Erst vor ein paar Wochen haben wir über den sensationellen Fund alter pfundscher Milchtuben im Gletschereis berichtet. Nun kann Paul Pfund noch ein paar sehr gut erhaltene Glasflaschen seiner Sammlung hinzufügen.
Neustadt-Geflüster-Leser Frank Brandhoff hat beim Graben im Hinterhof der Rudolf-Leonhard-Straße eine spannende Entdeckung gemacht. „Hier gab es früher mal in zwei Reihen Hinterhäuser“, berichtet er. In dem hinteren Haus muss sich wohl einst ein kleiner Gewerbebetrieb befunden haben. Als Brandhoff hier einzog, stand das Haus schon nicht mehr. „Dafür gab es jede Menge Schutt“. Im Zuge der Sanierung des Hauses, hat die Eigentümergemeinschaft im Hof eine Wiese angelegt.
„Nun wollten wir einen Rosenstock pflanzen und ich habe ein recht tiefes Loch ausgehoben“, berichtet Brandhoff. Zum Glück war er mit dem Spaten recht vorsichtig, denn zu seinem Erstaunen entdeckte er drei kleine Glasflaschen der Molkerei Gebrüder Pfund. „Als ich dann den Artikel las, wollte ich die gern Herrn Paul Friedrich Pfund für seine Sammlung überlassen“, sagt Brandhoff.
Mindestens 120 Jahre alt
Pfund nahm erst an, dass es sich um Kaffesahnefläschchen handelt. Die produzierte der Betrieb nach 1945. Als Frank Brandhoff die Objekte übergab, entpuppte sich dieser Pfund-Fund als dreieckige Glasflaschen. Paul Pfund, eigentlich gut in der Historie der Molkerei bewandert, hatte diese noch nie gesehen. Also machte er sich an die Recherche.
Dreieckig, gut zu händeln, heute würde man von guter Haptik sprechen. Ein geschäftstüchtiger Werbegag also. Höhe 14 Zentimeter, Tiefe 5,5 Zentimeter, Mundstück etwa 44 Millimeter, Inhalt 125 ml, ringsum geprägt im Glas, EIGENTUM PFUNDS MOLKEREI DRESDEN, als Bodenprägung das englische Pfundzeichen, genutzt von der Molkerei Pfund als Signet.
„Diese geschwungene Darstellung hat die Molkerei von 1886 bis etwa 1900 verwendet“ sagt Paul Pfund, der Urenkel des Firmengründers. Damit sind die Flaschen also mindestens 120 Jahre alt. „Wahrscheinlich wurde damals Trinkjoghurt und Kefir, aber auch Trinkschokolade in diesen Glasflaschen angeboten“, sagt Paul Pfund. So etwas gab es in den Pfundschen Milchpavillons und auch Geschäften in Dresdner Stadtgebiet, als Erfrischung und auch als Leckerei.
Pfund hat in seinem Archiv gesucht und eine Preisliste aus jener Zeit gefunden. Demnach kostete so ein Trinkjoghurt 25 Pfennige. Damals ein stattlicher Preis für so eine kleine Flasche.
Moin!
Ist tatsächlich ein staatlicher Preis gemeint, oder eher ein stattlicher?
Und ist „handeln“ jetzt tatsächlich so eingedeutscht, dass es Ä-Striche bekommen hat? Der Musiker rotiert im Grab! :)
Gruß
Thomas
Hallo Thomas, stattlich ist gemeint. Danke, habs korrigiert. Händeln im Sinne von handhaben ist vielleicht nicht das gebräuchlichste Verb, aber genauso gewollt, hergeleitet nicht vom handeln, sondern von englischen to handle.
…… wundervolles schönes altes Molkerei-Geschäft ….. , erhaltet es noch lange …… !
…hier nochmals meinen großen Dank an Frank für die Schenkung der Ausgrabungen für meine Sammlungen und auch ein herzliches Dankeschön an Jan für die Fotografie und die Reportage
im Neustadtgeflüster.
Paul Pfund