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Wie tanzt man ein Schütz-Universum?

Ein Probenraum am anderen Ende der Stadt, die Uraufführung ist nahe. Orgelklänge und Bratsche lassen das Thema ahnen, Regisseur und Tänzer diskutieren über die Umsetzung, Kostüme und Bewegung. „Hochgelobt?“ – der Regisseur nickt. Klassische Musik erklingt. Aus der Ecke kriecht der Tänzer, die Musik wird wilder, der Tänzer springt auf, wirbelt herum, scheint zu fliegen. Nach wenigen Minuten ist die Probe vorbei, Tänzer und Regisseur sind zufrieden. Die Proben für das „Schütz-Universum“, Uraufführung am 1. November, sind schon weit fortgeschritten.

Szene aus Schütz-Universum - Foto: Volker Metzler
Szene aus Schütz-Universum – Foto: Volker Metzler

Produziert wird das Tanz-Musik-Theater von der Tristan-Agentur auf der Alaunstraße, geprobt wurde hauptsächlich in der Villa Wigmann und die meisten Tänzer*innen und Musiker*innen sind Neustädter. Hintergrund des Stücks ist der 350. Todestag des Komponisten Heinrich Schütz, der lange Jahre in Dresden vor allem als sächsischer Hofkapellmeister gewirkt hat. Ihm zu Ehren sollte dieses Musik-Tanz-Theater entstehen. Choreograph und Regisseur ist Andreas Heise. Er schildert seine Annäherung an den Frühbarock. „Gemeinsam mit den Musikern haben wir die Stücke von Schütz unter die Lupe genommen, manche bleiben original, manche haben wir zerstückelt, aber man erkennt es immer wieder“, sagt er.

Choreograph und Regisseur Andreas Heise  - Foto: Volker Metzler
Choreograph und Regisseur Andreas Heise – Foto: Volker Metzler

Tänzer István Simon ergänzt, dass diese Konstelation in der Verbindung von klassicher und elektronischer Musik ein einzigartiges Gesamtkunstwerk ergebe. Schon die Proben seien ein intensiver Austausch mit alter und neuer Musik gewesen. Das zeige sich auch beim Tanz. Dabei wirken die Tänzer*innen genauso intensiv mit wie Choreograph und Musiker. „Das Konflikt-Solo zum Beispiel hab ich selbst entwickelt“, sagt István. Tänzerin Justine Rouquart, die in Frankreich Stepptanz gelernt hat und zuletzt in Zwickau arbeitete, ergänzt, dass es beeindruckend ist, mit dem Stück ein Teil der Geschichte zu sein. Alle drei sind voller Vorfreude. An drei Abenden wird es in der Trinitatiskirche in der Johannstadt aufgeführt, dann in Freiberg, „und dann gehen wir auf Welttournee“, lacht István.

Die Tanzperformance ist eine Fusion aus Bewegung, klassischer Instrumentalmusik, Gesang und elektronischer Musik geworden. Sie wirft die Frage nach Humanität vor dem Hintergrund derzeitiger Kriege auf und erforscht dynamisch, emotional und dabei hoch aktuell den Begriff der Gemeinschaft. Das interdisziplinäre Projekt mit Dresdner Tänzer*innen, Sänger*innen und dem Musikensemble „Topograph“ beschäftigt sich szenisch mit dem kompositorischen Kosmos von Schütz und stellt sich dem Thema Glaube in Zeiten innerer und äußerer Umbrüche. Topograph ergänzt dafür die Musik des Frühbarocks mit zeitgenössischer elektronischer Musik. Es entstehen neue Klangsphären, die szenisch überleiten und Gehörtes nachschwingen lassen, emotional vorgreifen oder Raum zum Reflektieren geben.

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Schütz-Universum

  • 1. bis 3. November, jeweils 20 Uhr in der Trinitatiskirche, Trinitatisplatz 1, 01307 Dresden
  • 5. November, 18 Uhr, Nikolaikirche Freiberg, An d. Nikolaikirche 1, 09599 Freiberg
  • Weitere Infos: tristan.agency
  • Tickets zu 16,- Euro bzw. 12,- Euro ermäßigt an allen Vorverkaufskassen und unter www.reservix.de

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