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Ein neuer Stadtteil zwischen Leipziger und Großenhainer

Am kommenden Freitag beginnt der Beteiligungsprozess für das neue Stadtviertel rund um den Alten Leipziger Bahnhof. Die Stadtverwaltung will für das rund 270.000 Quadratmeter große Gebiet zwischen dem Bahnbogen an der Großenhainer und der Leipziger Straße neue Maßstäbe setzen, auch in der Vorbereitung.

Das alte Eingangsportal zum Bahnhof ist verfallen.
Das alte Eingangsportal zum Bahnhof ist verfallen.

Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne): „Das Gebiet soll anders entwickelt werden als die benachbarte Hafencity – neue Mobilitätskonzepte sollen entstehen, Wohnungen, nicht nur hochpreisige.“ Er wirbt für ein durchmischtes, lebendiges, klimagerechtes Bauen. Dresden soll bis 2050 klimaneutral werden, der Stadtteil soll auch in dieser Hinsicht Maßstäbe setzen. Wesentliches Element der Planung ist eine breite Bürgerbeteiligung.

Dafür ist eine 48-köpfige Begleitgruppe geplant, die sich aus Bürger*innen, Eigentümer*innen, Vertreter*innen aus Stadt- und Stadtbezirksbeiräten (Pieschen und Neustadt) und der Stadtverwaltung zusammensetzen. Diese Gruppe ist durchgängig dabei, wenn das städtebauliche und freiraumplanerische Konzept für das Areal erarbeitet wird.

Zusammensetzung der Begleitgruppe - Grafik: Stadtverwaltung Dresden
Zusammensetzung der Begleitgruppe – Grafik: Stadtverwaltung Dresden

Sechs Dresdnerinnen und Dresdner haben vertretend für die Bürgerschaft die Chance, in der Begleitgruppe mitzuwirken und damit den Planungsprozess mitzugestalten. Eine Bewerbung ist bis zum 4. Februar 2022 unter www.dresden.de/alter-leipziger-bahnhof möglich. Die Auswahl der sechs Plätze erfolgt möglichst repräsentativ nach Alter, Geschlecht und Wohnort in Kombination mit einem Losverfahren.

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Kooperative Quatiersentwicklung

In vier Phasen soll das „Quartier“ kooperativ entwickelt werden. Bereits seit Ende 2020 läuft die Vorbereitung, nun soll die Aufgabenstellung erarbeitet werden, dann folgt eine Planungswerkstatt mit anschließender Dokumentation. Für diese Arbeit rechnet das Amt für Stadtentwicklung mit einem Zeitraum bis ca. Mitte 2023. Danach müssen die Entwürfe präzisiert und ein Bauleitplanung entwickelt werden. Dann kann gebaut werden.

Baubürgermeister Kühn: „Aktuell kann man keinen Termin einer Fertigstellung seriös benennen.“ Es werde auch unterschiedliche Bau-Geschwindigkeiten geben. Er gibt zu bedenken, dass ein neuer Stadtteil bei teils vorhandener Nutzung entsteht und eine historische Gebäudesubstanz erhalten werden müsse. Das könne schon zehn bis 20 Jahre dauern.

Große Teile des Geländes liegen brach.
Große Teile des Geländes liegen brach.

Begehrlichkeiten für das neue Viertel

Wie groß die Begehrlichkeiten schon jetzt sind, konnte man am Montagabend im Stadtbezirksbeirat vernehmen. Die SPD hatte einen Antrag eingebracht, um auf dem Gelände Clubkultur zu schaffen, die Piraten ergänzten, dass bestehende Kulturangebote erhalten bleiben sollen, die Grünen wünschten sich ein Angebot für Jugendliche.

Der Allgemeinde Deutsche Fahrradclub (ADFC) mahnt die Realisierung von Radwegverbindungen durch das Areal an – im Radverkehrskonzept stehen sie bereits. Um den neuen Stadtteil an den Elbradweg an der Hafencity anzubinden, biete es sich an, einen Radweg einem alten Gleisverlauf folgen zu lassen, der zwischen der Esso-Tankstelle und dem alten Zollhof an der Leipziger Straße sowie zwischen dem neu gebauten Kreativzentrum der Hafencity und dem Menarini-Gelände entlang führt.

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Im Gespräch ist auch, auf dem Gelände das geplante Jüdische Museum unterzubringen.

