel gibt es jetzt Kaffee mit Stich und die schiefe Ecke hat Nachtschlichter*innen bekommen. Die Pandemie rückte so weit in den Hintergrund, dass sogar Kinos wieder öffnen konnten, auf der Königsbrücker eröffnete eine neue Cocktailbar und die „100 Lieblingsweine“ auf der Alaunstraße fanden einen neuen Chef. Zwei Hausbesetzungen (Preußisches Viertel und Lößnitzstraße) sorgten für großen Polizeieinsatz und waren schnell wieder beendet.
August
Der Schaubudensommer zog auf die Hauptstraße, der Palais-Sommer lockte wieder Tausende und ein Affe machte sich am Elbufer zu schaffen.
During, der Fleischer von der Rothenburger, erneuerte sein Geschäft und auch beim Mini-Supermarkt Bui wurde renoviert und auf der Conradstraße gibt es nun Hecht-Semmeln. Zugemacht hat dageben der Leder-Punkt auf der Bautzner, für Matthias Heidrich geht es nun in den Ruhestand. Wir haben mal nachgefragt, wer da eigentlich den Alaunpark aufräumt.
September
Verkehrsregelungen: Zwei Striche für die Rothenburger und eine Ampel für die Rudolf-Leonhardt-Straße. Der Christopher-Street-Day lockte auf den Alaunplatz.
Am 13. September stand die Neustadt für einen Moment still: Stromausfall. Die Wahl rückte näher, drum mahnte ein großes Graffito: Mach Dein Kreuz ohne Haken. Die Scheune lud zur Abriss-Party, ab nächstem Jahr soll das Haus saniert werden. Die Bundestagswahl endete mit einem ganz knappen Sieg für Lars Rohwer von der CDU.
Oktober
Eine wunderbare Geschichte: Ein Diakonisse feiert ihren 100. Geburtstag, die Stadtteilbibliothek öffnet nun täglich und die Monarchs sind Deutscher Meister. Ein Großbrand löste Gefahrenmeldungen aus.
Aus dem Mora im Mondpalast wird der Interlokal, zum Neustädter Markt gibt es eine Tagung und Oh Jeh, das beliebte V-Cake steht vor dem Aus. Am alten Neustädter Bahnhof gibt es ein neues Insekt.
November
Viel Neues im Viertel: Kaffeebohnen und Shishas gibt es im nagelneuen Mazag auf der Louisenstraße, auf der Alaunstraße wurde aus einen Gemüse-Spätshop eine Reisnudelbar und im Barock-Viertel eröffnete eine Boulangerie. Donuts gibt es jetzt, sehr lecker, auf der Bautzner und syrische Küche auf der Alaunstraße.
Wir sprachen mit der Polizei über die nächtlichen Probleme im Alaunpark und gratulierten der Nähstube zum Jubiläum.
Dezember
Mit einem Jubiläum geht es weiter, das Schmuckwerk auf der Prießnitzstraße feierte 20. Geburtstag. Wir besuchte die Künstlerin Ainara Torrano in ihrem Atelier.
Die Linke forderte: „Dampf machen bei der Königsbrücker!“ und schon wenige Tage später gab das Regierungspräsidium bekannt, dass die Planungen weiter gehen. Zur Vorweihnachtszeit öffnete ein Lädchen im Kunsthof und eins im Hecht. Und kurz vor Weihnachten gab es mit der Eröffnung des Waldspielplatzes im Albertpark noch ein schmuckes Geschenk an alle Kids.
Neustadt-Geflüster
Im 22. Jahr seines Bestehens wurde das Neustadt-Geflüster erstmals ausgezeichnet. Wir sind mächtig stolz und wollen an diesen Erfolg anknüpfen.
Nachdem wir im Vorjahr Rekordzahlen bei den Leser*innen verkünden konnten, sind die Zahlen in diesem Jahr etwas gefallen. Dennoch waren die Leser*innen fleißig und haben mehr als 3,4 Millionen Mal unsere Beiträge aufgerufen. Und wir haben in diesem Jahr auch wieder fast 1.000 Artikel veröffentlicht.
Weiter gewachsen ist auch unser Instagram-Kanal, dort gucken uns inzwischen schon mehr als 10.000 Benutzer zu, für Facebook haben wir jetzt eine Dresden-Neustadt-Gruppe angelegt, mit fast 1.000 Mitgliedern und die Newsletter-Abo-Zahl hat die 1.500er Marke überschritten.
Wir wünschen allen Lesern einen guten Start nach 2022.
Müsste die Überschrift nicht 2021 heißen?
Oh Mann, ja, richtig. Danke für den Hinweis.
„Wir wünschen allen Lesern einen guten Start nach 2022.“
..warum erst nach 2022..? ;-)