Am Montag wird die Ausstellung „tender noise“ mit Werken der Neustädter Malerin Claudia Kleiner im Stadtarchiv Dresden eröffnet.
Grafik? Malerei? Das ist auf den ersten Blick schwer zu entscheiden bei den Werken von Claudia Kleiner. Mit der Linie „wird der Sprung aus dem Statischen ins Dynamische gemacht“, sagte Wassily Kandinsky 1926 in einem Beitrag zur Analyse der malerischen Elemente. Claudia Kleiner erforscht diese Dynamik und verfolgt Entwicklungen, die über die grafische Natur der Linie hinaus deren Körperlichkeit nachspüren.
Beim flüchtigen Betrachten wirken ihre Werke wie Drucke. Jedoch wird das Prinzip der Wiederholung entlarvt, wenn sich die Striche geringfügig ändern oder die Künstlerin mit Farbe Brüche herbeiführt. Selbst das scheinbar knitternde Papier – alles gemalte Interpretation. Ein leises Pulsieren entsteht, methodisch stehengelassene Linien markieren Phasenverschiebungen, die Interferenzen zur Folge haben, also Überlagerungen verschiedener Rhythmen und Farbschichten. Je nach gegenseitiger Durchdringung entsteht eine Tiefenwirkung, Fläche steigt durch Farbrauschen in den Raum, durch zärtliches Rauschen – tender noise.
Entwicklung betrachten
Farben, Richtungen und Ebenen werden immer wieder neu in Verbindung gebracht und offenbaren einen politischen Aspekt abstrakter Kunst: Sie erinnern, dass das Denken täuschen kann und fordern nicht nur ein Prüfen der Wahrnehmung, auch ein Prüfen vermeintlichen Wissens heraus. Gleichzeitigkeit und Nebeneinander-Existieren, aber auch miteinander in Kontakt kommen können, sind essenzielle, brandaktuelle Fragen unserer Menschengemeinschaft. Claudia Kleiners Bilder sprechen eine Einladung aus, Entwicklung zu betrachten und sich auf die Suche nach den Rändern zu machen, den eigenen und denen der Welt.
Die gebürtige Sebnitzerin hat nach einer Ausbildung zur Gestaltungstechnischen Assistentin bei Professor Peter Bömmels an der Hochschule für Bildende Kunst (HFBK) in Dresden studiert, bei ihm war sie auch Meisterschülerin. Zuletzt hat sie im Pieschener Kunstraum „Geh 8“ ausgestellt und für die Combo „I’m Your Stalker“ das Cover gestaltet.
Vernissage am Montag
Am 30. Januar 2023, 19 Uhr wird die Kunstausstellung „tender noise“ im Stadtarchiv Dresden auf der Elisabeth-Boer-Straße 1 eröffnet. Die Werke sind dann bis zum 6. April 2023 zu sehen.
Öffnungszeiten der Ausstellung: montags und mittwochs 9 bis 16 Uhr, dienstags und donnerstags 9 bis 17 Uhr, freitags 9 bis 12 Uhr
Der Eintritt ist kostenfrei.