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Zehnter Geburtstag des Neustadt-Art-Festivals – welches immer am letzten kompletten Septemberwochenende lockt – dies kann man angesichts des dichten Programms mittlerweile quasi als kleine Kunst-BRN betrachten. Anno 2022 ist nun die elfte Ausgabe vom 23. bis 25. September angesagt – der Eintritt ist frei, das Festival läuft generell im Self-Made-Vernetzungsmodus, was für Akteure wie für reine Besucher gilt.

Das Ziel des Festivals ist klar formuliert: „Ausstellungen, Kaffeetrinken mit angenehmen Menschen, Konzerte, Kunst- und Antiquitätentrödelmarkt, Straßenmalerei, Lesungen und Performances in einem – alles an einem Wochenende in der Dresdner Neustadt.“

Das heißt: Akteure aller möglichen Kunstgenres organisieren in Selbstverantwortung gemeinsam mit kunterbunten Orten verschiedenste Veranstaltungen – auch die Orte werden generiert, alles über eine Netzpräsenz verknüpft, wer zur Deadline am 5. September schon wusste, was er wo und wie wollte, kommt ins Programmheft.

Start an außergewöhnlichen Orten

Passender Start: Das Treffen der Urban Sketchers am Freitag ab eins am Stadtteilhaus Äußere Neustadt – das Netzwerk von Kunstschaffenden aus verschiedenen Städten will dann täglich ausschwärmen, um gemeinsam die Neustadt zu entdecken und zu zeichnen. Weiteres NAF-Charakteristikum: Gewerbetreibende öffnen ihre Räume – so zum Beispiel Curry & Co. für harte Musik am Freitag und Sonnabend und für eine Kunstauktion im Hinterhof am Sonntag (ab 16.30 Uhr).

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Oder das Fotolabor Görner, seit 1950 am Markt und eines der letzten seiner Art in der Republik, welches echte fotografische Abzüge in händischer Qualität bietet. Hier werden am Freitag ab 18.30 Uhr Dave Mante und Claudia Helmert ihre Fotografien von Unorten unterm Titel „Ultragleichzeitigkeit“ per Vernissage präsentieren. Dazu spielt und singt Cellist Johann von Ruthendorf und seine erste EP namens „Arama“ im Gepäck.

Laura Michelle Schubert präsentiert ihre erste Ausstellung: einerseits Malerei in der „Residenz der Künste“, andererseits Modedesign bei „Techno in Fashion“ in der Kunstausstellung im Lose (Böhmische Straße 14). Foto: privat

Erstmals dabei – und dabei durchaus symptomatisch für den Festivalcharakter – Laura Michelle Schubert und Sergej Miller: Sie fanden sich einerseits als künstlerische Ausstellungspartner nach dem Kontakt mit den Organisatoren – und dann gemeinsam gleich die passende Location für die erstmalige Präsentation ihrer Kunst noch dazu fanden und von der Idee überzeugten: nämlich die große K&S Seniorenresidenz zwischen Landesfunkhaus und Goethe-Institut – genau dort, wo die Königsbrücker noch als herrliche Vier-Reihen-Allee wirkt.

Dort stießen sie auf große Gegenliebe; so dass ab Freitagnachmittag eine neue „Residenz der Künste“ unter ihren Label – resp. Künstlernamen – also „made by sun.s_art und Mergej Siller“ – wartet: einerseits draußen im Rosengarten mit Pavillon, andererseits auch drinnen – dort wohl noch heimlike mit Maske und Testpflicht.

Das derzeitige Lieblingsbild von Laura Michelle Schubert heißt „Keeping an eye on you“ (Acryl auf Leinwand) und wird in der K&S Seniorenresidenz zum Neustadt Art Festival zu sehen sein.
Foto: privat

Wobei musikalisch Begabte zur Unterhaltung von Besuchern wie Belegschaft zur Jam-Session namens „Open Piano“ am bereit stehenden Flügel herzlich vorgeladen sind – für je zwei Stunden am Freitag ab 16 Uhr und am Sonnabend ab 18 Uhr. Am Sonnabendmittag ab Zwölfe wartet ein malerischer Workshop, auch ein Künstlergespräch (Sonnabend, 17 Uhr) und ein Interview mit den beiden am Sonntag (14 Uhr) sind geplant.

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Kunst, Konzerte, Koma

Schubert, gebürtige Meiningerin des Jahrgangs 2003, kam vor zwei Jahren für ihre Ausbildung in der Profession Grafik- und Mediendesign nach Dresden, malt aber schon seit acht Jahren, vor allem in Acryl. Nach und nach erweitert sie ihr Repertoire – Installationen, Collagen, Grafik-, Interieur- und Modedesign, aber auch Fotografie kommen hinzu. So präsentiert sie nun ihre Gemälde erstmals einer breiteren Öffentlichkeit in der Residenz, Mode unter dem Motto „Techno in Fashion“ hingegen in der Kunstausstellung im Lose (Böhmische Straße 14 – ab Freitag 14 Uhr bis Sonntag 19 Uhr).

Sergej Miller kam 2002 als Wolgadeutscher nach Dresden – und reüssiert nun als Mergej Siller in der „Residenz der Künste“ mit Acryl und Mixed Media.
Foto: privat

Sergej Miller – nicht verwandt mit dem Gazprom-Chef – ist Jahrgang 1993 und kam als Wolgadeutscher schon 2002 mit Familie nach Dresden. Dank kulturvoller Sozialisation war er schon früh mit Kunst befasst: Erst beim Ballett, dann bei den Dresdner Kapellknaben, später war er sogar Sachsenmeister im Paartanz in der Disziplin Latein und Standard – durchaus Leistungssport.

Zum Malen – nun als Mergej Siller – kam erst danach und bezeichnet sich als Autodidakt und Hobbykünstler. Ihm sei es manchmal peinlich, als Künstler gesehen zu werden, bekennt er lächelnd, wenn er unter Profis sei. Er bringe nur seine Gefühlswelt auf die Leinwand. Auf der Netzpräsenz vom Festival steht zudem noch: Vater, Freigeist, Mitbegründer eines Vereins für Obdachlose in Berlin sowie Vertriebsaußendienstler für eine internationale Gleisisolationsfirma.

Sergej Miller nennt sein auserwähltes Bild „Die Zwei“.
Foto: privat

Wagen wir – als lose Auswahl unter der nur in stündlicher Vielfalt zu erfassendem Programm der 2022er NAF-Edition – noch drei persönliche Musiktipps, also für jeden Abend einen: Zur Eröffnung am Freitag (18 Uhr) spielt Sugar Ko:ma in der Mora-Bar im Mondpalast. Am Sonnabend gibt Ju von Dölzschen eines seiner bewährten Ständchen in Katy‘s Garage (20 Uhr), das Abschlusskonzert am Sonntagabend (21 Uhr) ist Mao Jiao wieder im Mondpalast vorbehalten. Und nebenher tobt ja noch wie ehedem der normale Neustadtkulturbetrieb.

Öffnungszeiten der Residenz der Künste:
Freitag von 15 bis 19 Uhr, Sonnabend von 10 bis 20 Uhr, Sonntag 11 bis 16 Uhr.

Neustadt-Art-Festival vom 23. bis 25. September
Neustadt-Art-Festival vom 23. bis 25. September