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Alle Macht der Imagination! Tschechische Saison in Dresden

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Ab dem 24. Juni ist die Vorstellungskraft gefragt. An verschiedenen Orten in Dresden präsentieren die Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD) Skulpturen, Installationen und ein umfangreiches Programm. Unter anderem auf dem Georg-Treu-Platz, der Brühlschen Terrasse und im Japanischen Palais.

Michal Gabriel Mission © Michal Gabriel, Foto: SKD, K. Renner
Mission © Michal Gabriel, Foto: SKD, K. Renner

Die Präsentation zeitgenössischer tschechischer Künstler*innen im öffentlichen Raum unter dem Titel „Relocated“ bildet den Auftakt der Tschechischen Saison. Die Ausstellung im Außenbereich lädt dazu ein ab dem 24. Juni 2022 Skulpturen und Installationen zu entdecken. Insgesamt werden elf Werke bzw. Werkgruppen von sieben Künstler*innen präsentiert. Die Schau verbindet drei Generationen von zeitgenössischen Künstler*innen Tschechiens, die in ihren Werken traditionelle Bedeutungen und künstlerische Praktiken verlagern, neu schichten und transformieren.

Folgende Künstler*innen werden vertreten sein:

Čestmír Suška, František Skála und Michal Gabriel

Die Drei trafen sich in der Künstlergruppe Tvrdohlaví („Die Hartnäckigen“), die in den 1980er-Jahren aus dem Grau des totalitären Alltags in der Tschechoslowakei auftauchte und mit ihren freidenkerischen Kunstprojekten den öffentlichen Raum zu erobern begann. Damals verfügte die Gruppe über keine einheitliche künstlerische Sprache, das stärkste Band war das Bedürfnis, auf die allgegenwärtigen ästhetischen Klischees und die Meinungszensur der Zeit zu reagieren.

Nach dem politischen Umbruch ging jeder von ihnen seinen eigenen Weg – Čestmír Suška (*1952 in Prag) bleibt bis heute den klassischen bildhauerischen Methoden treu und transformiert den scheinbar nutzlosen Abfall des Industriezeitalters in seiner Arbeit zu Kunst. František Skála (*1956 in Prag) erregte mit seinem breiten Spektrum an künstlerischen Aktivitäten große Aufmerksamkeit; seien es Installationen und Objekte aus gefundenen Natur- und Zivilisationsgegenständen, Gemälde aus ungewöhnlichen Naturpigmenten, Buchillustrationen von märchenhafter Fantasie oder sein in mehreren Bands ausgeübtes musikalisches Talent. Michal Gabriel (*1960 in Prag) gilt als Pionier neuer Praktiken mit digitalen Technologien, ohne dabei seine Faszination für die Figur als wesentliche Aufgabe der bildhauerischen Arbeit aufzugeben.

Michal Gabriel Buddha © Michal Gabriel, Foto: Foto: SKD, K. Renner
Buddha © Michal Gabriel, Foto: Foto: SKD, K. Renner

Milena Dopitová

Milena Dopitová (*1963 in Šternberk) erzählt vom Wandel der Stadt und Problemen der Gentrifizierung, wenn sie banale Motive unseres Alltags provokant in ungewohnte Zusammenhänge stellt und so zum Nachdenken über den (Un-)Sinn menschlichen Handelns einlädt.

David Černý

David Černýs (*1967 in Prag) suggestives Werk greift wichtige Ereignisse der tschechisch-deutschen Geschichte auf. Das Lobkowitz-Palais auf der Prager Kleinseite, der Sitz der Deutschen Botschaft, wurde zum Anlaufpunkt für Tausende von DDR-Bürger*innen. Hunderte von ausrangierten Trabis blieben damals auf den Straßen Prags als stumme Zeugen des unbezwingbaren menschlichen Freiheitswillens stehen.

Krištof Kintera

Krištof Kintera (*1973 in Prag) ist einer der prominentesten Vertreter der Künstlergeneration, die sich zunehmend der Grenzen des zivilisatorischen Fortschritts bewusst wird und auf die unabsehbaren Folgen menschlichen Handelns für unsere Umwelt aufmerksam macht. Die Verschwendung und der zunehmende Energieverbrauch, die Kintera in seinen Arbeiten thematisiert, stehen in direktem Gegensatz zu einem nachhaltigen Fortschritt.

Krištof Kintera My Light is Your Light, 2008 © ARTEFIN COLLECTION s.r.o., Foto: SKD, A. Diesend
Krištof Kintera My Light is Your Light, 2008 © ARTEFIN COLLECTION s.r.o., Foto: SKD, A. Diesend

Jakub Nepraš

Jakub Nepraš (*1981 in Prag) beschäftigt sich mit Formen und Wirkzusammenhängen der Natur in einer digitalen Welt. In seinem Werk bricht er komplexe Phänomene der Natur, wie Kommunikation, Erinnerung oder gar Evolution, auf ihre natürlichen Prozesse herunter. Auf diese Weise zeigt der Künstler auf, wie verbunden die Welten der Natur und Technologie sind. Die Objekte werden zum Vehikel für animierte Filmbotschaften.

Raum für Begegnungen

„Wir wollen auf die außergewöhnlichen künstlerischen Leistungen tschechischer Künstler*innen aufmerksam machen und Begegnungen von Kunstschaffenden und Akteur*innen auf einem international sichtbaren Feld ermöglichen“, sagt Jiří Fajt, Head of Program and International Affairs der SKD. Er freut sich uns auf ein abwechslungsreiches Festivalprogramm. Es soll sowohl Liebhaber und Liebhaberinnen klassischer kunsthistorischer Themen als auch diejenigen anziehen, die sich gern von der experimentellen Kreativität der zeitgenössischen Kunst mitreißen lassen.

Darüber hinaus sei die Tschechische Saison ein neues Format, das in den kommenden Jahren weiterentwickelt werden soll, um Kulturbegegnungen zwischen Deutschland, Tschechien, Polen und anderen osteuropäischen Ländern in den Bereichen Kunst und Kultur in Dresden zu etablieren.

„Dass dieses Kunstfestival in Dresden stattfinden kann, ist auch Ausdruck der traditionell großen Offenheit dieser Stadt für die tschechische Kultur und der vielfältigen deutsch-tschechischen Zusammenarbeit auf kultureller Ebene“, sagen Petra Ernstberger und Tomáš Jelínek. Sie sind die  Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds. Die Zusammenarbeit habe sich in den vergangenen 30 Jahren kontinuierlich weiter entwickelt. Mit der Tschechischen Saison erreiche diese gegenseitige kulturelle Bereicherung noch einmal ein neues Niveau. Der Zukunftsfonds hat seit 1998 rund 4.500 gemeinsame Kulturprojekte von Deutschen und Tschechen unterstützt.