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Nachts auf der Baustelle

Mit brachialer Gewalt drischt der Presslufthammer Löcher und Risse in den Asphalt. Der Hammer ist an einem Bagger angebracht. Der stemmt sich richtig rein. Zentimeter für Zentimeter arbeitet er sich tiefer. Dann ein Rumms, und ein weiteres Stück ist herausgebrochen. Wenn die Ferien beginnen, herrscht bei den Baubetrieben Hochbetrieb. So auch auf der Görlitzer und der Rothenburger Straße. Noch bis Anfang September wird hier gebaut, die Bahn macht derweil einen Bogen um die Neustadt. Gleise werden erneuert und Weichen ausgebaut.

Ungefähr zehn Bauarbeiter mit schweren und feurigen Geräten liefern den zuschauenden Bargästen ein schönes Spektakel. Einer tut sich besonders hervor. Er stolziert hin und her, kickt die zentnerschwere Gasflasche mit dem Fuß herum und holt den Schweißbrenner heraus. Ob er sich jetzt wie Mad Max fühlt?

Die „Görlitzer“ liegt jetzt zerstückelt da und er beginnt die Schienen zu zerteilen. Die Funken fliegen, erwischen einen Kollegen, der hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Arm. Mad Max lacht nur und brennt weiter. Immer wieder schaut er, ob das Publikum ihm noch genug Aufmerksamkeit widmet.

Wenn die lieber wieder ins Bierglas schauen, schwingt er seinen Schweißbrenner durch die Luft und ruft seine Kollegen herbei. Die hacken auf der Schiene herum und endlich, endlich ist sie zerteilt.

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Nun kann ein anderer großer Junge mit einem anderen Bagger vorfahren. Er packt die Schiene mit dem Greifer, hebt sie hoch und Rumms. Mir platzen fast die Ohren, er lässt das Ding aus gut einem Meter Höhe fallen, trennt so Metall und Beton. Der Vorgang wiederholt sich mehrfach. Dann, es ist kurz vor 22 Uhr, plötzlich Ruhe.

Die Härchen in den Ohren richten sich langsam wieder auf. Ich kann wieder hören, was mein Tischnachbar erzählt. In der Kneipe werden die Fenster aufgeklappt. Leise Musik tönt nach draußen. Die Neustadt schön wie immer. Doch dann fällt mein Blick auf die Straße, die Görlitzer ist komplett zerstört.

Ein Wüste aus Beton- und Asphalt-Brocken und wo ist eigentlich Mad Max? Der hat sich mitsamt seinen Kollegen einfach verzogen und uns die großen Geräte zurück gelassen. Ob das gut geht? Wenig später sehe ich den ersten Jung-Mann auf dem Bagger tanzen, die Nacht ist noch lang und die Neustadt hat eine neue Attraktion.

Baustellenparty im Bild

Valentin hat mir ein paar nächtliche Impressionen von der Baustelle geschickt.

Sitzparty an der Kreuzung Görlitzer/Louisenstraße
Sitzparty an der Kreuzung Görlitzer/Louisenstraße

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Künstlerische Gestaltung der Partyzone
Künstlerische Gestaltung der Partyzone

Vor ein paar Tagen wurden auch gleich die Schienen und Bagger mit in die Partyplanung einbezogen. Danke an Maria für das Bild.

Schieneneroberung in der Neustädter Nacht.
Schieneneroberung in der Neustädter Nacht.

Es ist damit zu rechnen, dass es am heutigen Abend zu ähnlichen Erscheinungen im Kreuzungsbereich kommt.

19 Kommentare

  1. Der illustre Herr mit Basecap und freiem Oberkörper legt auch schon mal gern einen Strip mitten auf der Kreuzung hin, begleitet vom selbstgebastelten Diskowagen bestehen aus Boxen, Autoradio und Batterie aus dem wahlweise Schalger oder Modern Talking schallt…

  2. ich hoffe sehr darauf, dass sich die arbeiten wie bei der waldschlößchenbrücke verzögern. die autofreie zone ist doch sehr schön! ^^

  3. allerdings doch nicht so recht mit ner echten fuß-, äh, nachtgängerzone zu vergleichen, die sich super anbieten würde, da es ja keinerlei plätze gibt. ein mäuerchen vor der scheune und ein paar fensterbänke – echt lächerlich. die meist unbeliebte, jedoch gut gemeinte, grüne ecke tuts auch nicht.

    wie wärs mit (saisonalem) Nacht(ein+aus)fahrge(o. ver)bot 22-2(?) uhr im brn-(kern)gebiet (die üblichen ausgenommen)?
    dann werden mehrere strassen zu plätzen, könnte atmosphere reinbringen. und wohl noch mehr leute, aber eben ohne auto.

