Die Band Wave Punx gründete sich mitten in der Pandemie und trotzt allen Widrigkeiten. Die E-Punk-Newcomer blicken schon jetzt auf neun Konzerte zurück – und können ihr Glück selbst kaum fassen.
Über dem mondbeschienenen Industriegelände schwebt nicht das Geheul von Wölfen, sondern das von Kettensägen und E-Gitarren. Wenn die bürgerliche Arbeitswelt Feierabend macht, scheppern in den betagten Fabrikgebäuden die Becken und fliegen die Späne. Hell erleuchtet sind die Werkstätten „An der Eisenbahn“. Gegen die verdunkelten Fensterscheiben der Proberäume boxen Bässe.
Alle spielen alles
So auch im Bandraum der Wave Punx. Der schmale, über und über mit Postern plakatierte Raum in den Katakomben unter dem Sektor ist die Geburtsstätte der Dresdner Band. In ihrem ersten Lebensjahr bretterte sie allen Widrigkeiten zum Trotz neun Live-Konzerte auf die Bühne.
Hier stehen sieben Mitglieder der Band, aus Platzgründen teilweise Rücken an Rücken, und lassen den Schockwellen freien Lauf. Vor Liza am Schlagzeug, Lena am Mikro, Bassist Andi, Gitarrist Otto und Keyboarder Heidi ragt Atilla mit seinem Dudelsack auf. Sein Instrument bleibt ihm vorbehalten, ansonsten wechselt die Besetzung: „Alle spielen alles“, erklärt Heidi.
Angefangen hatte alles mit dem Proberaum von Heidi und seinem Traum von einer wilden Wave-Punk-Mischung. „Ich war 15 Jahre lang auf der Suche nach Synthie“, sagt er. Im Februar 2021 kamen seine Mitbewohnerin Liza und er mit der Straßenmusikerin LonA zusammen, aus deren Feder der Großteil der Texte stammt. Otto stieß dazu. Inmitten der Pandemie war das die Geburtsstunde der Band. „Uns war klar: Wir haben hier irgendwas.“
Die Leute merken: Wir wollen’s!
LonA sei wieder ausgestiegen, um ihre eigene Bahn zu verfolgen. Sie begleite die Gruppe jedoch als „guter Geist“ und stehe bei Live-Konzerten für einzelne Songs als Gast auf der Bühne. Atillas Dudelsack sei eigentlich nur als Highlight geplant gewesen, jetzt begleitet er die Hälfte der 20 Songs.
Wenn der Groove ins Publikum schwappt, ist die Band von der Wirkung selbst am meisten überrascht. Für das Phänomen ihrer eigenen Magie finden alle unterschiedliche Worte, sind sich über die Tatsache ihrer Existenz aber einig, denn die Leute im Konzertsaal tanzen und feiern. Texte und Musik – alles entstehe gemeinsam, aus dem Moment. „Ich weiß immer noch nicht, was da passiert“, sagt Andi, nebenbei Schlagzeuger der Punkband „Planstadt“, hinreißend ratlos.
„Auf der Bühne treffen wir uns im Kern“, formuliert es Otto. „Das ist ein Energieaustausch“, sagt Lena. Schon jetzt teilt die Gruppe legendäre Momente. Zum Beispiel den, als Atilla „wie ein Rattenfänger“ mit seinem Dudelsack die Menschen vor der Chemiefabrik hinein ins Innere zum Beginn des Ukraine-Benefizkonzerts zog. „Die Leute merken: Wir wollen’s!“, sagt Liza grinsend.
Unsere Botschaft: Punk’s not dead
Daran glaubt auch Rafi, der die Gigs organisiert und die Auftritte fotografiert. „Rafael ist der Mann im Hintergrund“, sagt Liza. Der überraschende Erfolg des Hinterzimmer-Projekts fordere allen neben Beruf und Ausbildung einiges ab. Aber dafür entlohnen diese Momente: „Beieinander sein, beieinander stehen.“
„Das ist auch unsere Botschaft“, sagt Heidi. „Punk’s not dead. Wir haben in dieser Stadt keinen Platz für Nazis. Wir wollen die Community von jungen Punks und Anarchist*innen hier in der Neustadt bündeln.“ Es sei immer leicht, gegen etwas zu sein, ergänzt Lena. „Wir wollen für etwas sein. Flagge zeigen, Leute zusammenbringen.“
Das nächste Etappenziel? „Vor 1000 Leuten spielen.“
Wave Punx
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- Konzert im Ostpol am 19. April