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Droge Nummer 1 in Dresden: Alkohol

Die Stadt Dresden hat den Suchtbericht 2022 vorgelegt. Die wesentlichen Erkenntnisse können wie folgt zusammengefasst werden:

Ein Bierchen in Ehren? Alkohol ist auch in Dresden Droge Nummer 1.
Ein Bierchen in Ehren? Alkohol ist auch in Dresden Droge Nummer 1.
  • Alkohol ist und bleibt die Droge Nummer 1.
  • Die Crystal-Fälle in den Suchtberatungsstellen steigen wieder an, bei Krankenhauseinweisungen liegt Sachsen bundesweit auf Platz 3.
  • Es gab 2021 einen Drogentoten in Dresden (2020: sechs).
  • Medienbezogene Probleme (exzessiver Medienkonsum) nehmen seit zehn Jahren immer mehr zu. Die Beratungen zu problematischem Medienkonsum sind besonders durch die Corona-Pandemie bei Kindern und Jugendlichen stark angestiegen.
  • In der Kriminalstatistik für Dresden liegen bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz Cannabis-Vergehen deutlich vorne, gehen aber zurück; Vergehen im Zusammenhang mit Crystal nehmen dagegen zu.
  • Der Freistaat Sachsen insgesamt liegt bei den „substanzbedingten Krankenhauseinweisungen“ deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt und verschlechtert sich im Zeitverlauf; 2016 noch auf Rang zehn, 2020 auf Rang fünf.
  • Bei eingeleiteten Maßnahmen zur Suchtprävention zieht die städtische Suchtkoordinatorin eine insgesamt positive Bilanz.
  • Auf die von der Bundesregierung geplante Legalisierung von Cannabis ist das Suchthilfesystem noch nicht ausreichend vorbereitet.
  • Angesichts der Herausforderungen sind der Erhalt des Dresdner Suchthilfesystems und die finanzielle Absicherung von großer Bedeutung.

Befunde im Einzelnen

Fast die Hälfte aller Menschen, die im vergangenen Jahr eine Suchtberatungsstelle aufsuchten, kamen wegen Problemen mit dem Alkoholkonsum. Allerdings: „Die Zahl und der Anteil von Crystal-Problematiken, die in den Suchtberatungsstellen sichtbar werden, steigen nach einem zwischenzeitlichen Rückgang seit 2020 wieder an“, sagt die städtische Suchtkoordinatorin Kristin Ferse. „Bei den medienbezogenen Problemen sehen wir seit zehn Jahren einen eindeutigen Steigerungstrend“, so Ferse.

Demzufolge wurde 2021 in Dresdner Suchtberatungsstellen 478 Beratungsfälle aufgrund von Crystal registriert, ein Anteil von 47 Prozent aller Beratungen wegen illegaler Drogen. Zum Vergleich: 2019 waren es 441 Fälle bzw. knapp 38 Prozent. Wegen problematischem Medienkonsum gab es 2021 146 Beratungen und damit mehr als dreimal so viele wie 2011 (43 Fälle) und gegenüber dem Vor-Pandemiejahr 2019 (107 Fälle) immerhin noch einen Anstieg um rund 37 Prozent. „Hier hat die Corona-Pandemie die Dynamik insbesondere bei den Dresdner Kindern und Jugendlichen noch einmal angekurbelt“, so Ferse.

Verteilung der Beratungsbedarfe (suchtbezogene Hauptprobleme) der betroffenen Klient*innen in Dresdner Suchtberatungs- und Behandlungsstellen im Jahr 2021.
Verteilung der Beratungsbedarfe (suchtbezogene Hauptprobleme) der betroffenen Klient*innen in Dresdner Suchtberatungs- und Behandlungsstellen im Jahr 2021.

