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Gedenken an Opfer illegaler Drogen

Am Donnerstag wird, wie immer am 21. Juli, international all derer gedacht, die durch den Gebrauch illegaler Drogen verstorben sind. In Dresden haben sich das Fachteam für Suchtprävention der Diakonie Dresden, die Aids Hilfe Dresden und Safe DD zusammengetan, um mit gemeinsamen Aktionen den Gedenktag zu begehen.

Jährlich mehr Tote

Die Zahl der jährlich durch Drogengebrauch Verstorbenen steigt kontinuierlich und immer drastischer. Im letzten Jahr waren es in Deutschland 1.826, in den letzten 25 Jahren – und damit seit der Gedenktag ins Leben gerufen wurde – damit insgesamt über 34.000. Keine Zahl, die sich so leicht ignorieren lässt.

Stand am Albertplatz anlässlich des Gedenktags. Foto: Soja Suchtprävention – Diakonie Dresden

„Es hätten doch gar nicht so viele sein müssen!“, fasst Fanny Klemm vom Fachteam Suchtprävention eine der zentralen Botschaften zusammen: Aufklärung und Hilfsangebote, vor allem aber eine andere Drogenpolitik hätten viele dieser Tode verhindern können.

Denn die Einteilung in legale und illegale Substanzen macht es für Betroffene und Angehörige schwieriger, Unterstützung zu finden. Zum einen, weil die negative Behaftung des Themas Drogen keine Grundlage für einen offenen Umgang bietet, zum anderen weil es trotz offensichtlichen Bedarfs keine Priorität erfährt und strukturelle Veränderungen nicht im notwendigen Maße angegangen werden.

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Sucht verstehen anstatt verurteilen

So gibt es zum Beispiel im Raum Dresden nur eine einzige Arztpraxis, die ein Substitutionsprogramm anbietet, das Abhängigen ermöglicht, den Drogengebrauch durch weniger schädliche Substanzen zu ersetzen. Auch Prävention könnte und müsste flächendeckender stattfinden.

Selbst den Institutionen, die beispielsweise in Workshops an Schulen anbieten, fehlen die Mittel. „Wir schaffen es gar nicht, da hinterherzukommen – eigentlich sollte wirklich jede Klasse an jeder Schule so einen Workshop bekommen“, sagt Fanny. Vor allem in den letzten Jahren, in denen die Substanzen erwiesenermaßen immer potenter werden, ist Aufklärung und das Erlangen von Konsumkompetenz wichtiger denn je. Denn schon einmaliger Konsum birgt bei falscher Einschätzung das Risiko einer tödichen Überdosis.

Zum Gedenken an verstorbene Drogengebraucher*innen steigen schwarze Luftballons in den Himmel. Foto: Soja Suchtprävention – Diakonie Dresden

Das Problem bei regelmäßig Drogengebrauchenden hingegen liegt in der Stigmatisierung. Betroffene werden häufig als kriminell und verantwortungslos eingeschätzt, anstatt nach der Ursache ihrer Sucht zu fragen. „Dabei ist Sucht nur ein Symptom, und die Ursachen sind auch gesellschaftlich bedingt“, setzen sich Fanny und ihr Team dafür ein, Drogengebrauch zu entkriminalisieren und süchtige Menschen nicht abseits stehen zu lassen.

Menschenwürde und Akzeptanz

Deswegen steht der diesjährige Gedenktag auch unter dem Motto „Gemeinsam für Menschenwürde und Akzeptanz.“ Er möchte öffentliche Aufmerksamkeit erlangen, und auch einen öffentlichen Raum für Trauer schaffen, der für Angehörige verstorbener Drogengebraucher*innen nicht selbstverständlich ist.

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Dresden beteiligt sich nun schon im dritten Jahr und ist damit eine von 90 deutschen Städten, in denen Gedenkveranstaltungen stattfinden. 16 Uhr werden am Donnerstag die Fachkräfte der drei Teams am Albertplatz einen offenen Stand für Betroffene und Interessierte Informationen rund um die Themen Drogenkonsum, Sucht, Prävention und Beratung bereithalten.

Auch dieses Jahr wieder findet der Abschluss der Gedenkveranstaltung im Alaunpark statt. Foto: Soja Suchtprävention – Diakonie Dresden

Gegen 19 Uhr verlagert sich die Akion in den Alaunpark, wo in Redebeiträgen die Aids Hilfe Dresden und der Autor Tobias Krähenbühl zu Wort kommen. Es wird Getränke und Gelegenheit für Gespräche geben. Abschließend werden in Gedenken an die Verstorbenen schwarze Luftballons in den Himmel steigen.