Aus der Bürgerinitiative „Wohnen am Leipziger Bahnhof“ hat sich im Februar 2021 aus ca. 20 Initiativen und Beteiligten ein Akteursnetzwerk Leipziger Bahnhof gebildet. Die Beteiligten sind der Ansicht, dass das Areal als eine einmalige Chance bietet und skizzieren ihre Ziele:

  • Modellprojekt der Nachhaltigkeit mit klima- und erholungswirksamen Grün- und Freiflächen, ressourcenschonender Bauweise
  • Bezahlbarer und gemeinschaftlicher Wohnraum mit repräsentativem Anteil an Sozialwohnungen
  • Raum für Künstler, Künstlerinnen und Kleingewerbetreibende

Grundstückstausch

Der jetzt begonnene Beteiligungsprozess ist möglich geworden, weil es eine Einigung mit der Globus Holding über einen Flächentausch gibt. Die SachsenEnergie wird die Fläche am Alten Leipziger Bahnhof im Tausch gegen ein Areal zwischen Bremer Straße und Hamburger Straße erwerben. (Neustadt-Geflüster vom 9. Dezember 2021). Der Tausch ist aktuell noch nicht abgeschlossen und außerdem gibt es noch elf weitere Eigentümer auf dem Areal. Wie sich die Wünsche aus Politik und Bürgerschaft mit den Interessen der Eigenümer in Übereinstimmung bringen lassen, muss der Planungsprozess zeigen.

Am kommenden Freitag beginnt nun erst einmal die Bürgerbeteiligung mit einer öffentlichen Auftaktveranstaltung per Video am 21. Januar, 17 Uhr. Bis zum 19. Januar kann man sich per Mail unter alb@dresden.de noch anmelden.

Baubürgermeister Kühn: „Durch die intensive Arbeit der Begleitgruppe wollen wir über den gesamten Planungsprozess einen Dialog zwischen allen Beteiligten pflegen. Interessierte Dresdnerinnen und Dresdner lade ich herzlich ein, sich für eine Mitarbeit zu bewerben. Mit diesem Dialogverfahren beschreiten wir neue Wege, die Stadtgesellschaft in die Entwicklung eines bedeutenden städtischen Quartiers einzubeziehen.“

Im südlichen Teil befinden sich einige Firmen
Im südlichen Teil befinden sich einige Firmen

Erster Dresdner Bahnhof

Der Leipziger Bahnhof hat seinen Namen wegen der Strecke nach Leipzig, er wurde 1839 eingeweiht und war damit der erste Bahnhof in Dresden. Der benachbarte Schlesische Bahnhof (heute Bahnhof Dresden-Neustadt) wurde 1847 eröffnet. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Bahnhof nur noch für den Güterverkehr genutzt. Als 2005 das Güterverkehrszentrum Dresden-Friedrichstadt eröffnet wurde, bestand kein Bedarf mehr am Alten Leipziger Bahnhof. Auf dem Gelände befinden sich seitdem verschiedene Firmen, aber auch die Kultureinrichtung der „Blauen Fabrik“ und auch die Wagenburg des Freiraum Elbtal fand hier Exil.

Leipziger Bahnhof Vorplatz - Kolorierter Stich von 1839
Leipziger Bahnhof Vorplatz – Kolorierter Stich von 1839

5 Kommentare

  1. Klingt ja alles sehr nett, aber wie sieht es mit der Wagenburg aus? Bisher hab ich dazu nichts gelesen. Ist da was in der ganzen Euphorie etwas untergegangen? Wird diese in der Planung berücksichtigt oder ist da kein Platz dafür? Wenn ich schon Zwischenüberschriften wie „Begehrlichkeiten für das neue Viertel“ und „Quatiersentwicklung“ lese, bin ich mir da nicht sicher, ob für eine Wagenburg Platz ist und ob eine überhaupt gewollt ist.

  2. Blaue Fabrik wird erhalten werden. Dazu noch ein paar Szene-Locations. Die Wagenburg wird hoffentlich ein Ausweichquartier angeboten. Dort können sie auf jeden Fall nicht bleiben. Wie sieht denn das dann aus?

  3. Antwort auf Frage…Weil ich gerne in einer vielfältigen Stadt lebe in der Platz für alle ist und nicht alles der kommerziellen Verwertung untergeordnet wird. Außerdem sind solche Areale seit je her auch eine Bereicherung für das kulturelle Leben. Es gibt einige Kunstschaffende die auf dem Areal leben und/oder wirken.

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