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Bimmel zuckelt über die Augustusbrücke

Heute Morgen wurde die Augustusbrücke offiziell für den Verkehr freigegeben. Oberbürgermeister, Wirtschaftsminister, Baubürgermeister und etliche weitere Kommunal- und Landespolitiker hatten einem ökumenischen Gottesdienst beigewohnt, in dem die Brücke gesegnet wurde. Anschließend stiegen sie auf der frisch renovierten Brücke in eine Sonderfahrt und ließen sich über die Brücke chauffieren.

Großer Politik-Auflauf zur Verkehrsfreigabe der Brücke
Großer Politik-Auflauf zur Verkehrsfreigabe der Brücke

Fünf Jahre Baustelle – 26 Millionen Euro Investition – erste fast autofreie Brücke Dresdens

Nach fast fünf Jahren Sanierung haben die Dresdner ihre Augustusbrücke zurück. Bei einem ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Hofkirche gab Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) heute die Augustusbrücke zusammen mit dem sächsischen Wirtschaftsminister Martin Dulig sowie Superintendent Christian Behr und Dompfarrer Norbert Büchner für den Verkehr frei.

Ab Montag, 3.30 Uhr sollen die Straßenbahnlinien 4, 8 und 9 wieder über die Augustusbrücke fahren.

Die erste Bahn auf der freigegebenen Brücke war ein "Hecht" aus dem Straßenbahnmuseum.
Die erste Bahn auf der freigegebenen Brücke war ein „Hecht“ aus dem Straßenbahnmuseum.

Mit dem Start der Sanierung 2017 gab es Einschränkungen für den Verkehr auf der Brücke, der Straßenbahnbetrieb wurde eingestellt. Mit ihrer Freigabe ist die Augustusbrücke nun fast autofrei und bleibt, neben dem Öffentlichen Personennahverkehr und Rettungsfahrzeugen, Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Die bisherige Radwegführung über den Fußweg ist aufgehoben, schon heute nutzten zahlreiche Radfahrer*innen die Straße mit dem geschnittenen Pflaster. Dies ist ein Kompromiss aus Denkmalanspruch und Verkehrskomfort.

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OB Hilbert: Dankbar die Baustelle fertig zu wissen

Hilbert sagte in seiner Rede zur Wiedereröffnung: „1910 sagte mein Amtsvorgänger Geheimrat Dr. Beutler in seiner Weiherede – Wenn wir nun heute das vollendete Bauwerk fertig zur Übergabe an seine Bestimmung vor uns sehen, so erfüllt uns vor allem das Gefühl des Dankes – Er hätte mir für heute keine bessere Vorlage bieten können. Denn tiefgreifender Dank ist auch, was ich bei der heutigen Freigabe des für Dresden so zentralen Bauwerks im Rahmen dieses musikalisch wunderbar ausgestalteten, ökumenischen Gottesdienstes empfinde.“

Hilbert ist dankbar, diese Baustelle im Herzen unserer Stadt, die historische Verbindung zwischen Altstadt und Neustadt fertig zu wissen. Allen, die hier ihren Anteil daran haben, danke ich. Eine über hundert Jahre alte Brücke zu sanieren brauche Profession, Handwerk und Herzblut.

Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) ergänzte: „Die Augustusbrücke prägt auch heute noch die Stadtsilhouette Dresdens und ist als historische Elbquerung nicht wegzudenken. Der Freistaat Sachsen hat die notwendige grundhafte und denkmalgerechte Sanierung mit rund 21 Millionen Euro gefördert. Ich freue mich, dass diese Brücke mit der zukünftigen Nutzung durch Fußgänger, Radfahrer und den ÖPNV noch attraktiver für innerstädtische Mobilität wird. Dies sowohl für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt als auch für ihre Besucher.“

Nach dem "Hecht" rollte auch ein aktuller Zug der DVB über die Brücke - Platz ist hier auch für die neuen breiten Stadtbahnwagen.
Nach dem „Hecht“ rollte auch ein aktuller Zug der DVB über die Brücke – Platz ist hier auch für die neuen breiten Stadtbahnwagen.

