Szene 2wei aus Essen haben mit ihrem Stück „No Name“ Dresden das Frühlingserwachen gebracht: knospend, farbenfroh und sprühend vor Lebenslust.
Eine schwarz verhüllte Gestalt tastet sich einsam durch eine düstere Bühnen-Landschaft. Ist das im Vordergrund eine Gruppe Menschen? Sie schweigen mit starr abgewandten Gesichtern, hinter Schleiern verborgen. Eine Trauergemeinschaft?
So wie Knopsen aus ihrem harten Korsett platzen, sprengte die Tanzgruppe der Szene 2wei aus Essen die anfgangs düstere Atmosphäre mit einem Frühlingsschrei aus Vogelgesang, Glitzer und Pheromonen. Eine Woge der Lebenslust schwappte von der Bühne des Projekttheaters ins Publikum. „Wow, das war purer Sex“, kommentierte ein Zuschauer im Anschluss.
Szene 2wei: Mit Haut und Knochen
Die Tänzer*innen der inklusiven Company gingen im wahrsten Wortsinne über Tische und Bänke und erweckten mit übersprudelnder Energie sogar einen lebensgroßen Plüschbären aus dem Winterschlaf. „No Name“ erobert dynamisch die Grenzverläufe zwischen Horizontale und Vertikale und knackt Schubladen auf.
Innovativ und sensibel betrachtete das Stück das Thema „Gender“ und lotete tänzerisch die Übergänge von Unterstützung zu Einengung, von Freiheit und Alleinsein aus. „Zu jedem Körper gehört eine Seele“, sagt Mitgründer und künstlerischer Leiter William Sánchez H. „Und diese möchten wir mit Haut und Knochen erzählen.“
„No Name“ zeigt, was passiert, wenn Menschen mit ihren Fähigkeiten betrachtet werden. Wie Eigenarten keine Hindernisse darstellen, sondern neue Möglichkeiten des Ausdrucks bergen. Was Inklusion bedeuten kann: aneinander wachsen, miteinander kreieren.
„No Name“ auf Tour
Drei Monate dauere es von der Konzeption eines Stücks bis zur Premiere, erklärte die Company. Basierend auf einem Konzept, recherchieren die Darsteller*innen zum Thema, tauschen sich aus und bringen den Stoff dann auf die Bühne. Jede*r werde nach den persönlichen Präferenzen und Möglichkeiten eingebunden, erzählt William.
So erleben die Zuschauer*innen Tanzeinlagen von José, auf die Beyoncé neidisch wäre, Headbangig-Sequenzen von Deborah, rasante Pirouetten von Ricarda – das alles kombiniert sich zu einem sprühenden Musical, mit dem die Crew durch Europa und Südamerika tourt. Am Dienstag feiert die filmische Umsetzung des Stücks seine Premiere in Freiburg.
Weitere Produktionen zeigt die Tanzwoche Dresden 2022 noch bis zum Freitag im Projekttheater und kostenfrei im Alaunpark.
Tanzwoche Dresden 2022: „Inklusion“
- vom 20. bis 29. April 2022 im Projekttheater, Louisenstraße 47 und dem Alaunpark, 01099 Dresden
- der gesamte Spielplan