Die Richtfestkrone schwebt überm Blockhaus, aber die Zimmerleute stehen in vierter Reihe. In der ersten steht ein Mikrophon, und an dem reden nacheinander Sachsens Finanzminister Hartmut Vorjohann (CDU), die sächsische Kultur- und Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU), die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann und die Projektleiterin des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, Sarah Kuhne.
Es gilt, die Fertigstellung des Rohbaus beim Umbau des Dresdner Blockhauses zum Archiv der Avantgarden zu feiern. Natürlich bedankten sich alle brav bei den Bauleuten, die als Staffage für sich feststellten: früher war mehr Lametta beim Richtfest.
Außen wie früher, innen spektakulär
Was die Offiziellen feststellten? Unisono: da entsteht wieder einmal was ganz Großartiges, aus mehreren Gründen. „Ein spektakuläres Ambiente“ nannte der Finanzminister den fertigen Rohbau. Das Spektakuläre sieht man von außen aber nicht. Jetzt eh nicht, weil noch alles christomäßig eingerüstet ist, aber auch später nicht, denn der Denkmalschutz wollte, dass die historische Fassade nahezu authentisch restauriert wird. Also steht das Blockhaus, das ab 1732 als Wachgebäude nach Plänen von Zacharias Longuelune1 errichtet wurde, wie früher® da an der Augustusbrücke.
Was den Finanzminister so beeindruckte, ist der Kubus, der da so hängt und nach Fertigstellung von allem das „Archiv der Avantgarden“ aufnehmen soll. Als Finanzminister hatte er zuerst Zweifel an der Statik (aber die konnten Berufene, vor allem der Statiker, ausräumen) und dann auch noch die Befürchtung, dass das alles sehr teuer werde. Teuer vielleicht (das Budget beträgt 28 Mio Euro), aber nicht teurer. Wobei: drei Mal betonte der Finanzminister, dass das „für den Moment zumindest“ gelte – weiß er schon mehr? Wir werden sehen, denn die Übergabe des dann fertigen Gebäudes soll nächstes Jahr kommen – vorsorglich haben aber alle noch kein Datum genannt.
Ein Richtfest der anderen Art
Sachsens Kultur- und Tourismusministerin Barbara Klepsch freut sich ein weiteres kulturelles Alleinstellungsmerkmal mit internationaler Strahlkraft. Auch sie konnte sich das mit dem hängenden Kubus nicht so richtig vorstellen, bekannte sie. Aber nun stand sie drunter und konnte sehen, wie es gemeint war. Und auch sie wünschte, wie zuvor schon der Finanzminister, dass es es unfallfrei weiter gehe und gab den Bauarbeitern warme Worte mit auf den Weg. Es sei eben, coronabedingt, ein Richtfest der anderen Art bei dieser größten Kulturinvestition des Freistaats gegenwärtig. Man wird sehen, wie lange sich das Corona-Argument (maskenfrei vorgetragen) noch halten wird beim sparsamen Umgang festlicher Anlässe…
Eröffnung irgendwann 2023
Die „Lakonie der Formen, der Minimalismus der Kubus, die Wendeltreppe als markante Figur und die Forscherplattform“ aus dem „kühnen Entwurf des Architekturbüros Nieto Sobjano Arquitectos“ habe sie beeindruckt. Das Archiv der Avantgarden sei zugleich Forschungsinstitut und Museum – mit Öffnungszeiten am Abend, denn vormittags soll und kann geforscht werden. Aber schon bevor es irgendwann im kommenden Jahr offiziell losgeht, könne sie sich ein Soft Opening, Performances und Diskussionen vorstellen, auch schon vor der offiziellen Eröffnung.
Archiv der Avantgarden
Das Archiv selbst mit seinen 1,5 Millionen Objekten des „obzessiven Sammlers Egidio Marzona“ wird im frei schwebenden Kubus untergebracht sein – in drei Klimazonen und nicht für Jedermann zugänglich. Öffentliche Bereiche sind das Galeriegeschoss und eine offene Präsentationsfläche unterhalb des Kubus mit rund 1.900 Quadratmeter Nutzfläche.
1 mehr zu dem Baumeister im Dresdner Stadtwiki
….die Zimmerleute stehen in vierter Reihe…
„Wer baute das siebentorige Theben…?“- wahrscheinlich haben die Minister- Redner daran schwer geschuftet!
Einfach köstlich, danke.