Einweihung mit „Hecht“

Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) hatten extra eine historische Straßenbahn aus dem Museum organisiert, um die Einweihung der Brücke zu würdigen. Inzwischen ist hier aber genug Platz auch für die neuen breiteren Straßenbahnen. DVB-Vorstand Lars Seiffert: „Mit Fertigstellung der Augustusbrücke bekommen wir eine wichtige Straßenbahntrasse im Zentrum zurück. Immerhin verkehren gleich drei Linien über das historische Bauwerk.“ DVB-Vorstand Andreas Hemmersbach: „Die Verbindung über den Theaterplatz spielt nicht nur für Einheimische eine große Rolle, sie ist auch ein Highlight für Touristen. Wo sonst kann man aus der fahrenden Straßenbahn ein solch geschichtsträchtiges Panorama der Dresdner Innenstadt bewundern.“

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Spagat zwischen Denkmalschutz und Modernisierung

Bei der Sanierung galt es dem Baudenkmal und modernen Anforderungen zu entsprechen. Holger Kalbe, Projektleiter aus dem Straßen- und Tiefbauamt: „Die Besonderheit bestand im denkmalpflegerischen Anspruch. Möglichst viel von der originalen Bausubstanz sollte erhalten werden. Gleichzeitig mussten die heutigen Vorschriften und Möglichkeiten Berücksichtigung finden, um die Brücke fit für die nächsten 100 Jahre zu machen.“

Trotz behutsamen Umgangs konnten nicht alle Bauteile der Brücke wiederverwendet werden. Die Schäden waren zum Teil zu groß, oder die Bauteile entsprachen nicht mehr den heutigen Anforderungen. So mussten die Bauleute zahlreiche Ersatzteile besorgen.

Daniel Windisch, Projektleiter der ausführenden Baufirma Hentschke Bau: „Bauteile wie beispielsweise für die Sandsteinarbeiten oder für die Herstellung der Beleuchtungsmasten nach historischem Vorbild waren nur durch Traditionshandwerk verfügbar. Katalogware kam bei solch einem anspruchsvollen Bauvorhaben nicht zum Einsatz“. Der erste Brückenbogen auf der Altstädter Seite ist aufgrund massiver Schäden komplett neu gebaut worden.

Bauleiter Kai Bräuer von Henschtke Bau: „Die wohl größte Herausforderung in der gesamten Bauzeit war dieser Ersatzneubau des Bogens über dem Terrassenufer unter den besonderen Vorgaben des Denkmalschutzes“. Hier galt es, die Kassettenoptik der Bogenunterseite von 1910 zu replizieren. Windisch: „Die Ausschalung des Brückenbogens haben alle Kollegen vor Ort mit Spannung erwartet. Das Ergebnis hat nicht nur uns, sondern auch die Denkmalschützer zu 100 Prozent zufriedengestellt“.

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Überraschungen im Brückeninneren

Eine denkmalgerechte Sanierung unterscheidet sich grundlegend von einem Brückenneubau. Das erklärt Mathias Walter der Bauoberleiter von den IGS Ingenieuren: „Bei historischen Brücken gibt es erfahrungsgemäß eine Differenz zwischen den sehr alten Bestandszeichnungen und dem tatsächlichen Brückenbauwerk. Wie groß diese bei der Augustusbrücke ausfällt, war allerdings ungewiss. Die Baumeister früherer Zeiten hatten ein enormes Geschick, die Brücken an die natürlichen Gegebenheiten anzupassen und mit dem verfügbaren Material zu arbeiten. Diesem Geschick galt es bei der Sanierung zu folgen“. Die Überraschungen waren dann tatsächlich vielfältig: Zum Beispiel unerwartete Geometrieabweichungen, nicht dokumentierte Sanierungen von Kriegsschäden, unbekannte Leitungen und große Steinblöcke, wo man aufgrund nachher eingearbeiteter Scheinfugen einzelne Steine erwartete.

Historische Brückenreste

Zum Vorschein kamen Überreste vom Brückenvorgänger aus dem Mittelalter. Die Brücke war früher länger, einige Brückenbögen in den Uferbereichen sind im Laufe der Zeit zugeschüttet worden. Bauleiter Bräuer: „Das Freilegen der historischen Brücke direkt vor dem Blockhaus war ein erhebender Moment. Man fühlte sich, als hätte man eine Zeitkapsel geöffnet. Besonders aus Sicht erfahrener Brückenbauer war es interessant zu sehen, wie und womit damals gebaut wurde“. Vier Wochen untersuchten und dokumentieren Archäologen den historischen Brückenbogen, bevor dieser wieder verfüllt wurde.

