Seit rund drei Jahren schlummerte der „Löwe“ auf der Hauptstraße. Die Tagesbar mit dem einzigen Hot-Dog-Stand der DDR ist eine der letzten Errungenschaften des sozialistischen Wiederaufbaus der damaligen Straße der Befreiung. Eröffnung des Original-Löwen war 1988, als eines von vier gastronomischen Einrichtungen.
Nebenan gab es das Gin Gin, gegenüber die Zwillingsschwester „Am Thor“ und das „Picolo“. Und in gewisser Weise spiegelten diese Neubauten auch den Eingang zur Alaunstraße, wo mit dem Café Kästner, heute Côdô, ein ähnliches Schmuckstück später DDR-Architektur lauerte.
Der Löwenbändiger ist Guram Dobrint, Chef vom Combo auf der Louisenstraße. Seit dem vergangenen Sommer hat er den Schlüssel für die Tagesbar in der Tasche und seitdem erst einmal die Elektrik in Ordnung gebracht und aufgeräumt. „Es liegt noch viel Arbeit vor uns“, sagt er. Deswegen haben er und Bruno, sein Küchenchef, die Bar auch erst einmal „Baulöwe“ genannt.
Umgestaltung mit Denkmalschutz
Zum Start gibt es Getränke und Kleinigkeiten, die Küche muss noch auf den aktuellen Stand gebracht werden und bei allen Maßnahmen ist Guram in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt, denn die Bar ist ein Gesamtdenkmal. Das heißt, Tische und Tresen müssen so bleiben und auch die wuchtigen Sandsteinfiguren bleiben erhalten und natürlich der Kunstmamor hinter dem Tresen.
Am Sonntag war Eröffnung und die Bar war gleich proppe voll. „Das waren viele Leute aus dem Bekanntenkreis“, sagt Guram, der unbedingt an diesem Tag eröffnen wollte. Denn so kann er sich die Geburtstage seiner beiden Locations gut merken, denn ebenfalls gestern feierte das Combo seinen 19. Geburtstag.
Der Löwe wird nun eine langfristige Aufgabe. Die Hinterräume sind riesig, sogar ein Ruheraum für das Personal war hier seinerzeit eingeplant. Schon bald soll es wieder Hot-Dogs geben. Immerhin gab es an der Seite des Löwen den einzigen DDR-Hot-Dog-Stand, alles andere war Ketwurst.
Später soll es dann im Café auch internationale Küche geben. „Ich spreche von Essensbegleitung, wir werden kein Restaurant, sondern eine Bar, in der es auch etwas zu essen gibt“, sagt Guram, der sich freut, wie ein kleiner Junge, dass er nun dieses Lokal führen kann. „Ich bin schon lange um den Löwen herumgeschlichen, kenne das Lokal schon ewig“, erzählt er.
Als es dann während Corona nicht wieder aufmachte, witterte er die Chance und nahm Kontakt zum Vermieter Vonovia auf. Dann dauerte es aber nochmal fast ein Jahr bis der Vertrag unter Dach und Fach war und die Renovierung gestaltete sich als schwierig. Umso mehr freut er sich, dass die Bar nun erstmal eröffnet ist.
„Wir planen erstmal jeden Tag von 8 bis 22 Uhr zu öffnen“, sagt Guram. Das könne sich aber noch ändern, je nach Bedarf.
Da werd ich wohl mal einen Abstecher hin machen
Ich sage nur:
Würzfleisch! Mit Gouda,
Worcestersauce,
Zitronenscheibe und Toast.
Aber das Richtige! Kein
Ragout fin mit Kalb,
sondern den Klassiker mit Schweine- und
Geflügelfleisch. Wenn schon Denkmalschutz dann auch auf der
Speisekarte !
Einziger Hot Dog-Stand der DDR? Soll das eine Provokation sein? – Ich hab zu DDR-Zeiten in Meißen lecker Hot Dog an einem Stand gegessen.
Haha, vermutlich auf Meissner Porzellan. Ich gehe fest davon aus, dass Du schlicht und ergreifend Ketwurst, möglicherweise fälschlich als Hot-Dog verkauft, gegessen hast.
