Ab Donnerstag ziehen Geflüchtete ins ehemalige Eventwerk im Industriegelände. Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne), Christian Knappe, Abteilungsleiter Integration im Sozialamt und Kristian Meier-Hedrich vom Hochbauamt stellten heute die neue Unterkunft vor.
Mit dabei war auch Florian Zweig, der Eigentümer des Eventwerks. Zweig ist jetzt als Generalunternehmer verantwortlich für die Flüchtlingsunterkunft und hat sich mit European Homecare eine Betreiberfirma, dazu einen Caterer und die Sicherheitsfirma „Ihre Wache“ als Partner hinzugeholt.
Platz für bis zu 314 Geflüchtete
Baubürgermeister Kühn wies darauf hin, dass die derzeitige Flüchtlingsunterkunft in der Messe nur als Interimslösung gedacht war und es in Sachsen im November und Dezember einen hohen Zustrom an Flüchtlingen gegeben habe. Das Ziel sei die dezentrale Unterbringung, aber zumindest kurzfristig sei man auf ein Quartier in der Größenordnung angewiesen.
Vorerst werden hier 178 geflüchtete Menschen untergebracht, perspektivisch sollen es bis März 314 werden, ausschließlich Männer. Im Wesentlichen sind das Bewohner, die bislang in der Halle 4 der Messe Dresden untergebracht sind. Die Messehalle soll ab Januar dann wieder für Ausstellungen und Messen genutzt werden.
Das Amt für Hochbau und Immobilienverwaltung verhandelte einen Mietvertrag über Flächen und Einrichtungen sowie über die komplette Betreibung des Objektes. Die Gesamtfläche inklusive Freiflächen liegt bei 7.300 Quadratmetern. Der Mietvertrag läuft zunächst über zwei Jahre. Über die Höhe der Miete wurde Stillschweigen vereinbart.
Die Firma European Homecare betreibt bereits die Flüchtlingsunterkunft des Freistaates Sachsen im Erlweinforum und verfügt somit über Erfahrungen mit der sozialen Betreuung an einem großen Standort. Golden-Door-Chef Zweig erklärte, dass ihm die Unterbringung eine Herzensangelegenheit sei. „Wir versuchen, die Menschen zu integrieren und wollen den Rahmen geben, um etwas Positives zu entwickeln.
Das Eventwerk wurde 2016 gründlich renoviert, damals war auch der Konk-Klub eingezogen. Die Halle wurde für größere Konzerte genutzt und für Firmenveranstaltungen und -präsentationen. „Seit Corona ruht das Geschäft“, so Zweig. Nur eine größere Veranstaltung habe es im vergangenen Jahr gegeben.
Sechs Quadratmeter pro Person
In der großen Halle sind jetzt dünne Stellwände aufgestellt. Die 12-Quadratmeter-Zimmer sind dann immer für zwei Personen gedacht. Neben dem Hauptgebäude gibt es in einem Container-Trakt Duschen und Speiseräume. In einem großen Begegnungsraum steht schon eine Tischtennisplatte und es gibt ein Info-Center. Xandra Hiller vom European Homecare sagt, dass es Sprachkurse geben soll, man sei da schon mit der Volkshochschule in Kontakt.
Viele ihrer Mitarbeiter*innen seien Menschen mit Migrationshintergrund, so dass in den wichtigsten Sprachen immer auch Muttersprachler vor Ort sind. Die Räumlichkeiten würden dem Standard in Sachsen entsprechen, so Hiller.
Im November 2022 wurden insgesamt 560 Menschen im Kontext Flucht und Asyl an die Landeshauptstadt Dresden zur Unterbringung zugewiesen. Die Herkunftsländer seien vor allem Syrien und Afghanistan, sagt Bürgermeister Kühn, aber es kommen auch Geflüchtete aus der Türkei, Eritrea, Georgien, dem Libanon und anderen Ländern. Außerdem rechnte Kühn wieder mit mehr Geflüchteten aus der Ukraine.
Bis Ende 2022 werden der Landeshauptstadt Dresden keine weiteren Personen im Kontext Flucht und Asyl zugewiesen. Das Hochbauamt organisiert die Unterbringungsmöglichkeiten. „Der Markt ist angespannt“, sagt Meier-Hedrich. Die städtische Strategie sieht vor, möglichst viele Menschen dezentral in Wohnungen und Wohnheimen, die sich gut ins Wohnquartier einfügen, unterzubringen.
Allerdings reiche das Angebot auf dem Wohnungsmarkt dafür nicht aus. Auch das Angebot an Hotelzimmern sei begrenzt und gerade in der Adventszeit sehr gut gebucht. Deshalb kommen andere Immobilien in den Blick.
- Weitere Infos: www.dresden.de/asyl
Zumindest kurzer Weg bis zur Alauenstraße…
„Über die Höhe der Miete wurde Stillschweigen vereinbart.“
Besser ist das, nicht das noch ein Anderer von den lukrativen Konditionen erfährt. Oder ist es vielleicht doch eine reine „Herzensangelegenheit“?