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Karls Horst im Kino Kosmos

Kluger Herrenpop aus Ostberlin wird die Groovestation beehren, denn Sind, ein Musikertrio mit einem musikalischen Gymnasium in Berlin-Karlshorst als Keimzelle, wird mit dem dritten Album namens „Kino Kosmos“ im Gepäck ab Achte ihr zweites Dresdengastspiel liefern und dabei auch jenes berühmte DDR-Vorzeigekino auf der Karl-Marx-Allee als Song würdigen, das heuer seltsame Kongresse beherbergt.

Sind ist im Kern ein Trio aus Berlin und kommt mit
Sind ist im Kern ein Trio aus Berlin und kommt mit „Kino Kosmos“ und „Angst“ am Freitag in die Groovestation.

Während die Neustädter Konzerthalle selbst noch auf das zweite Album von 2020 fixiert ist („Vielleicht ist es anders als Du denkst“), wissen wir es besser: „Kino Kosmos“, im April herausgeschossen, ist voller melancholischer wie ambivalenter Gedankengänge, begleitet von ruhigen, genauen Kompositionen und charismatischen Stimmen.

Just an jenem 21. Oktober, an dem Band von München nach Dresden als dritter Station ihrer Herbstreise gedüst kommt, erscheint zudem die neue Single namens „Angst“ – durchaus als Titel zum akuten Zustand des Abendlands auf dem Stand der Dinge.

Am 31. Juli 2013 gegründet, ist die Ostberliner Band, deren Wurzel auf die gemeinsame Sozialisation rings um ein Karlshorster Gymnasium zurückgreift und am 16. Januar 2014 das erste Konzert in der Kim-Bar am Rosenthaler Platz in Mitte spielte, nunmehr neu zusammengestellt: Sänger und Gitarrist Hannes Husten, der jetzt die meisten Texte liefert, betont im exklusiven Geflüstertelefonat, dass dies ein normaler wie friedlicher Prozess gewesen sei, alle bleiben Freunde, nur manche mögen mehr Musik machen als andere in diesen virulenten Zeiten. So seien sie im Kern ein Trio: Ludwig Noack am Schlagzeug und Mathias Voelzke an Gitarre und Bass, aber die Ex-Mitglieder Arne Grothkopp (Gesang und Bass) oder Maximilian Zahl (Gitarre) können, so sie da sind und wollen, gerne mittun. Auch Pianist Leo Eisenach spielt mit, wenn er kann; die Kompositionen entstehen sowieso meist als stete Ideengenese im Kollektiv.

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Von 15:15 auf 6:1000

Husten verweist dabei auf die Gründungsidee: „Eigentlich wollten wir nur als große Familie mit möglichst vielen Leuten kostenlos auf gute Festival fahren, um dort gemeinsam eine gute Zeit zu verbringen. Also mit zwanzig Menschen kommen, um vor zehn zu spielen“, grinst er. Das hat fast geklappt: 2015 beim Brandenburger Feel-Festival am Bergheider See bei Finsterwalde stand es 15 zu 15. Jüngst war das Verhältnis allerdings schon Sechs zu Tausend. Das hat neben dem Fleiß auch mit Geschmack und Ausrichtung zu tun: Denn die Musik klingt so authentisch wie die Machart scheint – und wirkt textlich wesentlich bodenständiger und reflektierter als die anderer Lokalhelden. Ab und an klingen Zitate durch, aber man bleibt bei sich und die Lyrik wird nie aufdringlich oder trivial.

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Auftakt der Kosmoskinotour als Quintett in Berlin.
Foto: PR / Andy Kohl

Das beste Beispiel ist die Gründungshymne „Karlshorst“, die im Spagat zwischen Entwicklung, Wandelung und Erinnerung davonschwebt. Auch der Titel „Warschau“, eine Elegie auf Gastarbeiterschaft gehobener Natur, verweist auf autobiografische Erlebnisse: Husten war anno 2006 für ein Jahr mit Schwester und Mutter auf dem Gelände der Internationalen Schule in einer geschützten Zelle quasi interniert, während der Vater sein Business aufbaute – so wie später in Athen oder in Berlin war er immer unterwegs.

Nun sei er aber über den Song erfreut, das Verhältnis sei bestens, er verstehe ihn total: „Wir sind beste Freunde!“. Aber er mag nun selbst als junger Vater mit seinem Kind, mittlerweile dreieinhalb, viel mehr Zeit verbringen und einen anderen Weg gehen. Die dazu passende Ode „Weißt Du“, einfach als eine Art Sprachnotiz an die Zukunft des Nachfahren sentimental rein geklimpert und aufgenommen, nunmehr der letzte wie eigenwilligste Song im Kosmoskino, wird live nicht gespielt.

Das vierte Album als großer Wurf

Für die nähere wie weitere Zukunft hat Hannes Husten klare Vorstellungen: „Wir haben die beiden jüngsten Alben einfach schnell rausgehauen.“ Jetzt heißt es erst einmal, viel zu spielen, um Publikum zu gewinnen und zu begeistern. Danach will man sich in Ruhe, aber mit viel Energie und Aufwand dem vierten Album zu widmen: „Das soll ein Meilenstein werden. Danach werden wir sehen, ob wir uns im Musikmarkt weiter entwickeln können. Lust hätten wir schon.“

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Das heißt: nachzudenken über Label, Agentur und Vertrieb, also Kommerz statt Self-Made-Musik im Familienbetrieb. „Unser großes Ziel ist es, einmal die Berliner Columbiahalle zu füllen“, erklärt Husten selbstbewusst. Das wären immerhin 3200 zahlende Zuschauer.

Hannes Husten im akuten Bühnenmodus. Foto: PR / Andy Kohl

Außerdem sind sie ja als Geschäftsführer einer recht spannenden Genossenschaft nicht gerade unterbeschäftigt: dem Holzmarkt am Spreeufer. Sie betreiben dort ihr eigenes Studio 25 und einen „Gemischtwarenladen“, wo es auch Musik und Merch gibt. Dort, im „Säälchen“, eskalierte am vergangenen Freitag auch der Tourneeauftakt als Heimspiel. Das erste und einzige Dresdenkonzert ist hingegen schon ein Weilchen her und war 2018 gemeinsam mit Max Richard Leßmann in der Scheune. Nun lockt die Groove zur Kino-Reise – auch nach Karlshorst, Templin, ins Café Miami, gen Savoy oder an die Nordsee. Es soll noch Karten geben …

Konzert am Freitag (21. Oktober, 20 Uhr) in der Groovestation

Sind auf Kino-Kosmos-Tour