Fast die Hälfte aller Beratungen zu Alkoholsucht

Zur Einordnung dieser Entwicklung bleibt dennoch weiter festzuhalten, dass Probleme aufgrund von Alkoholkonsum nach wie vor seit Jahren in der ambulanten und in der stationären Suchthilfe dominieren. Der Anteil der Beratungssuchenden zum Thema Alkohol entwickelte sich von 49,4 Prozent im Jahre 2017 auf 48,4 Prozent im Jahre 2021 und hat sich demnach kaum verringert.

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Krankenhauseinlieferungen wegen Substanzkonsum gingen sogar in 73 Prozent der Fälle auf Alkohol zurück. Dem Alkohol als häufigstem substanzbedingten Aufnahmeanlass ins Krankenhaus folgten 2020 wie in den Vorjahren Aufnahmen wegen multiplem Substanzgebrauch (Mischkonsum) (9,8 Prozent aller substanzbedingten Einweisungen), wegen Stimulanzien einschließlich Crystal mit 7,3 Prozent und wegen des Konsums von Cannabinoiden (4,7 Prozent).

Nur der Anteil der wegen Stimulanzien einschließlich Crystal eingelieferten Dresdnerinnen und Dresdnern stieg seit 2018 das dritte Jahr in Folge wieder an (2017: 4,5 Prozent, 2018: 5,3 Prozent, 2019: 6,6 Prozent, 2020: 7,3 Prozent). Parallel dazu sank der Anteil der cannabisbedingten Krankenhausaufnahmen das zweite Jahr in Folge (2018: 5,3 Prozent, 2019: 4,9 Prozent, 2020: 4,7 Prozent).

Der Bericht nimmt auch die Häufigkeit substanzbedingter Krankenhauseinweisungen in ganz Sachsen in den Blick und stellt diese ins Verhältnis zu anderen Bundesländern und Deutschland. Dabei liegt Sachsen mit 494 Fällen je 100.000 Einwohner auch 2020 deutlich über dem deutschlandweiten Durchschnitt (420 Fälle je 100.000 Einwohner). 2016 belegte Sachen mit 522 Krankenhauseinweisungen je 100.000 Einwohner unter den Bundesländern noch den zehnten Rang, verschlechterte sich seitdem jedoch stetig und steht 2020 bereits auf Rang fünf. Bei der Häufigkeit von Einweisungen wegen Crystal liegt Sachsen seit 2016 im Ländervergleich sogar auf Rang drei und hat pro 100.000 Einwohner fast viermal so viele Einweisungsfälle (44) wie Deutschland im Durchschnitt (15).

Krankenhauseinweisungen altersstandardisiert je 100.000 Einwohner*innen aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen durch Alkohol (ICD-10-GM: F10) als Hauptdiagnose mit Behandlungsort in Deutschland (vollstationär) für Einwohner*innen in Sachsen im Vergleich zu allen Bundesländern und Deutschland gesamt im Jahr 2020; Standardisiert mit der Standardbevölkerung "Deutschland 2011" Quelle: Krankenhausstatistik, Statistisches Bundesamt (Destatis)
Krankenhauseinweisungen altersstandardisiert je 100.000 Einwohner*innen aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen durch Alkohol als Hauptdiagnose in Sachsen im Vergleich zu allen Bundesländern und Deutschland gesamt im Jahr 2020
Quelle: Krankenhausstatistik, Statistisches Bundesamt (Destatis)

Crystal wieder häufiger in der polizeilichen Kriminalstatistik

Den Trend der wieder gestiegenen Relevanz von Crystal und des Rückgangs cannabisbezogener Probleme spiegelt sich laut Suchtbericht auch in den Daten der polizeilichen Kriminalstatistik. So stieg in Dresden der Anteil der festgestellten Crystal-Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz seit 2020 wieder an und liegt 2021 bei 22,2 Prozent; die Cannabis-Verstöße hingegen sinken seit 2019 anteilig wieder und liegen nun bei 58,4 Prozent. Die polizeilichen Daten erfassten im Jahr 2021 einen Drogentoten in Dresden (2020: sechs).

