Seit mehr als vier Monaten führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Im Süden des Landes, an der Mündung des Südlichen Bug, fast am Schwarzen Meer liegt die Stadt Mykolaiv (Миколаїв). Ich hatte das Glück, im Herbst 2019 diese Stadt, die ungefähr so groß wie Dresden ist, besuchen zu können. Umso mehr tut es weh, wenn man jetzt fast täglich in den Nachrichten davon hört.
Östlich des Flusses hat die russische Armee die Stadt Cherson (Херсон) eingenommen. Und von dort aus gibt es immer wieder Beschuss auf Mykolaiv. Rund 130 Kilometer östlich von Odessa gilt Mykolaiv als wichtiges Bollwerk gegen den Vormarsch der russischen Armee in Richtung Westen. In Cherson stehen die russischen Artillerie-Geschütze und Raketenwerfer. Täglich wird die Stadt angegriffen, inzwischen hat die russische Armee die Wasserversorgung lahmgelegt.
Mein Freund und Kollege Christoph Springer hatte sich im April auf den Weg gemacht und einen ersten Transport in die Gegend organsiert. Dabei führte die Fahrt nicht direkt bis in das Kriegsgebiet, sondern an die Grenze zu Moldawien. Von dort gibt es eine relativ kurze und stabile Busverbindung nach Mykolajiw. Innerhalb kürzester Zeit kamen im April Sach- und Geldspenden im Wert von mehr als 4.000 Euro zusammen. Bei der Tour nahm Springer auf der Rückfahrt auch zwei Flüchtlinge mit. Die Details lassen sich auf seinem Blog unkorrekt-dresden.de nachlesen. Auch aus der Neustadt kamen erhebliche Spenden zusammen. Nun will er erneut einen Transport organisieren und ich werde ihn dabei unterstützen.
Zweite Tour geplant
Das Ziel der Tour ist an der Grenze zu Moldawien, die Stadt Palanca. Dort sollen die Hilfsgüter wie schon auf der ersten Tour übergeben werden. Als allererstes wird ein passendes Fahrzeug gesucht. Ein Kleinbus, am Besten ein Neun-Sitzer. Die Tour wird etwa drei Tage dauern. Geplant ist, in der letzten Juliwoche zu fahren. Hinzu mit Hilfsgütern, zurück mit Flüchtlingen, sofern es dafür Bedarf gibt. Das Wichtigste ist jetzt, ein Fahrzeug zu finden. Wir freuen uns über jeden Tipp, jeden Gedanken und natürlich besonders, wenn uns jemand sein Vertrauen schenkt und direkt einen passenden Wagen zur Verfügung stellt.
Warum Mykolaiv?
Kollege Springer hat nicht nur verwandtschaftliche Beziehungen in die Stadt, er hat inzwischen auch einen guten Draht zur Stadtverwaltung aufgebaut. Mykolaiv ist von zwei großen Flüssen geprägt, dem Südlichen Bug und dem Inhul. Über den Südlichen Bug führt eine große Brücke mit der wichtigsten Verbindung nach Odessa, der Fernstraße M14. Diese Strecke fahren nach wie vor regelmäßig Stadtbusse aus Mykolaiv, die Flüchtlinge nach Odessa und Palanca bringen. In einen solchen Bus sollen die Hilfsgüter an der moldawisch-ukranischen Grenze (auf ukrainischer Seite) umgeladen werden. Das hatte im April perfekt funktioniert und wird sicher ein zweites Mal gelingen.
Mykolaiv ist eine stolze ukrainische, aber auch russisch geprägte Stadt. Um so weniger verstehen die Einwohner*innen, dass sie nun täglich von der russischen Armee beschossen werden. Sogenanntes „technisches Wasser“ bekommen sie seit Wochen nur aus Tankwagen, es handelt sich um Wasser, mit dem man vielleicht Wäsche waschen und die Toilette reinigen kann. Sich selbst damit zu waschen, ist grenzwertig, zum Trinken und für die Lebensmittelzubereitung ist es keinesfalls geeignet.
Was gebraucht wird
Gefragt sind alle Arten und große Mengen von haltbaren Lebensmitteln (Nudeln, Reis, Fisch-, Fleisch- und Wurstkonserven, Fertiggerichte wie Suppen…), am Besten in handelsüblichen Größen, Hygieneartikel (Seife, Zahnbürsten, Zahnpaste, Produkte für die Frauenhygiene und die Babypflege), Windeln, Verbandszeug, Schlafsäcke, Stirnlampen oder Taschenlampen, Powerbanks und Rettungsdecken.
Kontakt
Bei Rückfragen sind wir jederzeit per Mail (info@unkorrekt-dresden.de und info@neustadt-gefluester.de erreichbar. Gerne rufen wir auch zurück. Für Hilfsgüter haben wir mehrere Sammelstellen in Dresden, an denen wir versuchen, entsprechend dem Zeitbedarf der Spender präsent zu sein. Für Geldspenden haben wir ein Paypal-Konto eingerichtet bei Überweisungen bitte die Mail-Adresse mykolaiv@neustadt-gefluester.de benutzen. Wir bitten um Verständnis, wir sind kein Verein und können keine Spendenquittung ausstellen. Falls wir mehr Geld einsammeln sollten, als wir brauchen, werden wir den überschüssigen Betrag an die Hilfsorganisation Arche Nova weiterleiten.
Hallo Anton,
die Sachen in der Auflistung sind mehr oder weniger auch die Dinge, die die Direkthilfe Dresden sammelt ( und in die Ukraine bringt). Viele ist da eine Vernetzung sinnvoll?
https://www.dhdd.info/
@Rosinenschnecke: Danke, das hatten wir beim ersten Mal schon versucht, damals waren die aber vermutlich zu sehr im Stress. Wir werden sicher noch einmal Kontakt aufnehmen.
Die ersten Spenden sind bereits eingetrudelt. Vielen Dank dafür.