Der kurze Weg in der Radberger Vorstadt zwischen Stauffenbergallee und Preußischem Viertel stand im Januar im Interesse der Öffentlichkeit. Der Grundstückseigentümer, eine Dresdner Immobilienfirma, hatte kurzerhand das dort vorhandene Wäldchen fällen lassen. „Auf-Stock-Setzen“ nannte sich das. Kurz darauf hatte sich eine Bürgerinitiative zum Erhalt der Grünfläche gegründet und der Neustadt-Grüne Torsten Schulze reichte einen Antrag beim Stadtrat ein.
Den stellte der Politiker nun auf der letzten Stadtbezirksbeiratssitzung gemeinsam mit Volker Croy vom Stadtgärten-Verein vor. Im Antrag geht es darum, dauerhaft eine Grünverbindung zwischen Dresdner Heide und den Elbwiesen zu sichern und dafür die Fläche am Holunderweg zu erwerben. Konkret sollen die zwei Flurstücke 1963/101 und 1963/156 erworben werden, die sind zusammen rund 12.000 Quadratmeter groß. Ein Teil der Fläche war bis letztes Jahr bewaldet und auf einem weiteren Teil befinden sich Kleingärten.
Außerdem, so heißt es in dem Antrag, soll die Stadtverwaltung eine Unterschutzstellung der Flurstücke als geschützte Landschaftsbestandteile prüfen. Stadtgärtner Volker Croy skizzierte eine mögliche Wiederaufforstung am Holunderweg. Drei Bereiche könnten geschaffen werden, der größte Teil als Hochwald, eine Übergangs- und eine Waldrandzone.
Die Kleingärten sollten erhalten bleiben. Die Finanzierung der Aufforstung sei über Förderungen, Partner, Baum-Patenschaften, Sponsoring und Stiftungen möglich. Die Initiative „Mein Baum – Mein Dresden“ hat auch schon Interesse angemeldet, sich an einer Wiederaufforstung zu beteiligen. Laut Croy sei es sinnvoll, heimische bzw. dem Klimawandel angepasste Bäume anzupassen.
Vor Ort hatte sich schon kurz nach den Fällungen eine Initiative von Anwohner*innen gegründet. In einer Online-Petition auf dresden.de wurden mehr als 2.000 Stimmen zum Walderhalt gesammelt. In einer Gesprächsrunde mit dem Grünen Torsten Schulze und Stadtgärtner Volker Croy betonten sie das Interesse, sich an der Pflege des Wäldchens zu beteiligen.
Stadtbezirksamtsleiter André Barth gab eine Stellungnahme der Stadtverwaltung bekannt. Für einen Erwerb müsse der Eigentümer verkaufen wollen und dann müsste man auch das Grundstück der Kleingärten mit erwerben. Eine Ausweisung als geschützte Landschaftsbestandteile sei nicht möglich, das würde nur für den gesamten Wald möglich sein. Im Umweltamt gäbe es für eine Beantragung einer solche Unterschutzstellung derzeit aber keine Kapazitäten. Nicht zuletzt müssten auch die Kosten für Herrichtung und Unterhalt berücksichtigt werden.
Ob die Dresdner Immobilienfirma das Grundstück überhaupt verkaufen will, ist derzeit unklar. Zum Zeitpunkt des letzten Tagesordnungspunktes nur noch zehn Rätinnen und Räte anwesend, die stimmten aber dem Grünen-Antrag einstimmig zu. Der muss nun noch durch die Ausschüsse für Finanzen, Stadtentwicklung und Umwelt. Die Entscheidung fällt dann im Stadtrat. Ein Termin dafür steht noch nicht fest.
- Weitere Informationen im Ratsinfosystem der Stadt
Der „kleine Wald“ in Verlängerung des Holunderweges, der von der Arno-Holz-Allee abzweigt, besteht schon sehr lange. Bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gab es hier sogar einen Park. Damals hieß die Stauffenbergallee noch nach der letzten Sächsischen Königin Carola. Der Eigentümer des Grundstücks hatte erklärt, dass die Bäume aus Sicherungsgründen und forstwirtschaftlicher Nutzung abgeholzt worden waren, eine Umwidmung des Grundstücks sei nicht angestrebt.
Vorher – Nachher
Von einem Anwohner habe ich die zwei Vergleichsbilder bekommen. Ungefähr die gleiche Blickrichtung.
Herrlich.
Da wird ein Antrag zum Kauf eines Stück Landes angenommen, obwohl das Land offensichtlich nicht zu verkaufen ist und der vermeitliche Käufer (die Stadt) schon abgewunken hat.
Und dieser Kaufantrag wird dann noch durch die Ausschüsse für Finanzen, Stadtentwicklung und Umwelt gejagt.
