Zwei stehen sich gegenüber. Der eine hat Hörner auf, der andere bekam sie gerade aufgesetzt. Gewalt liegt in der Luft. Wird es Haue geben? Doch statt echter Schläge gibt es nur viel Getöse. Frauen verteilen schallende Ohrfeigen, die doch keinem weh tun. Na, nun hat es sicher auch beim letzten geklickert. Ich bin im Theater: Die Hochzeit des Figaro.
In der St.-Pauli-Ruine mitten im Hechtviertel wird Theater gespielt. Vor ein paar Jahren war ich schon mal hier, damals noch unter freiem Himmel. (Neustadt-Geflüster vom 1. Juli 2010 und Neustadt-Geflüster vom 9. August 2000) Inzwischen hat das Theater mit der gewaltigen Kulisse ein Glasdach bekommen. Prima so kann ich die Blitze und die Regentropfen sehen, werde jedoch kein bisschen nass. Die Atmosphäre ist dennoch atemberaubend und ein bisschen verrückt zugleich. Wo steht schon die Bar mitten im Theaterraum? Welche Bühne reicht schon über drei Etagen?
Ich bin mittendrin. Die Schauspieler nutzen den ganzen Raum, vor und hinter mir eilen sie vorbei. Das Lustspiel von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais wurde so richtig bekannt, weil Wolfgang Amadeus Mozart vor mehr als 200 Jahren eine Oper daraus schuf. Heute aber gibt es richtiges Theater. In herrlich altmodischer Sprache mit altmodischen Kostümen. Wunderbar. Es wird geschrien, gezetert, gedroht und intrigiert, was das Zeug hält. Es geht um die Liebe, ums Betrügen, um Eitelkeit, das Betrogen werden und um Eifersucht, die laut Figaro doch nur eine Raserei sei. Zumindest solange, bis er sie selbst erlebt.
Und wie es bei einer Komödie sein muss, fügt sich am Ende alles zusammen. Das Publikum wird mit einem kleinen, aber feinem Glucksen im Bauch entlassen.
Infos zu Programm und Eintrittskarten gibt es unter: www.theaterruine.de