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Eine Halle für alle

Die Band Hokke ten Hokke baut an der Meschwitzstraße gemeinsam mit 11 Kreativschaffenden eine Halle zum universalen Werkraum um und hat dafür eine Crowdfunding-Kampagne gestartet.

Mit leise grollenden Vibrationen öffnet sich die Metalltür. Dahinter liegt ein sehr hoher, feuchtkalter Raum – zumindest legt das der Hall der eigenen Schritte nahe. Es ist dunkel, bis sich am Ende des Flurs eine weitere Tür öffnet.  Eine Schleifmaschine jault in der benachbarten Schreinerei, dazu singt Kurt Cobain.

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Auf knautschigen Sofas sitzen Pepe, Lorenz, Konrad und Andres von der Band Hokke ten Hokke im Schein einer betagten Stehlampe wie um ein Lagerfeuer. Die Geschichte, die sie erzählen, ist im Begriff Wirklichkeit zu werden: Von der Dresdner Krautrockband, die auf der Suche nach einem Proberaum eine Halle im Industriegelände fand, eine Gruppe von Interessierten um sich scharte und gemeinsam einen Raum schuf, der zum festen Bestandteil der Dresdner Kulturlandschaft wuchs.

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Den Möglichkeiten Raum geben

Wie genau das aussehen soll, ist das große Geheimnis, auf dessen Lüftung sich alle freuen: „Ich frage mich, was da rauskommen könnte“, sinniert Pepe. Fest steht: Die Gruppe möchte in der Halle einen Proberaum und ein Studio, Metall- und Tischlerwerkstatt, Gemeinschaftsraum und Ateliers verschiedener Berufe und Gewerke einrichten. „Wir hoffen, dass sich das gegenseitig befeuert und inspiriert.“

Beim Soli-Konzert. Foto: Privat
Beim Soli-Konzert. Foto: Privat

„In Dresden fehlt es an Räumen zum freien Schaffen und Ausprobieren“, konstatiert Andres. Orte wie die „Wetterwarte“ in Klotzsche wurden aufgelöst, damit fehlen Ideenschmieden, Räume zum Imaginieren und schöpferisch tätig sein. Das möchte das Kollektiv um Hokke ten Hokke hier aufbauen und anbieten.

Menschen können mit ihren Projektideen andocken, sich beraten lassen, die Infrastruktur nutzen. Entstehen soll, „was jede*r verwirklichen möchte. Ein Netzwerkraum.“

Mit vereinten Kräften wird die Halle umgebaut. Foto: Privat
Mit vereinten Kräften wird die Halle umgebaut. Foto: Privat

Crowdfunding für Baumaterialien

Den Grundstein hat das Kollektiv eigenhändig gelegt: Eine zweite Ebene soll in die alte Industriehalle eingezogen werden. Massive Balken sind bereits errichtet. Befreundete Architekt*innen und Zimmer*innen unterstützten den Bau. Jetzt fehlt es nicht an Menschenkraft, sondern an Material. Deshalb läuft noch bis zum 11. Januar ein Crowdfunding, um 7.500 Euro zu sammeln.

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„Damit können wir einen Industrieofen einbauen, Wände und Decken einziehen“, erklärt Andres, der sich momentan in seiner Tischlerausbildung befindet und sich auf die geplante Werkstatt freut.

Blick in die Halle hier noch ohne Balkenkonstruktion. Foto: Privat
Blick in die Halle hier noch ohne Balkenkonstruktion. Foto: Privat

Scheune-Mobiliar feiert Comeback

In Planung sind überdies kleinere Veranstaltungen wie Lesungen, Workshops und Konzerte. Nach der Errichtung der zweiten Etage soll es ein Richtfest geben. Zum Einsatz könnte hier das ausrangierte Scheune-Mobiliar kommen, das die Jungs nach dem „Scheune-Abriss“ ergatterten: Die lederbezogene Bar wartet hier ebenso auf ihr Comeback wie Barhocker und Schirmlampen.

