Im Dezember hatte nach langer Verzögerung das Erörterungsverfahren der Landesdirektion zum Ausbau der Königsbrücker Straße begonnen. Die Ergebnisse daraus hat die Stadtverwaltung inzwischen bearbeitet und Anfang März wieder an die Landesdirektion übergeben. Das hat zu Veränderungen in den Plänen geführt. Diese Veränderungen, sogenannte Tekturen in den Planungsunterlagen sind nun der Grund, dass die Unterlagen erneut öffentlich ausgelegt werden.
Die Planungsunterlagen werden nun vom 1. bis 30. September öffentlich ausgelegt. Anzusehen im Straßen- und Tiefbauamt, St. Petersburger Straße 9, 01159 Dresden, Raum K3444.
Für die Initiative „Stadt muss atmen“, die sich für einen Ausbau der Königsbrücker Straße im Bestand einsetzt, sind die Änderungen ein Beweis dafür, „dass die ursprünglichen Planungen massive Fehler enthielten, welche nur durch die engagierten Eingaben der Menschen vor Ort aufgefallen sind.“ Die Initiative ruft alle Betroffenen eines massiven Ausbaus der Königbrücker Straße – Anwohner*innen, Gewebetreibende, Nutzer*innen, Eigentümer*innen – auf, sich mit persönlichen Eingaben im Zeitraum der öffentlichen Auslage zu beteiligen.
Anwohner Clemens Wagenbreth sagt: „Ich finde es wichtig, dass mindestens alle direkt betroffenen Bürger*innen über die Folgen der Ausbaupläne informiert sind und bei Bedarf ihr Rechte auf Einspruch wahrnehmen können. Die geplante Verbreiterung der Straße wird sich nämlich für sie und für die Natur größtenteils negativ auswirken. In dieser Situation besteht zumindest noch die Chance, sich zu den angebotenen Änderungen zu äußern.“ Anwohner Johannes Kristensen ergänzt: „Ein Festhalten an den Ausbauplänen, das heißt an der Fällung von 121 alten Stadtbäumen, an schmaleren Gehwegen, sowie an den Privilegien des Autoverkehrs, ist in Zeiten von Klimakrise, Verkehrswende und Energieknappheit einfach nur abenteuerlich.“
Baubürgermeister gegen Ausbau im Bestand
Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) hatte im Frühjahr erläutert, dass die Umsetzung des bestehenden Planes die schnellste Möglichkeit sei, die Königsbrücker zu sanieren. Ein Ausbau im Bestand könnte nur ohne Fördermittel erfolgen. Die Stadt müsste dann die geschätzten 23 Millionen Euro selbst aufbringen. Und ein Erhalt aller Bäume, die zum Teil sehr nah am Straßenraum stehen, sei auch dann unwahrscheinlich.
Für einen Ausbau im Bestand kämpft seit langem die Bürgerinitiative “Königsbrücker muss leben!”. Deren Sprecher, Piraten-Politiker Martin Schulte-Wissermann sagt: „Jeder, der die Königsbrücker nutzt, sollte eine Eingabe schreiben. Was mit der Königsbrücker geplant ist, ist nämlich ein städtebauliches und verkehrspolitisches Verbrechen. Die vor über sechs Jahren beschlossene Variante stammt noch aus der Zeit des Diktats der Geschwindigkeits- und Mengenmaximierung für den Durchgangsverkehr. Der auf 2/3 der Strecke vierspurige Ausbau ist für über 20.000 Autos am Tag ausgelegt – es fahren aber aktuell nur noch ca. 10.000 Autos am Tag.“ Niemand brauche heute noch eine solch breite und teure Trasse. Die Bürgerinitiative misst seit knapp zehn Jahren die Menge des Autoverkehrs auf der Straße (Übersicht auf koenigsbruecker-muss-leben.de).
Im Themenstadtplan Dresdens kann man sich die Verkehrsmengen auch anzeigen lassen. 2020 wurden im Abschnitt zwischen Eschenstraße und Bischofsweg 11.300 Fahrzeuge pro Tag ermittelt.
Weiterführende Informationen
- Gesammelte Infos zu Ausbauplänen der Königsbrücker Straße im Neustadt-Geflüster unter dem Hashtag #koebrue
Wer Sanierung im Bestand will, soll auch sagen woher das Geld kommen soll.
Die DVB braucht 90 Millionen im Jahr, die die TWD nicht erwirtschaften kann.
Also fällt ein größerer Beitrag der DVB aus.
(Mit einem Weiterlaufen des 9 Euro-Ticket ohne Bundeszuschuss gleich gar nicht)
Und da auch viele in der Stadt eine Stärkung der Wirtschaft gegenüber anderen Bereichen ablehnen, werden auch zusätzliche Steuereinnahmen unwahrscheinlich.
Also alles lassen wie es ist.
Wirkt ja verkehrsberuhigend…
Besser nix bauen, als schlecht bauen…
Wenn die Bäume fallen müssen, nur damit die Maßnahme aus einem Klimaförderungstopf des Bundes finanziert wird, sollten die Verantwortlichen nochmal ihr Parteibuch ausgraben und sich fragen, ob diese Variante im Grundsatz mit den eigenen Zielen vereinbar ist. Wir leben jetzt solange mit der Königsbrücker, ich kann die Not zur Verbreiterung nicht erkennen, da die Zweispurigkeit bei jeder Bahnhaltestelle unterbrochen wird gibt es im Verkehrsfluss auch keine positiven Effekte.
Ein Ausbau im Bestand mit Abbiegespuren macht da mehr Sinn, aber wem erzähle ich das? Wenn der Baubürgermeister diese dumme und aufgeblasene Variante unterstützt nurweil der Planungsstand fortgeschritten und die Finanzierung gesichert ist fällt mir nix mehr ein.
Ich fahre Auto, aber einen Leidensdruck auf der Königsbrücker verspüre ich nicht. Da ist die Asphaltierung der Stauffe wichtiger…
Ob wir diesen unzumutbaren Zustand der Köni (kein Fahrradweg, laut, …) jemals überwinden? Bin seit 2004 Neustädter … Ich würde mir wünschen, dass Mehrheitswillen und Kompromissbereitschaft mehr bedacht werden. Das gehört für mich auch zentral zur Demokratie. Unsere Einwände wurden bereits verarbeitet. Sonnige Grüße.
Ich habe mir gerade die Animation der beschlossenen Variante angesehen und bin echt erschrocken! Das geht ja komplett am Bedarf vorbei. Ich quere täglich zu unterschiedlichen Tageszeiten die Köni und sehe keinerlei Grund das Ding noch breiter zu bauen. Da ist ja nie was los, selbst zur Rushhour kommen bei einer Grünphase alle durch. Vor einigen Jahren sah das noch anders aus, aber inzwischen hat sich da einiges geändet (z.B. Waldschlößchenbrücke) und mit der neuen Variante gewinnt niemand…
Wenn die wirklich kommt, hat Dresden wieder gute Chancen beim „Realen Irrsinn“ einen Beitrag zu bekommen – ich glaube keine andere Stadt ist dort so stark vertreten wie Dresden :D