10 Kommentare

  1. Substanzen werden „erwiesenermaßen immer potenter“?
    Ich bin verblüfft. Hat jemand „Kokain forte“ oder „Heroin doublewammy“ auf den Markt gebracht?
    Oder werden immer reinere Produkte verkauft? Aber das widerspräche den Prinzipien der Branche: Gewinnmaximierung durch Verdünnen mit billigen aber wirkfreien Substraten.

    Weiß man da was genaueres?

  2. @bolek:
    Ui ja, Fentanyl statt Heroin, immer derbere Hanf-Züchtungen, synthetischge Cannabinoide, Methamphetamin statt ’normalem‘ Speed, das gehört da auch mit dazu, nicht direkt neu, aber immer verbreiteter. Das sind jeweils Potenzsteigerungen dass einem die Ohren schlackern, ja

  3. Niemand nimmt Drogen, um daran zu sterben. Die allermeisten dieser Menschen mussten sterben, weil ihre gewählte Droge für illegal erklärt wurde und somit niemand deren genaue Zusammensetzung kennt, außer die Produzenten. Was bei Alkohol getan wird, nämlich Lebensmittelkontrolle, das auf alle Drogen angewendet zu werden. Wer das nicht tut und behauptet, es sei gut so, tötet mit.
    Etwas Grundsätzliches: Drogenproblematiken können niemals die Aufgabe der Justiz sein, sondern sind Aufgabe der Sozialarbeit.

  4. dieses gedenken hat definitiv seine berechtigung.
    allerdings frage ich mich warum dafür luftballons in den himmel fliegen müssen… hallo? plastik? umweltverschmutzung? elbe u. priesnitz um die ecke? tiere u. vögel können daran elendig sterben.
    das muss echt nicht sein in den heutigen zeiten. liegt schon genug müll gerade in der neustadt rum. einfach nur dumm u. nicht zuende gedacht.

  5. Werte Claudia,

    Für die geliebten Menschen symbolisch einen Luftballon steigen zu lassen sollte noch im erträglichen Rahmen sein.
    Der dahingeschiedene verschmutzt dafür garantiert nichts mehr.
    Verhältnismäßigkeit!
    Und Ihren Kommentar zu lesen naja, das ist nicht so wichtig…

  6. Leider wird in der in dem Artikel wieder nur die Hälfte der Geschichte betrachtet. Scheinbar damit es ins eigene Weltbild passt. Genau wie manche meinen, dass der Müll den man mit der Aktion in der Gegend verteilt „im erträglichen Rahmen“ wäre!
    Typische Doppelmoral! Genau wie eine Person dieser Klientel, die ich gestern in der Kernzone der Sächsischen Schweiz beim Rauchen eines Joint gesehen habe! Dümmer geht immer! Egal, zum Thema: Das explodierende Angebot, das „verführen“ immer jüngerer Menschen, Dealer an allen Ecken, das ignorieren der Problematik….usw. Kein Wort dazu!

  7. @DD Hecht (-Bewohner)

    Deshalb gehen auch die meisten Drogentote auf Alkohol – trotz Lebensmittelkontrolle.

    Drogen unter Lebensmittelkontrolle sind also harmlos? Sowohl physisch als auch psychisch?

  8. …die Luftballons gehen dann auch bei Hochzeit, Betriebsfeier und Produktpräsentation.
    Bei Wahlveranstaltungen der Grünen konnte ich auch schon diese Platikschnipsel sehen, die zur Feier von der Hallendecke fallen… es passt immer, was man selber macht. ;-)
    Zum Thema: Legalität schützt nicht vor Missbrauch… aber nachts auf einem Rave würde keine Apotheke liefern…
    Substitution müsste aber einfacher werden, da erscheint mir eine Praxis in Dresden auch etwas zu wenig…

  9. Die Luftballons sind umweltfreundlich und ganz bewusst ausgewählt, 100% biologisch abbaubar! inkl. Schnur. Auch mit der Flugsicherheit abgeklärt. Alles bei der Aktion wird im Rahmen der Möglichkeiten bestmöglich ressourcenschonend umgesetzt.

Kommentare sind geschlossen.