Label zur nachhaltigen Schallplatten(re-)produktion

Neben Werkräumen soll die Halle das noch junge Label der Band beherbergen. Dazu gehört eine nachhaltige Schallplattenproduktion. Alte Schallplatten werden angeschmolzen und neu geritzt. „Wir haben da eine Maschine gefunden, die das kann“, erklärt Pepe. Auf diese Weise könnten auch kleine Stückzahlen problemlos produziert werden – sogar auf Anfrage. „Wird dann eine Platte bestellt, fließt das Geld anteilig an Künstler*in und Label. Alles ist direkt bezahlt, die Produktion erfolgt darauf, und den Musiker*innen entstehen defacto keine Kosten. Wir stellen die Platte her und zahlen sie direkt aus. Versand und Co. läuft über uns.“

Hokke ten Hokke bestritt erst im vergangenen Sommer die ersten Live-Auftritte – durch Corona unter denkbar schweren Voraussetzungen. Die Künstler wissen um die Bedarfe besonders kleinerer Bands.

Die Crew um die neue Kreativhalle an der Meschwitzstraße. Foto: Privat
Die Crew um die neue Kreativhalle an der Meschwitzstraße. Foto: Privat

Entstanden sei die Idee am Stand von „The Boy and the Burger“ bei einem Mittagspausen-Plausch. Man ist befreundet und speist häufig am Alaunpark, berichtet Andres. Burger-Boy Ricardo machte scherzhaft den Vorschlag: „Hej, Jungs, lasst doch ein Label gründen! Unfair records. Alles geht an mich!“

„Das war zwar nur ein Scherz, aber die Idee fanden wir grundsätzlich gut. Warum nicht?“, erzählt Andres weiter. Es handle sich nicht um ein Label im klassischen Sinne, sondern um eine Wiederverwertung und Aufbereitung. „Wir wollen auch alte Cover neu bedrucken!“

Raum für Träume

Die Blicke wandern hoch unter die Decke der Halle, zu der bereits die stabil befestigten Balken zeigen. Es ist das Gefühl, in einem unfertigen Schiff zu sitzen. Noch ist der Schein der Lampe klein, aber es wird Licht werden.

Ab in die Halle – Kreativraum im Industriegelände

6 Kommentare

  1. „kreativ“ wird definiert als:
    „auf geistigem, künstlerischem Gebiet eigene Initiative, Ideen entwickelnd
    „ein kreativer Mensch, kreative Fantasie, Begabung“ “
    Mir erschließen sich aus dieser Definition heraus Wortschöpfungen wie „Kreativschaffende“ oder „Kreativraum“ nicht.
    Was ist das Ergebnis, wenn eine Person Kreativität er- bzw. geschaffen hat?
    Und kann ein Raum von sich aus Ideen entwickeln und sogar Eigeninitiative haben?
    Ich hoffe, mein Badezimmer beschränkt sich auch weiterhin auf seine ursprüngliche Funktion…

  2. Auch das „Lab“ hatte schon mal einen guten Ansatz und Start auf dem Gelände . Auch ohne Crowdfunding sondern mit eigenen Geld und viel Unterstützung aus dem Freundeskreis. Ja und dann gab es den netten Vermieter mit dem Namen Katz, für die dann Alles war. Heute stehts leer.

  3. @nachbar
    Was kannst Du denn noch über den Vermieter erzählen? Nach meinem Kenntnisstand gehört das gesamte Gelände bis zum oka einem Menschen, der aber in Israel lebt.

  4. @Hanneth
    Ich denke da solltest Du mal den Combowirt, Die Dresdner Kaffeerösterei, die Mieter im weißen Haus und vielleicht den ehemaligen Hausmeister fragen. Die wissen die eine oder andere Begebenheit zu berichten. 2011 hatte ich mal mit den Herrn Vermietern beruflich zu tun und bin heute froh dort kein Büro gemietet zu haben. Alle die jetzt auf dem Gelände tätig sind haben meinen höchsten Respekt für den Mut und die Kraft die sie aufgebracht haben um aus den Ruinen der ehemaligen Herrmann Mende Rundfunkwerke/ VEB Funkwerk Dresden ihre Werkstätten, Büros und Veranstaltungsstätten zu erbauen.
    Bilder von früher hier http://www.radiomuseum.org .

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