War das denn wirklich die erste Hot Dog Ausgabestelle? Es gab noch eine hinter dem alten „Café Kästner“, dort wo heute der Schwerdtner-Bäcker drin ist. Bautzner Str. 27B ist die Adresse des Hauses und da, wo heute das Haus mit dem Fotoladen drin ist, befand sich eine Brache, die an die Rückseite des Hauses anschloss und genau da gab es ein Fenster mit Material für den Indiviualwurstbedarf.
Da war doch ein Eisverkauf, da gab es auch Hot-Dogs?
Foto: Günter Starke
„Individualwurstbedarf“
wunderbares Wort! Danke!
Soso. Nebenan gab es also das „Cin-Cin“. Da hatte wohl Hugo Egon Balder eine Zweigstelle…… ;-)
Nix mit Kettwurst! In Meißen gab es hot dog auf die Hand. Die hatten sogar schon Aufkleber im Fenster: grüne Buchstaben, die den Schriftzug „hot dog“ formten. Davon weiß sogar Ray von Zeschau: http://www.kinokalender.com/film12523_hot-dog.html
Ich rate, als Reminiszens an die ursprüngliche
Lokalität und im Sinne
eines umfassenden Denkmalschutzes
weiterhin zu Würzfleisch! Hotdog gab es am
Seitenfenster, Würzfleisch bestellte und aß man herinnen. Fein angerichtet.
Mit Aufklebern? Das war bestimmt genauso illegal wie 781. Auf der Hauptstraße war es in Stein gemeißelt, mit offizieller Genehmigung. ;-)
@Anton Launer: Genau den Laden meine ich! Schön, dass es da ein Bild gibt. Da gab es neben Eis auch Hot Dogs.
Also beim Löwen gab es 88/89 definitiv Ketwurst und keine Hot Dogs.
Lange Brötchen auf dem Metallspieß, dann dort Wurst mit Soße rein.
Als es die Aufkleber mit 781 aufkamen gab es nicht überall Ketwurst und Hotdog schon gleich gar nicht. Aber! Würzfleisch gab es in fast
jeder HO – Gaststätte der Republik. Und gab es mal keines so gab es
zumindestens überall Soljanka.
Frage an die neuen
Löwen: Wird es
Würzfleisch und Soljanka geben?
Ich bin immer wieder begeistert, wie alt meine Leser sind. ;-)
Danke @Randhecht, ungefähr so hab ich das eigentlich in allen Läden, die sich mit „Hot-Dogs“ geschmückt hatten, in Erinnerung, der an der Hauptstraße war zu kurz da, als dass ich ihn in den Wendewirren wahrgenommen hätte.
@Hennlein: Dann aber falsches Ragout Fine vom Schwein und Wurst-Soljanka. Aber ob das heute noch jemand isst?
Ich werde demnächst bei Bruno mal nachhaken, wie es aussieht.
@Anton
Kannste mal bitte für zwei alte „Wessis“ aufklären, was es mit „781“ auf sich hat? Google gibt da nix her!
Und die Bude in der Nachbarschaft heisst/hiess „GIN-GIN“!!!!!
Schönes WE
@statler & waldorf: Ich empfehle einen Blick in die taz von 1987.
Danke für den Hinweis. Davon gibt es sogar ein Foto. Ich habs im Text oben angepasst.
@Anton
Danke! Das hatten wir auch schon rausgefunden. Aber warum war das verboten? Wir dachten, dass das irgendein „Geheimcode“ war. Komische Zeiten! LG
„Aber ob das heute noch jemand isst?“
Na sache ma o.O
@statler & waldorf: Verboten ist so ein hartes Wort. Wenn Du den Aufkleber am Trabi hattest, wurdest Du schonmal kontrolliert und die Kollegen der VP prüften dann, wo du den Aufkleber hast machen lassen. Das konnte schon sehr ärgerlich werden. Geheimcode vielleicht. Übersetzung so viel: „Wir Dresdner finden das ziemlich bescheiden, dass alle Knete in die Hauptstadt der Republik fließt.“ Ich finde ja vor allem den letzten Satz in der taz sehr prophetisch.