In der Galerie Flox auf der Rähnitzgasse wurde gestern Abend eine Soloschau des Leipziger Malers Sighard Gille eröffnet. Als mehrfach Corona bedingt verschobene, und nun endlich mögliche Nachschau zum 80. Geburtstag des Künstlers, sind aus dem vielseitigen und ambivalenten Gesamtschaffen zwei exemplarische Schwerpunkte gewählt.
„Ursprünglich wollten wir nur Gilles Landschaften zeigen“, sagt Galerist Hellfried Christoph, dann habe der Künstler aber während der Pandemie die wunderbare Clown-Serie geschaffen. Christoph war direkt klar, dass sie den vorderen Raum der Galerie füllen würden. Zu sehen ist nur ein Teil der Serie. Christoph beschreibt die überlebensgroßen Hochformate in der Ankündigung als Formeln gegenwärtiger Mensch-Welt-Bezüge. „Es sind exaltierte Bestandsaufnahmen zum status quo, wilde Karikaturen und laute Kommentare eines stillen Beobachters, die sich erzählerisch zu Episoden addieren.“
Ursprüngliche Natur
Im zweiten Raum sind Landschaften zu sehen. Aus leuchtendem Farbmaterial erhebt sich modellierte Natur, emphatisch, gestisch und intensiv farbig. Die Werke sind live vor Ort überwiegend im die Elbe durchziehenden Havelland entstanden. Es sind Segmente ursprünglicher Natur, willkürlich betont und verstärkt um das Temperament des Künstlers, der zugleich zeitlos und verantwortungsvoll in einem ausgeprägt malerischen Stil um Wahrhaftigkeit ringt. So will Gille „festhalten, was gefährdet ist und doch so wunderbar“.
Trotz der Polarität des Natürlichen und Künstlichen von Landschaft und Clowns verbindet beide Sujets die Gille eigene Emphase, die Dramatik der Formulierung und ein offenkundig lustvoller Bezug zu kräftigen Farben. Dies macht die Ausstellung „springzeit“ zu einem sinnlichen Ereignis für den Besucher und zu einer spannenden Schau eines lebendigen und beweglichen Œvres.
Überdies verbindet „springzeit“ zwei Premieren: die Landschaften Gilles werden so zusammengefasst erstmals gezeigt und die neue Serie Clowns, die das eigenwillig Groteske in Gilles Werk zitiert, war in der Öffentlichkeit noch nicht zu sehen.
Sighard Gille gehört zum Künstlerstamm der Galerie Flox. Er studierte von 1965 bis 1970 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Bernhard Heisig und Wolfgang Mattheuer. Dort erwarb er das Diplom für Malerei. Von 1973 bis 1976 war er Meisterschüler bei Bernhard Heisig an der deutschen Akademie der Künste in Berlin und lehrte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig als Professor, er zählt formal zur Malerei der Leipziger Schule.
Die Galerie Flox hat ihre Wurzeln in der Lausitz, in Kirschau. Vor rund vier Jahren hat sie die Galerie „Sybille Nütt“ auf der Rähnitzgasse, Ecke Obergraben abgelöst.
„springzeit“ mit Werken von Sighard Gille in der Galerie Flox
- Geöffnet: Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 13 bis 19 Uhr, Sonnabend 11 bis 17 Uhr und individuell nach Vereinbarung
- Obergraben 10, 01097 Dresden
- www.galerie-flox.de, www.sighard-gille.de