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Kristin Ferse: „Die Pandemie hat das Arbeiten von allen Partner der Suchthilfe und Suchtprävention seit 2020 erschwert, dennoch konnten wir große Projekte beenden und auch wichtige neue Projekte anschieben.“ Der 2015 vom Stadtrat beschlossene „Maßnahmenplan für Suchtprävention am Wiener Platz und weiteren Brennpunkten“ ist abgeschlossen und in diesem Zuge ein suchtspezifisches Erwachsenen-Streetwork erfolgreich in Dresden etabliert worden. Auch sucht- und kriminalpräventive Arbeitsstrukturen konnten geschaffen werden.

Im Kulturjahr Sucht, das Kunst und Kultur als Zugang zur Auseinandersetzung mit Suchtmittelkonsum nutzte entstanden künstlerische Produktionen sowie Tipps für ähnliche Projekte, die in Form einer Handreichung zusammengefasst und unter suchtkoordination@dresden.de bestellbar sind. 2021 neu begonnen wurde beispielsweise das vom GKV-Bündnis (der gesetzlichen Krankenversicherungen) für Gesundheit geförderte Projekt „COA-Aktionsjahre“ zur Stärkung von Kindern aus suchtbelasteten Familien (COA steht für Children of Alcoholics). Bei der GESOP gGmbH, der gemeinnützigen Gesellschaft für die gemeindenahe sozialpsychiatrische Versorgung in Dresden, ist eine Jugendgruppe zum Erlernen von gesundem Medienkonsum entstanden.

Gemäß dem Bericht muss in Zukunft angesichts der bereits sichtbaren bzw. absehbaren Herausforderungen, ein besonderer Fokus auf dem Erhalt des Suchthilfesystems in Dresden und der Sicherung kontinuierlicher Mittel für Suchtprävention liegen. Die genauen inhaltlichen Schwerpunkte der kommunalen Suchtprävention, die noch bis 2025 vom aktuellen Strategiepapier vorgegeben sind, werden demnächst in einem ämterübergreifenden Prozess, der alle relevanten Schnittstellen von Sucht zu anderen Bereichen involviert, fortgeschrieben.

Weitere Informationen

www.dresden.de/sucht, den Suchtbericht 2022 als PDF auf dresden.de.

3 Kommentare

  1. Vor allem ist es unbedingt notwendig, dass die Suchtberatungsstellen personell aufgestockt werden. Ein Termin alle 4-6 Wochen ist einfach zu wenig für Menschen, die konsumieren und dringend eine Perspektive benötigen. Auch eine Aufklärung in ASDs und weiteren unterstützenden Systemen zur Prävention sowie zur weiteren Begleitung Suchtkranker Menschen ist dringend notwendig!! Aus meiner Sicht ist die vorherrschende Haltung gegenüber konsumierenden Personen sehr destruktiv und bietet wenig wirkliche Unterstützung, sondern mehr Abwertung und Ausgrenzung.

  2. 1 Drogentoter 2o21 in Dresden ist Grund genug, dass der Staat sich das unverfrorene Recht raus nimmt Substanzen (urspr. Medikamente) als illegal zu erklären und zu kriminalisieren?? Menschen sitzen im Knast (weiße Folter!) aufgrund dieser Kriminalisierung und das ist das größte Verbrechen! Was erlaubt sich der Staat?

    Legalize ALL

  3. Hallo Anton, in diesem Zusammenhang würde ich mir wünschen, auf die während der Schwangerschaft durch Alkoholkonsum der Mutter geschädigten Kinder hinzuweisen. Diese Kinder mit Fetalem Alkoholsyndrom bilden die STÄRKSTE Gruppe mit einer sogenannten geistigen Behinderung in Deutschland, die zudem zu 100% vermeidbar wäre. Das spielt leider viel zu selten eine Rolle in der Aufklärung über Drogen.

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