Simone Prüfer, Leiterin des Straßen- und Tiefbauamtes: „Bis hierher war es ein langer und herausfordernder Weg. Umso mehr freue ich mich, dass die Dresdner ihre Brücke nun zurückhaben. Allen Beteiligten, insbesondere den Bauarbeitern, Bauleitern und -planern möchte ich meinen herzlichen Dank aussprechen. Sie dürfen und sollten stolz auf das Geschaffene sein. Auch den Dresdnern gebührt ein Dankeschön für Ihre Geduld“. Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne): „Ein herzlicher Dank gilt auch dem Denkmalschutz für die gute Zusammenarbeit, den genehmigenden Behörden sowie dem Freistaat Sachsen, der Fördermittel für die Instandsetzung der Brücke beisteuerte“.

Letzte Arbeiten bis zum Sommer

Bis zum Sommer folgen noch letzte Arbeiten an den Fassaden und Brückenunterseiten. Die Arbeiten an den Bögen 2 und 5 erfordern spezielle Wasserstände. Bei hohen Wasserständen können die Arbeiten vom Schubschiff aus und bei sehr geringen Wasserständen mit Hilfe eines Gerüsts erledigt werden. Einschränkungen des Verkehrs auf der Brücke sind nicht notwendig. Mit Abschluss der Arbeiten im Sommer wird die Illuminierung der Brücke in Betrieb genommen.

Dass die "11" über die Brücke fährt, gab es nur heute.
Dass die „11“ über die Brücke fährt, gab es nur heute.

Kritik von FDP, vorsichtiges Lob von den Grünen

Der Vorsitzende der FDP-Fraktion Holger Zastrow nahm heute an der Eröffnung teil und kritisiert, dass von der Aufwertung der Brücke nicht viel zu erkennen sei. „Alles das, was neu werden sollte und was aus der Augustusbrücke nach dem Stadtratsbeschluss von 2014 eine ‚Karlsbrücke für Dresden‘ machen sollte, ist nicht geschehen. Man hat zwar den Autoverkehr von der Brücke verbannt, aber wo sind die Freiräume für Fußgänger und mehr Komfort für Radfahrer? Wo ist die Privilegierung des Fußverkehrs? Wo ist die technische Ertüchtigung für die Nutzung der Brücke bei Veranstaltungen und Events? Von mehr Verweilqualität ganz zu schweigen.“

Die verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Susanne Krause findet, dass man mit der neuen Augustusbrücke der Vision einer Fußgängerzone vom Albertplatz bis zum Hauptbahnhof einen Brückenschlag näher komme. „Eine vertane Chance ist allerdings, dass die Brücke Bordsteine hat. Damit geht die Großzügigkeit, die wir vom Vorbild Karlsbrücke kennen, leider verloren. Ich wünsche mir in Zukunft mehr Mut für solche Entscheidungen bei den Planenden.“ Die Brücke könne zu einer Flaniermeile mitten im wunderschönen Dresdner Panorama zwischen Goldenem Reiter und Hofkirche werden. Sie lobt die breiteren Fußwege und den ebenen Pflasterbelat, der angenehmes Radfahren im Einklang mit dem Denkmalschutz erlaubt.

Kurzer Film zur Brückeneröffnung auf Youtube.

Ein Kommentar

  1. Perfekt wären natürlich beidseitige Elbradwegzufahrten auf der Neustädter Seite. Denn viele Radfahrer kommen vom Elbradweg und können derzeit zwar über den Schleichweg am Bellevue auf die Brücke fahren, beim Rückweg jedoch ist dann nur auf der „falschen“ Seite eine Zufahrt möglich.
    Da der Elbradweg einer der touristisch wichtigsten ist, würde es Dresden gut zu Gesicht stehen, wenn außer an der Albertbrücke keine Zu-und Abfahrten auf die/von den Brücken eingeplant und gebaut würden. Oder wollen wir die Touris aus der Stadt heraus halten?

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