Am kommenden Montag, nach rund einem Jahr Leerstand, beginnen nun die Sanierungsarbeiten am Kulturzentrum Scheune. Wie die Stadtverwaltung heute mitteilt, werden zunächst alle Bauteile beseitigt, die nicht für die Standfestigkeit des Gebäudes verantwortlich sind. Nach dem Entkernen soll dann im Januar 2023 Baustelle eingerichtet werden. Dann beginnt der Abbruch statisch relevanter Bauteile, es folgen die Rohbau- und Tiefbauarbeiten.
Das 7,1 Millionen teure Bauvorhaben soll planmäßig im Januar 2025 fertig sein. Mit dem Ende der Bautätigkeiten steht dann ein Gebäude zur Verfügung, welches dem aktuellen Stand der Technik entspricht und langfristig als Veranstaltungs-, Kultur- und Stadtteilhaus dienen kann.
Die Projektleitung des Amtes für Hochbau und Immobilienverwaltung und der scheune e. V. werden während der Bauarbeiten regelmäßig zum aktuellen Stand berichten. Im Zuge der Errichtung der Baustelleneinrichtung im Januar 2023 entstehen am Bauzaun Ersatzflächen für Graffiti, sogenannte Legal Plains.
Die Sanierung des Kulturzentrums Scheune ist ein Pilotprojekt der Landeshauptstadt Dresden zur Einführung der BIM-Planungsmethode (BIM – Building Information Modeling – grob zu deutsch, vernetzte und softwarebasierte Planung, mehr Infos in der Wikipedia).
Dabei wird neben den technisch-organisatorischen Anforderungen insbesondere die Vor- und Nachteile der Planungsmethode für die Landeshauptstadt Dresden erprobt.
Um dies sicherzustellen, werden mit dem jeweiligen Projektfortschritt die bisherigen Erkenntnisse dokumentiert und im weiteren Projektfortschrift evaluiert. Die Landeshauptstadt Dresden erhofft sich durch die Erprobung der BIM-Planungsmethode Erkenntnisse und vor allem Handwerkszeug zur Sicherstellung der Anforderungen an Kosten – Qualitäten – Termine.
Scheune-Umbau
Die Scheune soll in drei Richtungen (nach Norden, Osten und Westen) wachsen. Nur die Außenmauer zur Turnhalle hin bleibt unberührt, so können im Innern des Kulturhauses die Räume umgestaltet, vergrößert und barrierefrei eingerichtet werden.
Die Planungen laufen schon seit ein paar Jahren. Hauptgrund ist die Beseitigung bautechnischer und statischer Mängel und die Herstellung von Barrierefreiheit. Zuletzt war das Haus 1994/95 überholt worden.
Die Sanierung ist schon allein aus Brandschutzgründen dringend notwendig. Am 1. November 2018 hatte der Stadtrat den Umbau und die Modernisierung beschlossen. Mit der Baumaßnahme soll das Gebäude auch erweitert werden. Außerdem wurde eine Bürgerbeteiligung zur Fassadengestaltung gefordert, die Ergebnisse wurden der Gestaltungskommission vorgelegt und das daraus resultierende Ergebnis Ende Januar vorgestellt. Baubeginn sollte nach den bisherigen Plänen eigentlich Ende 2021 sein.
Scheune nur eingeschränkt nutzbar
Seit 2015 war die Scheune nicht mehr komplett benutzbar, das betraf das Dach- und das Erdgeschoss. Diese Einschränkungen hatten Auswirkungen, vor allem auf die Nachwuchsarbeit. Kleinere Konzerte hatten früher im Erdgeschoss stattfinden können. Im Dach gab es Kurse und Arbeitsgruppen, ganz früher sogar hin und wieder Filmvorführungen.
Der Stadtrat hatte die Umbauvariante 3 beschlossen. Danach wird das Haus etwas größer, um neun Meter in Richtung Louisenstraße und jeweils um drei Meter nach vorne und hinten. Der bestehende Anbau an der Nordseite (Richtung Louisenstraße) soll abgerissen werden. Der große Saal würde dann um ungefähr ein Drittel größer werden. Außerdem soll ein zweiter, kleiner Saal entstehen. Foyer und Garderobe werden neu gestaltet, auch das Scheunecafé könnte so um 33 Quadratmeter wachsen.
Geschichte des Hauses
Vor dem Krieg, also genauer gesagt bis zum Februar 1945 befanden sich auf dem Grundstück Alaunstraße 36 bis 40 drei Häuser eines Turnvereins. Die Äußere Neustadt wurde beim Bombenangriff zwar weitestgehend verschont, aber die Häuser, wie auch die gegenüberliegenden und die an der Ecke zur Louisenstraße wurden zerstört.
1951 wurde der Jugendklub errichtet. Ursprünglich, so die Legende, sollte er nach dem damaligen spitzbärtigen SED-Chef Walter Ulbricht benannt werden. Der aber soll gesagt haben: „Dieser Scheune gebe ich meinen Namen nicht.“ Belegen lässt sich die Legende nicht mehr, klingt aber gut, denn der am 21. Dezember 1951 eingeführte Name „Jugendheim Martin Andersen Nexö“ hat sich nie etabliert.
Gab es anfangs Nähzirkel und Fotokurse, zog bald schon die Musik ein. In den 1960er soll hier der Lipsi getanzt worden sein. Kapellen schmetterten damals schon live dazu. In den 1980ern veränderte sich mit dem Viertel auch die Scheune. Sogenannte Blueser, Kunden, Hirschbeutelträger und Langhaarige wurden des Öfteren gesehen. Auch die zarten Subkulturpflänzchen HipHop und Punkrock schlugen unter Programm-Direktor Gunther Neustadt erste Wurzeln. Ein etwas ausführlicherer Ausflug in die Scheune-Geschichte findet sich hier.
„Die Landeshauptstadt Dresden erhofft sich durch die Erprobung der BIM-Planungsmethode Erkenntnisse und vor allem Handwerkszeug zur Sicherstellung der Anforderungen an Kosten – Qualitäten – Termine.“
„Baubeginn sollte nach den bisherigen Plänen eigentlich Ende 2021 sein.“
Gestartet – Gescheitert.
P.S. Dem Satz „Seit 2015 war die Scheune….“ würde ein „nicht“ gut tun.;-)
Danke