Damit ja viele Ressourcen und Gelder sinnlos verbrannt werden.
Anderswo hungern Kinder oder suchen Kriegsflüchtlinge Wohnungen.
Aber manchen Leuten ist nichts zu blöde.
Und: „Die Entscheidung fällt dann im Stadtrat.“ Nein fällt sie nicht. Denn wo kein Verkäufer auch kein Käufer. Und wo kein Preis auch keine Kaufentscheidund bzw. -freigabe.
Wieder typisch Neustadt: Ich mach‘ mir die Welt, Widdewidde wie sie mir gefällt…
@Guardian: Danke für den Hinweis. Richtig muss es natürlich heißen, die Entscheidung über den Antrag fällt im Stadtrat. Dachte, das erschließt sich aus dem Text.
Aber nein, die Stadt hat bezüglich des Kaufes noch nicht abgewunken. Falls der Stadtrat sich für den Antrag entscheidet, muss die Verwaltung auf jeden Fall versuchen, das Grundstück zu erwerben. Schließlich hat der Eigentümer sich noch nicht geäußert, ob er verkaufen will oder nicht.
@Anton
Wenn Euch der Eigentümer bekannt ist kannst ja mal investigativ nachfragen, ob die Immobilienfirma verkaufen möchte..?
Ironie:
Wenn nicht könnte die Gemeinde begleitend eine Petition zur Enteignung starten…
(Nur damit keine wertvolle Zeit verloren geht).. ;-)
@Echt ? … Kannst Du Dich nicht mal auf einen Nicknamen festlegen? Das wäre sehr nett, sonst fang ich noch aus Versehen an, Dich beim Vornamen zu nennen.
Investigativ wäre, wenn wir es herausfinden würden, obwohl sie es uns nicht sagen wollen, angefragt hab ich mehrfach. Eine Äußerung des Eigentümers dazu gibt es nicht. Für mich auch verständlich, das würde ja eventuelle Verkaufsverhandlungen beeinträchtigen.
Toller Populismus: Die Grünen setzen sich medienwirksam fürn Stück gerodetes Land ein. Und auf der anderen Seite planen sie mit Bürgerbeteiligungsknebel die Rodung des Leipziger Bahnhofs. Aber soll man auch erwarten von ner Partei, dessen politische Ausrichtung der Atomausstieg und nicht ökologisches Handeln ist.
Die maßgebliche Neuigkeit im Artikel ist die Aussage des Umweltamtes, daß eine Unterschutzstellung „möglich ist“ – wenn auch fürs gesamte Wäldchen dort. Der Brüller allerdings folgt Gewehr bei Fuß aus dem Grünen Amt: es fehle – oh, was Wunder!!!!!! – an „Kapazitäten“. Heißt, man hat für solch wichtige strategische Dinge, welche ernsthaft etwas brächten, also „kein Personal“ bzw. niemand „der Lust drauf hat, mal ernsthaft was zu machen“.
Naja, wer die Aufgaben und Beschäftigungen der Verwaltungseinheiten kennt, der weiß, daß natürlich immer ALLES möglich ist, sofern die gutsituierten Damen und Herren TarifÖffDienstler wollen oder müssen.
Es liegt schlicht an Prioritätssetzung und strebsamer Meidung von allerhand bequemen Amtsschnulli. Auch unter Coronalbedingungen waren und sind die Ämter handlungsfähig, deren grüne Leitung kommt aber kaum aus dem Trott.
Eigentlich geht es auch um künftige Schutzflächen, um solche Vorfälle wie oben nicht wiederholt beklagen und schulterzuckend entgegengeschleudet zu bekommen. Und es geht um relevate Projekte wie den Prallbogen Prießnitz, welcher bald auch eine Dekade Nichtstun und Nichtswissen erreicht. Grüne Stadtentwicklung geht diametral anders und deutlich schneller. In der Beamtenstadt Dresden scheint alles nur auf dem Papier stattzuffinden, alles schön bunt bemalt zu werden, die obige Fläche ist dahin und alles Nachgehake nun für die nächsten 30 Jahre sinnfrei.
Stadt-Verwaltung ohne vorherige Abstimmung bringt gar nichts, oder hat der Autor für „Neustadt-Geflüster“ nicht richtig recherchiert?
Dresden ist eine grüne Stadt und sollte eine noch grünere Stadt werden!
Also packen wir es an . . .
Lieber Urdresdner, jetzt lässt Du mich tatsächlich im Wald stehen. Mir ist nicht klar, was Du mit Deiner Ergänzung im ersten Teil sagen willst. Vielleicht kannst Du das noch einmal verdeutlichen.