Mirko Glaser fackelt nicht lange. Als an einem Montag vor drei Jahren der Corona-Lockdown ausgerufen worden ist, hat das Blue Note bereits am Dienstag den ersten Live-Stream in die Welt geschickt.
„Künstler, die wirklich was losmachen, sind auch durch die Krise nicht zu bremsen gewesen“, sagt Mirko. Das darf er sagen, nachdem er unzählige Künstler*innen in und aus unzähligen Ländern kennengelernt hat. Und hat mal das Geld gefehlt, um zu einem Festival nach New Orleans zu reisen, hat sich Glaser eine Band aus New Orleans nach Dresden eingeladen.
Wer Glaser nicht kennt: Das ist der Geschäftsführer, Hausmeister, Ton- und Lichtechniker, Türsteher, Barkeeper, bester Mann des Blue Note. Dabei ist er alles andere als eine One-Man-Show, weil er von Herzen gerne angewiesen bleibt auf die Bands, die das Blue Note zu füllen vermögen. Jetzt steht die zweite Ausgabe des „Focus Female Festival“ vor der Tür. Wie der Name bereits sagt: Bei diesem Festival stehen ausschließlich Bands im Fokus, die von Frauen geführt oder organisiert sind.
Focus Female Festival
Das Festival ging bereits letztes Jahr an den Start. Aufgrund von Corona wurden alle Konzerte gestreamt. Das muss dieses Jahr zum Glück nicht mehr sein. Vom 25. November bis zum 18. Dezember hat Mirko die Welt bei sich zu Gast und mit allergrößter Wahrscheinlichkeit ist für jede und jeden etwas dabei.
Es ergaben sich Zusammenarbeiten mit langjährigen Vertrauten wie Esther Kaiser, Professorin an der Musikhochschule Dresden, aber auch ein Gospel-Chor aus Italien wird in der Martin-Luther-Kirche singen, die Mirko eigens dafür angemietet hat. Aus Johannesburg reist Pilani Bubu an, die mit ihrer Band irgendwo zwischen Jazz, Funk und Volksmusik surft.
Bei der Auswahl seiner Gäste geht es nicht um die Verfielfältigung von Mirkos eigenem Geschmack: „Die Musik muss mir nicht gefallen, aber sie muss bei mir ankommen, echt und gut sein,“ sagt Mirko kaffeeschlürfend und hellwach.
Die Idee ein Festival zu organisieren, bei dem Frauen die zentrale Rolle einer jeden Band spielen, hatte Mirko schon eine ganze Weile. Er hat einfach bemerkt, dass 90 Prozent der Anfragen, die in seinem Postfach oder auf dem Tisch landen, von Männern gesendet sind: „Picklige Jungs treffen sich nun mal häufiger in Proberäumen“ behauptet Mirko sympathisch. Daher aber dann seine seriöse Frage und die damit verbundene intensive Recherche: Welche von Frauen organisierten Bands gibt es eigentlich? Das mussten keine reinen Frauenbands sein, aber die zentrale Rolle sollte von Frauen besetzt sein.
APPLAUS – Applaus
2019 hat das Blue Note den Applaus-Preis der Initiative Musik gewonnen. Für die 38.000 Euro Preisgeld kam Mirko mit seinem Blue Note nur in Frage, weil er über 100 Konzerte im Jahr auf die Beine stellt. Das ist lobenswert und doppelt untertrieben. Es sind eigentlich über 200 Konzerte. Und dabei können alle Künstler*innen mit einem Schlafplatz rechnen, mit Verpflegung und mit Verbindungskosten. „Keiner muss sich um die nervigen Dinge vor Auftritt kümmern.“ Das sagt Glaser, als sei es selbstverständlich. Für ihn ist es das wohl auch, weil er auch die andere Seite kennt und mit seiner Combo „Lazy Boys“ auch schon oft auf Tour war.
Focus Female Festival
- Weitere Infos und Tickets auf der Website des Blue Note: www.jazzdepartment.com