2010 wurden die Kunsttage ins Leben gerufen. Dieses Mal wird das zehnte Jubiläum gefeiert. Gerahmt von Vernissage und Finnisage, wird es in den acht Ausstellungstagen neben der festen Ausstellung, auch Konzerte und Performances geben. Alles steht unter dem Motto „Change“.
Jenseits von Entweder und Oder
Die Vorstellung, dass Kunst mit Sicherheit in weißen Galerierraum zu finden ist, ist nicht falsch. Die Annahme, dass man an einem Wochenende sicher nochmal checken kann, was im Sektor so geht, ist auch richtig. Aber man findet sicher keine nachtlang geile Party im white cube. Dafür öffnet der Sektor sich aber für Kunst im breitesten und schönsten Sinne.
Denn wo sich sonst hunderte von Körpern zu hunderten harten Beats bewegen, bis es ein Beat in einem Körper ist, genau dort findet man nun eine Kunstaustellung zu Harfe mit Cello-Begleitung.
Das Vorhaben war es, Kunst erlebbar zu machen. Und mit dem Besuch bei den Kunsttagen Dresden stellt sich das ein. Eine Ausstellung, die genauso zum Träumen und Fliehen verführt, wie auch dazu einlädt, über den Alltag zu reflektieren.
Wandel & Stetigkeit
In nur einem Augenblick ist auf einmal alles anders. Das kann man positiv auslegen. Nichts funktioniert ohne Veränderung. Jeder Tag bringt kleinste und größte Veränderungen mit sich. Das ständige Meeresrauschen ist das Brechen von unzähligen einzelnen Wellen. Wo einmal Berge standen, ist nun ein Park. Wo noch eben Licht brannte, sind die Fenster nun dunkel. Wir haben uns eben noch nicht gekannt. „Wenn wir ganz genau hinsehen, können wir den Herzschlag der Welt erkennen. Der Wandel ist Puls für das Leben“ schreiben die Veranstalter – und setzen das auf beeindruckende Weise im Raum um.
Der Sektor bezeichnet sich im Alltagsbetrieb als Plattform und Netzwerkknoten, zu dessen Philosophie es gehört, „dass jeder Besuch eine gänzlich neue Erfahrung des Entfliehens aus dem Alltag [ist]“. Mit dieser Philosphie wird nicht gebrochen, aber doch entflieht der Sektor mit den Kunsttagen ein wenig sich selbst. Der Techno-Club wandelt sich zu einer soziokulturellen Freistätte, an der kritisch mit den musealen und formalen Ansprüchen an Kunst im Raum umgegangen wird.
Ein breites Spektrum an Perspektiven auf Kunst
An eine der Säulen gelehnt, sitzt eine Mutter mit ihrer Tochter. Beide betrachten und beschreiben ein recht großes Gemälde gegenüber. Vor einem der kleinsten Gemälde (Lackstift auf Pappstück), neigt sich ein Mann so weit nach vorne, dass seine Nase beinahe das Stück Pappe berührt. Oben sitzen Leute und schauen einen Film. Auf den Treppen stehen manche und hören der Laudatio zu, manche gehen weiter, um sich weiter umzuschauen.
Weil Antworten gesucht sind
Man findet hier „Malerei, Photographie, Druck, Bildhauerei, Installation sowie Theater Performance und Musik und liefert den Besucher:Innen ein fesselndes audiovisuelles Sinneserlebenis“, wie es in der Laudatio heißt. Dabei verdient es jedes einzelne Ausstellungsstück betrachtet zu werden. Aber auch die Ausstellung selbst zeigt sich. Die Arbeiten erscheinen allesamt in ihrem besten Licht, drängen sich einander nicht auf. Sie wirken als ein Kunstraum und erzählen doch alle ihre eigene Geschichte. Kuratiert wurden die Kunsttage von Sebastian Bestier und Simon Brote. Liebevoll und brillant.
Innerhalb der nächsten Tage wird der Sektor weiterhin der stete Schutzraum für Arbeiten sein, die eingeladen sind, sich mit dem Thema Change auseinandersetzen. Nach Wandel, Veränderung(en), Verfall und Stetigkeit ist deshalb gefragt, weil hier Antworten gesucht sind.
Kunsttage Dresden
- www.kunsttage-dresden.de
- 11.November bis 20. November
Kann es sein, dass bei den Kuratoren die Vornamen vertauscht wurden?
Einen Simon Bestier kenne ich nicht, dafür aber den Sebastian.
Danke für den Hinweis, stimmt. Korrigiert.