  4. Hallo,
    ich finde die Neustadt auch wirklich großartig mit all den Menschen, den manchmal eigensinnigen Typen und allem „drum her rum“. Ich liebe es im park oder an der Ecke zu sitzen, Bierchen zu trinken und entspannt zu quatschen und entspannen. Auch wenn ich zeitlich noch nicht in den Genuss gekommen bin mich selber gerade an die Baustelle zu setzen, finde ich es großartig das man das macht. ABER: ich musste gestern miterleben das sich eine Gruppe von Leuten mit einer Couch mitten auf die Louisenstraße gesetzt haben (obwohl am rand auch Platz gewesen wäre)
    und als sie von einem Autofahrer angesprochen wurden bitte etwas Platz zu machen wurde dieser daraufhin dumm gemacht, angemault, ja schon fast beleidigt. Beißt sich das nicht? Ich glaube es gibt Leute die kommen mit der Neustadt nicht klar oder können die Neustadt nicht dosieren. Warum müssen so viele mit Ihrer „Ich bin dagegen -Haltung“ Machtspielchen treiben. Auch wenn das die Neustadt ist und sich das absolut spießig anhört- aber ne Straße ist und bleibt ne Straße die vorrangig für Autofahrer ist. Warum kann man sich nicht auf einen Gehweg setzen oder eben an die Baustelle oder wo auch immer. Mit einer Selbstverständlichkeit wird sich auf die Straße gesetzt und der Autofahrer der dadurch schlecht durchkommt oder sogar was sagt, der wird als bekloppt erklärt. Das finde ich- selber Autofahrer, sowas von wiederlich und asozial!Und das hat dort nichts verloren- denn neustadt heißt in meinen Augen- „miteinander“! So- das wollte ich schon lange mal sagen weil ich das leider viel zu oft beobachtet habe!

  5. Da schließe ich mich meiner Vorrednerin an! Wieso muss man immer versuchen auf Krampf anders zu sein. Mich nervt das als Anwohner, täglich Prolltouristen an der Ecke zu treffen und zu ertragen. Pseudointellektuelle Gespräche im vorbeigehen mit anhören zu müssen. Kultur Beutelträger und Nerdbrille. Nix davon ist anders, alle schwimmen dem Strom hinterher. Das konnte man in den letzten 7 Jahren in dem ich hier wohne stets beobachten.
     
    Wie kann man es auch so schön nennen. Hassliebel liebe Neustadt!

  6. @cons: die neuen partybeaster sollten inzwischen wissen, das der relativ luftleere und rechtsfreie raum,  seit anfang der 90`ger  jahre schon wieder vorbei ist.  ein besuch im brn museeum wäre zu empfehlen. fetival ist festival und stadtteil ist stadtteil. und in der neustadt hat sicher niemand etwas gegen ein gepflegtes sitting.

  7. Muss mich Cons und Lotte anschließen. Feiern schön und gut aber heute früh um 5 als ich auf Arbeit musste, waren alle Bauzäune umgestürzt mann konnte keinen Fußweg um diese Kreuzung mehr betreten und es sah einfach nur aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Das mit den Strassen blockieren und dann noch dumm angepisst zu werden, durfte ich auch schon oft erleben. Manche müssen leider auch am WE früh um 5 auf Arbeit fahren. Aber was solls ist halt eine Partymeile wo man die Sa raus lässt

  8. Abends fahr ich mit dem Rad,
    durch meine liebe Neustadt grad‘.
    Plötzlich wo sonst Görlitzer in Louise mündet,
    Absperrungen von ’ner Baustelle kündet.
    Wo der Mob sonst trinkt Wein und Bier,
    jemand Gleise in die Höh‘ gestapelt hier.
    Oben drauf zu lauter Musik es hebt,
    ’nen alten Punk. Das Publikum: bebt.
    Vom Anblick arg gerüh’rt,
    Mein Weg mich dran vorbei nur führt.
    Ein Bauzaun hier, das olle Schwein,
    macht die Passage schon sehr klein.
    Vor mir ein Schlafsack auf dem Bord sich regt,
    ein Penner drin die Nacht verlebt.
    Lenk mein Fahrad elegant,
    dran vorbei, vorsichtig am Rand.
    Auf dem Heimweg denk ich klar,
    mit Fahrtwind jetzt im Haar.
    Glanz und Elend, dicht an dicht,
    schreib ich meiner Liebe ein Gedicht.

  9. Man sollte nicht nur auf das Fußvolk schimpfen, was sich so mache Autofahrer hier erlauben ist aber auch nicht die feine Art.  Auf Fußwegen parken(Alauenstr.), die Einbahnstraße, in die falsche Richtung fahren( Kamenzer und Pulznitzer), mit lauter Musik durch die Neustadt fahren( als ob seine Musik heilig ist), mit über 30Km/h durchs Gebiet  fahren. Also den Ball immer schön flach halten, es gibt auf jeder Seite deppen!!

  10. >dann werden mehrere strassen zu plätzen, könnte atmosphere reinbringen.
    >und wohl noch mehr leute, aber eben ohne auto.
    Die meisten Anwohner finden Leute die nachts draußen sind ziemlich scheiße, da laut. Denn nachts müssen diejenigen, die sich ne Wohnung in der Neustadt leisten können schlafen um am nächsten Tag fit für die Arbeit zu sein. Ist einfach mal so. 

