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Versuchter Totschlag: Mühevolle Gerichtsarbeit

Dem 33-jährigen Chadi S. wirft die Staatsanwaltschaft vor, im Sommer 2019 einen Mann auf der Alaunstraße angegriffen und mit einem Messer lebensgefährlich verletzt zu haben, versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung. Der mutmaßliche Täter hüllt sich in Schweigen und die Ermittlungsarbeit des Gerichts unter dem Vorsitzenden Richter Herbert Pröls erweist sich als schwierig. Nach vier Verhandlungstagen ist noch vieles unklar.

Landgericht Dresden
Amts- und Landgericht Dresden

So wurden mehrere Polizeibeamte gehört. Unter anderem die Polizist*innen, die am Tatort vor Ort waren und später den Beschuldigten verhaftet und seine Unterkunft untersucht haben. Bei der Polizei hatte Chadi S. noch einige Angaben gemacht, so stritt er die Tat ab. Zumindest daran konnte sich die Vernehmerin noch erinnern. Zu den Details konnte die Kriminalhauptkomissarin jedoch nicht mehr viel sagen, immerhin liegt die Tag schon zweieinhalb Jahre zurück. Bei der Durchsuchung der Unterkunft war ein Küchenmesser gefunden und sicher gestellt worden. Das sei auch alles dokumentiert worden, so die Komissarin. Aus dieser Dokumentation geht hervor, dass auf dem Messer keine Spuren von der Tat gefunden wurden.

Wesentlich besser erinnerte sich ein Polizeiobermeister vom Revier Nord. Er sei am nächsten Tag bei einem Verkehrsunfall im Einsatz gewesen, als plötzlich ein Zeuge an ihn herantrat. Dieser war ihm bekannt. Er erzählte, dass er den Messerstecher erkannt habe und sogar ein Video von ihm gemacht habe. Dieses Video sicherte der Polizist, in dem er mit seinem Handy das Handydisplay des Zeugen abfilmte. Nun hatte die Polizei ein recht gutes Bild des Verdächtigen. Der Polizeiobermeister erkannte ihn am nächsten Tag am Café24. Chadi S. wurde festgenommen.

Viel Zeit verstrichen

Gegen Chadi S. lief dann noch ein anderes Verfahren, in dem wurde er zu einer Haftstrafe verurteilt. Daher war der Druck, zügig mit dem Prozess wegen des versuchten Totschlags zu beginnen offenbar nicht so groß. Doch diese Verzögerung könnte nun zum Problem werden. Denn der Geschädigte ist offenbar nicht mehr in Deutschland, kann also nicht mehr aussagen und den Angreifer identifizieren. Nun stützt sich die Anklage ganz auf den einen Zeugen, den ehemaligen Geschäftsführer der MyBar24.

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Die Kommunikation mit dem gebürtigen Türken gestaltete sich als schwierig. Zwar stand dem Gericht eine Dolmetscherin zur Verfügung, doch der Zeuge zog es vor, weitestgehend auf Deutsch zu antworten. Er will das Geschehen in der Nacht vom 8. August 2019 gesehen haben, konnte sich aber an viele Details erst wieder erinnern, als der Richter ihm Passagen aus der damaligen Zeugenvernehmung vorlas. Dann war er sich aber sehr sicher, dass der Angeklagte auch der Täter sein müsse. Immerhin stünde der ja jetzt auch vor Gericht.

Andererseits sprach er von zwei Personen, die den Geschädigten angegriffen haben. Der Angeklagte mit einem Messer, ein anderer Mann mit einer Flasche. Beide seien hin und wieder zu Gast in der MyBar24 gewesen, der mit der Flasche fast täglich. Der Streit habe vor der Scheune angefangen, dann habe sich das über den Platz gezogen, bis hin zum Babos an der Katharinenstraße. Dort habe er mehrere Stichbewegungen gesehen und der Geschädigte sei zu Boden gegangen. Der Mann mit der Flasche sei dann am Tatort geblieben, während der Messerstecher mit einem Fahrrad weggefahren, aber wenige Minuten später in anderen Klamotten wiedergekommen sei.

Babos-Chef informierte Polizei

Seine Erkenntnisse hatte er dann offenbar auch mit dem Chef vom Babos Dönerpoint geteilt. Der hatte ihm dann ein Bild von einem Mann gezeigt, der zuvor die Tür des Babos beschädigt hatte. Und auf dem Bild hat er dann den Täter erkannt und ihn auch später auf Lichtbildern der Polizei identifiziert. Der Babos-Chef sprach dann den Polizisten auf der Leipziger Straße an. Auch er wurde als Zeuge gehört, konnte aber zur Tat selber nichts sagen. Allerdings erkannte er den Angeklagte als den Mann wieder, der seine Glastür beschädigt hatte.

Insgesamt zeichnen beide Zeugen ein beängstigendes Bild von der Alaunstraße. So habe der MyBar-Chef in den zwei Jahren, die er dort gearbeitet hatte, mehrere Messerstechereien erlebt und auch Angriffe mit Glasflaschen. Auch er sei immer wieder bedroht worden, weil er Drogendealer des Ladens verwiesen habe.

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Prozess wird fortgesetzt

Aktuell sind noch drei Fortsetzungstermine angesetzt. Allerdings werden keine Zeugen mehr gehört.

Ein Kommentar

  1. „ Insgesamt zeichnen beide Zeugen ein beängstigendes Bild von der Alaunstraße.“

    Ich möchte das bitte auf die gesamte Neustadt erweitern…..

Kommentare sind geschlossen.