  11. Lieber Alauner…
    Es ist wohl mittlerweile zu jeden durchgedrungen, dass es vor allem abends, in der neustadt mal laut werden kann. Insbesondere in der BRN Kernzone. Entweder man findet sich damit ab oder zieht woanders hin. Viele kneipen und biergärten in der neustadt haben probleme mit dem ordungsamt. Selbst diese werden irgendwann gehen müssen. So wie alle anderen leute auf der straße, die sich unterhalten, spaß haben etc. 

    Und dann haben die derzeitigen anwohner die neustadt so, wie sie die neustadt haben wollen. Schön ruhig und langweilig.
    Aber wie gesagt, es gibt ja auch noch andere stadtteile in dd. viele kreative hat es ja schon dorthin gezogen.

    Es stimmt schon was lotte sagt: Hassliebe Neustadt ;-)

  12. Ich kann mich ‚Frau Meier‘ nur anschließen… Neustadt heißt eben auch Toleranz, wer sich also über „pseudointellektuelle Gespräche die man im vorbeigehen mit anhören muss“ aufregt soll entweder Kopfhörer benutzen oder woanders hinziehen. 

    Nein, ich hab keine Nerdbrille und auch keinen Jutebeutel… hätte ich aber wenn ich Bock drauf hätte.

  13. @timo

    bitte mal aufhören von toleranz zu reden….dann toleriere mitbewohner der neustadt und bestätige nicht frau meier das es in der neustadt fast schon laut sein muss…

    ein großer stadtteil die neustadt, mit ruhigen ecken, wenn man will!!! jemanden anbieten wegzuziehen ist doch sehr einfach.

    am besten wir sehen die neustadt wie eine riesige wohngemeinschaft ein raum zum feiern, einer zu entspannen und wo gekocht oder gegrillt wird wird danach sauber gemacht. und nicht gleich agro werden oder intolerant, wenn sich jemand mal äußert. schließlich ist die neustadt ein wohngebiet, ich denke das wohnen im vordergrund stehen sollte.

    in welcher wg wird einer gedultet der jeden tag die sau rauslässt, mit seinem fahrad den flur versperrt, die küche zumüllt, seine tiere überall hinmachen und dann dem mitbewohner sagen, nachdem er ihn darauf hinweißt er kann ja ausziehen….

  14. Gestern war wieder ein wunderbarer Abend mit toller Live-Sambamusik an der „Ecke“. Allerings ist es mir bitter aufestoßen, das „Schlager-Andreas“ aka „Der Tänzer“ gestern zu „Schläger-Andreas“ mutierte. Als er sein Revier gegen einen weiteren Flaschensammler verteidigen wollte, drohte er ihm eine volle Bierflasche über den Kopf zu ziehen. Durch das beherzte Eingreifen eines „Eckensitzers“ konnte aber Schlimmeres verhindert werden. Ähnliches habe ich schon mal im Netto beobachtet, als er Flaschensammler Ralfi eine heftig gelangt hat. Ich überlege mir jetzt also doppelt, wem ich meine Pfandflaschen gebe.

  15. es schrieb ein neustädter liedermacher schon 2004 im song gehhirn:

    auf dem heimweg ich wagte kaum zu hoffen
    habe ich dann doch jemanden getroffen
    es überraschte mich
    ich traf mich

    ich hatte ne begegnung mit meinem gehirn
    es sprach ganz deutlich hinter meiner stirn
    ich glaubte es erst nicht
    doch ich sprach zu mir von hinten mitten ins gesicht

    ich roch etwas nach gras ich roch etwas nach bier
    ich identifizierte mich ganz sicher also glaubte ich mir
    du musst dich mehr bewegen
    sonst bist du nich mehr am leben

    und das mein ich jetzt nich
    körperlich
    eher emotional geistig seelisch das zeug hinter der stirn
    vertrau mir
    immerhin bin ich dein gehirn

    du hattest doch pläne du hattest doch ziele
    und nicht nur zwei sondern ganz viele
    verlier sie nicht aus den augen nein
    gib nicht auf
    sonst lös ich mich auf

    dann wirst du einer von diesen zombies sein
    unpolitisch modisch
    lass dich nicht darauf ein

    wenn vom alternativsein nur das partymachen geblieben ist
    dann weisst du ich hab mich verpisst
    verpisst
    verpisst
    verpisst

  16. @Teacher
    Dies habe ich auch beobachtet, aber man sollte dies nicht so stark bewerten. Einen anderen Tag sammeln sie wieder gemeinsam Flaschen und teilen, es kommt viel auf den Alk zustand an. Da fand ich die 2Typen die sich mit einer Flaschen Schnaps auf den Gehweg gelegt haben, echt daneben. Ballerman lässt grüßen, für ein zusammensitzen um dabei Spaß und Freude zu haben wird von den Neustädtern keiner was dagegen haben, aber solche Typen sollten dann doch in Ihren Stadtteilen bleiben.

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